Hinterhöfe können sehr unterschiedlich aussehen und genutzt werden. Das Buch „Kosmos Hinterhof“ zeigt das anhand der Hinterhöfe in Basel (Schweiz). Foto: /Nicolas Gysin

Das Aschenputtel der Stadt oder begehrter Raum? Der Hinterhof ist beides. Aber er rückt immer mehr in den Fokus des Interesses – als grüne Oase und als Bauplatz. Das Buch „Kosmos Hinterhof“ zeigt, wie der Hinterhof die Zukunft der Stadt beeinflussen könnte.

Andreas Ruby, Direktor des Schweizerischen Architekturmuseums S AM, beginnt sein Vorwort zu dem Buch „Kosmos Hinterhof“ mit diesem Satz: „Der Hinterhof ist das Aschenputtel in der Stadt.“ Tatsächlich bleiben Hinterhöfe meist im Verborgenen – oder auch Innenhöfe, auch diesen Unterschied zeigt das Buch auf, das Elias Aurel Rüedi beim Christoph Merian Verlag in Basel herausgegeben hat.

Ruby schreibt auch, dass einem die Bedeutung und Funktion dieser Höfe erst dann aufgeht, wenn man sich in einer Stadt befindet, die ganz ohne Hinterhöfe auskommen (muss) – wie etwa im New Yorker Stadtteil Manhattan. Dort sind sind ganze Blöcke völlig überbaut: „Ohne Hof gibt es nur die dialektische Unterscheidung von bebautem und unbebautem Raum.“

Hinterhöfe, das Pendant zum Straßenraum, sind freilich aber sehr unterschiedlich: Sie können grüne Oasen und idyllische Rückzugsorte sein, aber auch graue Steinwüsten oder zweckmäßige Gewerbeorte. Sie können Orte der Erholung oder der Interaktion sein. Diese vielfältigen und oft verborgenen Räume in Städten erschließt „Kosmos Hinterhof“ mit großformatigen Fotografien – zu denen leider genauere Bildbeschreibungen fehlen – und thematischen Beiträgen verschiedener Autoren.

Heute rücken Hinterhöfe immer mehr ins Schlaglicht und wecken oft Begehrlichkeiten. In der Regel auf privatem Grund liegend und in Eigentumsparzellen aufgeteilt, bergen sie als kostbares urbanes Territorium eine brisante Thematik. Klimatische, ökologische und soziale Kriterien gewinnen neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten an Gewicht. Diese werfen die Kernfrage auf: begrünen oder bebauen? Eine wichtige Frage für die Zukunft unserer Städte

Macht was aus den Hinterhöfen

Diese Aspekte werden im Buch am Beispiel von Basel erörtert. Aufgrund ihrer historischen Blockrandbebauung verfügt die Stadt über viele Hinterhöfe. Die bebilderten, mit Grafiken und Plänen versehenen Analysen und Beiträge stellen fünf konkrete Hoftypen vor, gefolgt von Visionen und umsetzbaren Nutzungsstrategien. Ergänzt von Praxistipps bieten sie Denkanstöße für Mieter, Hauseigentümerinnen und (Landschafts-)Architekten. Das ganze Buch schreit eigentlich: Machen Sie was aus den Hinterhöfen!

Info

Das Buch
Kosmos Hinterhof. Einblicke und Perspektiven. Elias Aurel Rüedi (Hg.), 144 Seiten mit zahlreichen Fotografien und Skizzen, Christoph Merian Verlag, 39 Euro. www.merianverlag.ch