Nach einem Ausflug Richtung 14 000 Zähler liegt der Dax jetzt wieder d Foto: AFP/Daniel Roland

Unsere Börsenexperten blicken auf die neue Woche. Nach der jüngsten Erholungsrallye scheinen die Sorgen um Inflation und Zinsen wieder in den Vordergrund zu rücken.

Der Deutsche Aktienindex schien auf bestem Weg, die Marke von 14 000 Punkten zurückzuerobern. Doch vergangene Woche ging dem Leitindex die Puste aus, als bekannt wurde, dass die Inflationsrate in Großbritannien auf zehn Prozent gestiegen ist. Die Furcht vor einem langen und kräftezehrenden Kampf gegen die Teuerung rückte wieder in den Vordergrund.

Auch in Deutschland hält die Bundesbank im Herbst zweistellige Inflationsraten für möglich. Ab Donnerstag werden in Jackson Hole in den Rocky Mountains Notenbanker aus aller Welt darüber sprechen, wie mit dem hohen Preisdruck umzugehen ist.

Wie stark werden die Zinsen steigen?

In felsigen Regionen fühlen sich bekanntlich Falken recht wohl. Mit diesen Vögeln werden Notenbanker verglichen, die für eine energische Bekämpfung der Inflation eintreten. Zuletzt wurde an den Märkten allerdings spekuliert, dass in der US-Notenbank bereits wieder die zögerlicheren Tauben die Oberhand gewinnen. Für die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum signalisierte das deutsche Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel, dass die gerade erst begonnene Straffung der Geldpolitik noch lange fortgesetzt werden muss.

Doch selbst wenn sich die Tauben in der EZB allesamt zu Falken wandeln sollten, wird der Kampf gegen die Inflation zäh. Denn gegen die vom russischen Bären geschürten Energiepreissteigerungen ist die Notenbank machtlos. Mit höheren Zinsen kann sie lediglich die Kreditnachfrage dämpfen und damit letztlich die Bereitschaft von Unternehmen und Verbrauchern, Kostensteigerungen auch in anderen Bereichen zu akzeptieren.

Eine Rezession wird immer wahrscheinlicher

Unvermeidlicher Nebeneffekt: Die Rezessionsgefahr steigt. Denn eine geringere Nachfrage ist schlecht für die Unternehmen. Darum dürften die Bären auch an den Aktienmärkten die Oberhand behalten – also die Pessimisten unter den Anlegern. Die in der neuen Woche anstehenden Konjunkturdaten werden die Stimmung kaum heben: Sowohl die Einkaufsmanager-Indizes, die am Dienstag veröffentlicht werden, als auch der Ifo-Geschäftsklimaindex (Donnerstag) dürften nachgeben. Der Aufwärtstrend der vergangenen Wochen, so urteilt die LBBW in ihrem Marktausblick, war wohl nur eine „Bärenmarktrallye“. Also eine kleine Tanzeinlage, die eigentlich nicht artgerecht ist – und deshalb nur von kurzer Dauer.