Besonders dramatisch gehen die Bestände des Grasfrosches zurück – früher war er eine Allerweltsart. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Seit 2018 gehen die Zahlen bei den meisten Amphibienarten dramatisch zurück – vermutlich ist der Klimawandel schuld. Das Land reagiert mittlerweile.

Langsam verliert auch Hubert Laufer die Hoffnung: Der bundesweit bekannte Amphibien-Experte aus Offenburg muss nun das siebte Jahr in Folge einen weiteren Rückgang bei den Fröschen, Kröten, Unken, Molchen und Salamandern vermelden. Dabei hätten in diesem Frühjahr bei den Amphibienwanderungen ideale Bedingungen geherrscht, weil es viel geregnet hatte und es recht warm gewesen sei: „Es sieht aber leider landesweit sehr düster aus“, zieht Laufer ein Resümee.

Im Enzkreis beispielsweise wurden zwischen 2006 und 2017 an 16 Wanderstrecken zusammen immer zwischen 10 000 und 15 000 Tiere gezählt, vor allem Erdkröten und Grasfrösche. Seit 2018 brechen die Bestände dramatisch ein, zuletzt waren es immer weniger als 4000 Tiere. Insgesamt sind 14 der 19 heimischen Amphibienarten betroffen, darunter Moorfrosch, Gelbbauchunke oder Geburtshelferkröte. Auch langfristig gingen die Bestände schon zurück; jetzt hat sich diese Entwicklung stark beschleunigt.

Als Ursache vermutet Hubert Laufer den Klimawandel. Wenn es lange heiß sei, blieben die Tiere im Versteck, anstatt im trockenen Gras auf Nahrungssuche zu gehen, zudem fehlten zunehmend die Beutetiere, wie Insekten. „Manche Tiere verhungern einfach“, so Laufer. Noch schlimmer für die Population ist jedoch, dass die Weibchen in heißeren Jahren häufig keine Eier produzieren und die Fortpflanzung komplett ausfällt.

„Ein Laubfrosch lebt nur fünf oder sechs Jahre – da ist jedes Jahr ohne Nachwuchs problematisch“, sagt Laufer. Daneben spielt auch eine Rolle, dass Gewässer verloren gehen, dass zu viele Pestizide in die Umwelt gelangen und dass sehr viele Tiere schlicht überfahren werden.

Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, und tatsächlich hat das Umweltministerium in Stuttgart gemeinsam mit drei Naturschutzverbänden vor zwei Jahren ein „Feuerwehr-Programm“ ins Leben gerufen. In jedem Landkreis sollen mindestens fünf Gewässer saniert oder neu angelegt werden, lautet das Ziel. Bisher habe man 93 Teiche und Tümpel saniert, weitere 81 Gewässer seien bereits konkret geplant, sagt Friederike Lanfermann, die Sprecherin des Umweltministeriums: „Darüber hinaus sind wir aktuell dabei, ein landesweites Amphibienschutzprogramm aufzustellen.“

Auch der Staatsforstbetrieb Forst BW ist im vergangenen Jahr aktiv geworden und kümmert sich intensiv um die Gelbbauchunke, die vor allem im Wald lebt. Das Ziel war, übers ganze Land verteilt 372 Habitate mit je vier Kleingewässern anzulegen; es reichen oft größere Pfützen, die nicht austrocknen. Man habe im letzten Jahr sogar mehr geschafft, betont Forst BW-Sprecher Sascha Bahlinger: „Wir sind sehr zufrieden damit.“