Tausende Menschen besuchen jedes Semester die Kurse der Volkshochschule in Gerlingen. Foto: Simon Granville

Lieblingsorte, Lieblingsworte: Die Volkshochschule in Gerlingen hat sich einiges überlegt, um neue Kursteilnehmende zu gewinnen und die bestehenden zu binden. Das neue Programmheft entstand mit Hilfe von künstlicher Intelligenz.

Die Macher der Volkshochschule fordern ihre Teilnehmenden kommendes Semester mehr als sonst. Außer den 545 Kursen, die die Bildungseinrichtung im Herbst und Winter bietet, gibt es eine Mitmachausstellung mit dem Titel „Der beste Ort“. „Für den Schwerpunkt benötigen wir dieses Mal Hilfe“, sagt der Leiter der VHS, Markus Fink: Er ruft die Menschen dazu auf, ihren persönlichen „besten Ort“ an die Bildungseinrichtung zu schicken – als Foto, Malerei, Skulptur, digitale Kunst, „alles ist willkommen“. Die Einsendungen stellt die VHS von 18. September an aus (18.30 Uhr). Und verlost als Dankeschön fürs Mitmachen unter anderem einen „Mitmachkurs“: Wer gewinnt, entwirft mit den Fachbereichsleitenden ein Seminar oder eine Exkursion.

Markus Fink sagt, die Einsendungen selbst würden nicht prämiert, schließlich sei ein bester Ort individuell. Aber freilich will die VHS die Leute nicht nur belohnen, sondern auch motivieren, bei der Ausstellung mitzumachen – um so im Idealfall auch neue Nutzer zu gewinnen. Noch sei die VHS bei der Zahl der Teilnehmenden nicht auf dem Niveau von Vor-Corona, etwa zehn Prozent würden fehlen. „Wir haben aber keinen Grund zu meckern“, meint Markus Fink. Zählte die VHS im Jahr 2019 im ersten Semester 4239 Teilnehmende, waren es dieses Jahr 3861. Dafür lägen die Einnahmen durch Kursgebühren schon leicht über denen von 2019. „Allerdings sind die Ausgaben mehr gestiegen“, stellt Markus Fink fest.

Künstliche Intelligenz bleibt ein großes Thema

Fink will, wie er sagt, den Menschen noch mehr Freude am Programmheft bieten. Aus dem Grund stellen sich darin neue und „alte“ Dozentinnen und Dozenten vor – insgesamt beschäftigt die VHS rund 200 Kursleitende –, ergänzt mit Rezepten, wenn sie Kochkurse geben.

Auf einer anderen Seite verraten Teilnehmende, was ihr Lieblingswort in der Fremdsprache ist, die sie derzeit lernen – um die Leute wieder mehr an die Volkshochschule zu binden, begründet dies die für Sprachen zuständige Carolin Renn. Was nicht auf die Seite passte, wird im sozialen Netzwerk Instagram veröffentlicht. Und weil die künstliche Intelligenz (KI) „uns die nächsten Jahrzehnte weiter beschäftigen wird“, sagt Markus Fink, hat die VHS neben entsprechenden Kursen wie zu ChatGPT auch mit KI generierte Bilder im Programmheft. Acht Fotos sind es insgesamt. Wer sie alle findet und der VHS mitteilt, bekommt eine Überraschung.

Anmeldung klassischerweise online

Der VHS-Leiter nennt das gedruckte Programm zwar ein „Auslaufmodell“, aber erst in einigen Jahren werde es so weit sein, ist er überzeugt. Die VHS habe Teilnehmende jeden Alters, sagt Markus Fink, der eine „hohe Mitnahme“ des Printmediums beobachtet und auch Analysen vornimmt. Jedes Semester würden 5500 Hefte weggehen, deren Werbewirksamkeit wichtig sei. Dagegen erfolge die Anmeldung zu den Kursen seit langem hauptsächlich im Netz. Das Programmheft gibt es auch als PDF auf der Homepage der VHS und künftig zusätzlich als E-Paper.

Kostenlos sind auch fünf Veranstaltungen, die sogenannten Schmankerl. Darunter ist im beliebten Fremdsprachen-Kino der Film „The Father“, eine Einführung in das Fediversum – ein Netzwerk von Netzwerken, die alle miteinander kommunizieren – und ein Vortrag über Hochsensibilität und ADHS, eine psychische Störung in der Kindheit.

Hohe Nachfrage nach frühkindlicher Bildung

Für eine VHS bietet die Einrichtung laut Fink „ein relativ großes Angebot für die Kleinsten“: Neu sind hier Kurse für Kinder im ersten Lebensjahr wie Velki (Volkshochschule für Eltern und Kinder), Babys in Bewegung und Babymassage. Bereits im vorigen Semester habe es viel Nachfrage nach frühkindlicher Bildung gegeben, berichtet der zuständige Fachbereichsleiter Holger Weiß. Im kommenden Semester würden aber auch viele Exkursionen angeboten, etwa eine rund um „Die pompöse Esskultur im Barock“ mit einem Drei-Gänge-Menü im Stuttgarter Restaurant Plenum. Im Bereich Gesundheit neu ist die Vorbeugung und Früherkennung der Knochenerkrankung Osteoporose.

Markus Fink hat seinen besten Ort übrigens an der portugiesischen Südküste gefunden: An den Klippen sei man allein, könne man aufs Meer schauen und die Gedanken schweifen lassen. In der Ausstellung werde er seine Mitmenschen teilhaben lassen.

Das neue Programm erscheint am Montag, 17. Juli, Anmeldungen sind von 9 Uhr an möglich. Das neue Semester startet am 25. September. Der Einsendeschluss für die Mitmachausstellung ist der 11. September.