Tiktok-Star Maurizio Pastore aus dem Schwarzwald (links) mit seinem Anwalt Rechtsanwalt Christoph Nix Foto: StZN/Lea Krug

Kunst oder Beleidigung? Mit einem Video brachte der Tiktoker Maurii Pastore die Polizei gegen sich auf, Strafanzeigen folgten. Nun verurteilte ein Amtsgericht bei Freiburg den 27-Jährigen, der für all das wenig Verständnis zeigt.

Eine „Show“ nennt Maurizio Pastore den Prozess vor dem Amtsgericht Waldkirch bei Freiburg während einer kurzen Pause. Während der Verhandlung selbst äußert sich der 27-jährige Tiktok-Star nicht, er lässt seinen Anwalt für sich sprechen.

Oma Elke, Tanzkurs Max, Schulbrot Muddi – so heißen die Figuren von Maurii Pastore, wie er sich im Netz nennt. In seinen Videos geht es ums Fußballspielen, schnelle Autos und Lustiges im Alltag – das kommt auf der Plattform offenbar an. Dem Mann aus dem Schwarzwald folgen 2,9 Millionen Menschen allein auf Tiktok.

Ein Video – bereits 2022 veröffentlicht – hat ihm nun Ärger eingebracht. Der Sketch, der nun vor Gericht gezeigt wird, ist 31 Sekunden lang und soll laut Untertitel im Freiburger Polizeipräsidium spielen. Zu sehen ist in dem Clip ein Polizist, der sich über die internen Beförderungen ärgert. Er will den Polizeipräsidenten zur Rede stellen – und erwischt diesen prompt in flagranti mit seiner Assistentin – ebenfalls gespielt von Pastore selbst mit blonder Perücke. Tief unterm Tisch kniet sie. „Jetzt weiß ich, warum die immer befördert wird“, sagt die Figur. Gesehen haben den Clip Hunderttausende. Besonders brisant: Pastore hat selbst eine Ausbildung zum Polizisten durchlaufen. Bis zu seinem Karrieredurchbruch auf Tiktok war er bei der Autobahnpolizei in Weil am Rhein tätig.

Was darf Kunst?

Vor Gericht geht es vor allem um die Frage, ob die Betroffenen in dem Beitrag ausreichend entfremdet wurden. Der Name des Polizeipräsidenten im Video ähnelt dem des Beamten. Und auch der Name der Assistentin wird angedeutet. Außerdem steht die große Frage im Raum, was Kunst darf.

Darüber streitet Pastores Verteidiger theaterreif mit dem Staatsanwalt. Kein Wunder, Pastores Rechtsanwalt Christoph Nix ist nicht nur Jurist, bis vor drei Jahren wirkte er auch als Intendant am Konstanzer Stadttheater. Pastore wirkt wie ein Zuschauer seines eigenen Tiktok-Clips, schaut ab und zu in die Luft. Er komme aus einer „naiven Welt“, habe keine bösen Absichten, so sein Anwalt. Nix betont, wie groß die Kunst und die Freiheit in diesem Fall wirkten und vergleicht seinen Mandanten mit einem „Ritter des 21. Jahrhunderts“, der sich für Gerechtigkeit einsetzte.

Die Richterin sieht das anders und verurteilt Pastore mit dem Urteilsspruch am Mittwochmittag zu einer Geldstrafe von 18 200 Euro (70 Tagessätze zu je 260 Euro). „Auch Satire kann strafbar sein“, sagt sie. Der Inhalt sei „herabwürdigend“, vor allem für die Assistentin des Polizeipräsidenten, die im Vergleich zu ihrem Chef keine öffentliche Person sei. Den Tatbestand der üblen Nachrede und der falschen Tatsachenbehauptung sieht sie gegeben.

Massive Kritik an der Richterin

Von seiner ritterlichen Seite zeigt sich Pastore nach dem Urteil nicht. „Das war von vornherein klar. Wir sind hier vor einem kleinen Amtsgericht. Ich hoffe, wir haben es das nächste Mal mit seriösen Leuten zu tun“, sagt der 27-Jährige. Er und sein Anwalt wollen in Berufung gehen. Man wolle im Zweifel bis vors Bundesverfassungsgericht ziehen.