Der Cellist Tzu-Shao Chao ist extra aus Taiwan nach Rutesheim gekommen. Foto: www.stephan-haase.de/Stephan Haase

Die Veranstalter der Cello Akademie Rutesheim ziehen nach einer Festivalwoche unter Corona-Bedingungen eine positive Bilanz.

Rutesheim - Nach der Corona-Zwangspause im vergangenen Jahr hat sich das Rutesheimer Festival in dieser Herbstferienwoche mit renommierten Dozenten und jungen Talenten zurückgemeldet. In diesem Jahr fand die Veranstaltung, die sich seit ihrer ersten Auflage im Jahre 2009 internationale Anerkennung erarbeitet hat, unter deutlich anderen Bedingungen statt. Die Pandemie hat zahlreiche Änderungen und Einschränkungen mit sich gebracht. Das Fazit des Organisationsteams um Festivalleiter Matthias Trück fällt dennoch sehr positiv aus.

„Klar war von Anfang an, dass dieses Festival sich 2021 anders aufstellen und den Akademie-Betrieb an die neue Normalität unter Corona anpassen musste“, sagt Pressesprecherin Nicole Steller. Überraschend war laut Steller nicht nur, wie gut das gelungen sei, sondern vor allem, welcher künstlerische Mehrwert sich aus der verschlankten Ausgabe habe gewinnen lassen.

Weniger Studierende, dafür mehr Zeit fürs Lernen

Einer der Gründe dafür war nach Angaben von Nicole Steller die bewusst reduzierte Anzahl von Plätzen bei den Meisterkursen. Von der geringeren Zahl an Schülerinnen und Schülern hätten die Teilnehmenden am Ende profitiert, weil sie so mehr Unterricht und zusätzliche Workshops und Beratungsangebote wahrnehmen konnten. Der größte Vorteil aus den pandemiebedingten Veränderungen habe sich aber daraus ergeben, dass die jungen Talente an mehreren Abenden „Saite an Saite“ mit den Dozenten spielen konnten. Daraus ergab sich – laut Rückmeldungen der Teilnehmenden – ein intensiviertes Akademie-Erlebnis.

Wie Cello-Akademie-Leiter Matthias Trück erklärt, seien gemeinsame Auftritte von Dozenten und Meisterkurs-Studenten auch früher gelegentlich vorgekommen – dann allerdings eher spontan. „Dass wir diese Konstellation von Anfang an eingeplant haben, war dagegen ein Novum. Die Erfahrungen waren überaus positiv, in mehr als einer Hinsicht“, sagt Trück. Schließlich habe die Ensemble-Bildung und die Probenarbeit dadurch schon deutlich vor Beginn der Cello-Akademie begonnen und so den Festivalzeitraum länger und intensiver gemacht. „Gefragt waren entsprechend gute Selbstorganisation und Vernetzung untereinander – und das hat hervorragend geklappt“, stellt Trück fest. Für die Motivation und Eigenverantwortung der Teilnehmenden an den Meisterkursen habe das noch mal „einen spürbaren Push“ bedeutet.

Publikum lobt vorsichtige Bestuhlung

„Am Ende hatten wir Ensembles, die von einer Quartettbesetzung bis zu 20 Cellistinnen und Cellisten reichten“, berichtet Trück. Auch die Lehrenden seien von dem engeren Austausch und Kontakt mit dem Nachwuchs sehr angetan gewesen. „Für unsere Programmplanung der kommenden Ausgaben werden wir sicherlich sehr viel mitnehmen“, kündigt der Festivalleiter an.

Voll aufgegangen sei auch die „um- und vorsichtige Bestuhlung mit üppigen Abständen“ in der Halle Bühl II berichtet Nicole Steller. „Das wurde vom Publikum einhellig gelobt“, sagt die Pressesprecherin. Zwar habe man dadurch nur etwa ein Drittel oder Viertel der Kapazität im Vergleich zu den Jahren vor Corona erreicht, „aber die Anwesenden konnten sich sicher fühlen – und honorierten das“, verweist Steller darauf, dass alle acht Konzerte ausverkauft waren.

Studierende aus Taiwan nehmen Quarantäne in Kauf

Eine Konstante sei jedoch trotz aller pandemiebedingten Veränderungen geblieben: die dezidiert internationale Zusammensetzung der Studierenden. Insgesamt 45 Talenten aus Europa, Asien und Amerika waren nach Rutesheim gekommen. Obwohl zum Beispiel die Cellisten aus Taiwan – jetzt nach sieben Tagen Rutesheim – eine dreiwöchige Quarantäne zu Hause erwartet.