Hat Robert Habeck die Rede seines Lebens gehalten? Viele Reaktionen in sozialen Netzwerken sagen genau das. (Archivbild) Foto: dpa/Michael Kappeler

„Staatsmännisch“, „beeindruckend“, „Politiker von Weltformat“ – mit einer Videobotschaft zum Umgang mit dem Terror in Israel erobert Robert Habeck die Newsfeeds sozialer Netzwerke. Warum viele den Auftritt so besonders finden.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat mit einer persönlichen Rede zum Umgang mit Israel nach dem Hamas-Angriff parteiübergreifend viel Lob in sozialen Netzwerken erhalten – selbst von politischen Gegnern. In dem knapp fünfminütigen Videoclip, den der Vizekanzler vor einigen Tagen unter anderem auf der Plattform X, ehemals Twitter, veröffentlichte, erklärt der Politiker, warum es jetzt wichtig sei, uneingeschränkt solidarisch mit Israel zu sein.

„Wir stehen an eurer Seite und wir haben nicht vergessen“, heißt es einleitend. Den Angriff der Hamas bezeichnet er als „kriegerisch, fürchterlich.“ Habeck spannt den Bogen dann zum Juni 2022, als er als Minister seinen Antrittsbesuch in Israel gemacht habe. In einer Halle in der Knesset sei sein Blick auf ein düsteres Gemälde gefallen, das eine Frau vor einer Menschengruppe mit einem Baby auf dem Arm zeigt; am Rande des Menschenzugs bewaffnete Soldaten. Habeck sei stehengeblieben und habe gefragt, was auf dem Bild dargestellt sei: Babyn Jar, eine Schlucht bei Kiew, in der unter dem Befehl der deutschen Besatzer im Dritten Reich 1941 zigtausende Juden hingerichtet worden waren.

Etwa ein Jahr zuvor habe Habeck Babyn Jar besucht, „ein unfassbarer Ort des Grauens.“ Orte wie diese seien der Grund, warum der Staat Israel geschaffen wurde. „Jetzt ist der Zeitpunkt für das klare und unverrückbare Bekenntnis, Israels Sicherheit ist deutsche Staatsräson“, so Habeck weiter.

Israel habe alles Recht, sich zu verteidigen „und wir werden es unterstützen, wo immer es unsere Unterstützung braucht.“ Was passiert sei, habe nichts mit irgendeinem Freiheitskampf zu tun. Die Hamas kämpfe nicht für die Palästinenser, sie kämpfe und morde sinnlos nur für sich. Dass hierzulande auf den Straßen und im Netz Terror gefeiert werde, „ist ekelhaft. Mehr noch, es ist beschämend.“ Jeder sei verpflichtet, seine Stimme zu erheben gegen „Antisemismus und Hass bei uns und anderswo und zwar laut und bestimmt: nie wieder.“

Auch viel Lob aus der CDU

Das klare Statement brachte dem Minister in sozialen Netzwerken Applaus aus den unterschiedlichsten politischen Ecken ein. Vor allem, dass Habeck wie ein echter Staatsmann auftrete, wird gelobt. So schreibt etwa der Grünen-nahe Schauspieler und Regisseur Marcus Mittermeier: „Habeck ist für mich ein Politiker mit Weltformat. Hört Euch diese Rede an.“

Die Rede begeistert aber nicht nur Grüne. „Ich bin kein Mitglied der Grünen, aber Robert Habeck hat allein in seinem kleinen Finger mehr Kanzlerpotenzial als Merz, Söder oder Scholz es jemals zusammen haben könnten“, heißt es in den Kommentarspalten. Auch offizielle Vertreter der Opposition wie der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter klatschen Beifall: „Klare Worte von Bundesminister Habeck für unverrückbare Solidarität mit Israel und gegen Relativierungen.“

Sein Parteikollege Armin Laschet kam zu dem Urteil, dass die Rede „sehr eindrucksvoll sei“ und Karin Prien (ebenfalls CDU), Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, schreibt zu dem Video: „Jenseits aller politischer Differenzen: Zur Einordnung der Verbrechen der Hamas und der deutschen Verantwortung findet Robert Habeck den richtigen Ton.“

Kritik an der Rede ist in Social-Media-Resonanzräumen nur wenig zu vernehmen. Abgesehen von Unkenrufen, dass Habeck die Rede womöglich nicht selbst verfasst habe, ist unter dem Hashtag „Habeck“ auf X wenig Despektierliches zu finden. Allerdings fordern einige von Robert Habeck, die Regierung müsse auf ihre Worte nun Taten folgen lassen.