Zwischen Zeitschriften und Brettspielen: Margarete Bansen und Heidi Vogt von der Bücherei im Bürgerhaus. Foto: Eibner-Pressefoto/Roger Bürke

Seit zehn Jahren wird die Bücherei im Bürgerhaus in Altdorf von Ehrenamtlichen betrieben. Ende April feiert sich die Einrichtung mit einem Festwochenende selbst. Mit dabei: ein Lesomat und musikalische Lesungen. Das Kriminal-Dinner ist schon ausverkauft.

Die Liste der sprichwörtlichen Hüte, die Margarete Bansen, Heidi Vogt und ihre Kolleginnen und Kollegen von der Altdorfer Bücherei im Bürgerhaus aufhaben, ist lang. Im Auftrag der Gemeinde, aber doch weitgehend in Eigenregie lenken 16 Ehrenamtliche die Geschicke der Bücherei. „Mit sehr, sehr viel Herzblut“, wie Heidi Vogt betont. Im April feiert die Bücherei ihr zehnjähriges Bestehen.

Der Wunsch, eine Bibliothek in Altdorf zu haben, ging seinerzeit von Bürgermeister Erwin Heller aus. „Er wollte unbedingt eine Bücherei und unterstützt uns auch nach wie vor sehr“, sagt Heidi Vogt. Der Gemeinderat habe allerdings nur für den Fall zugestimmt, dass sich auch genügend Freiwillige finden, um sie zu betreiben.

Großes Interesse an Bücherei

Vor rund zwölf Jahren habe es dann einen entsprechenden Aufruf gegeben. „Eine junge Mitarbeiterin der Gemeinde hat das koordiniert“, erinnert sich Margarete Bansen, die unter anderem stellvertretende Büchereileiterin ist. „Getroffen haben wir uns alle das erste Mal im Rathaussaal.“ Auch Heidi Vogt war damals schon dabei. „Ich weiß noch, dass ich damit gerechnet habe, dass da ein paar einzelne Leute sitzen“, sagt sie. „Das Spektakuläre war, dass ich reinkam und der Saal einfach voll war.“

Bei der ersten Vorstellungsrunde habe sich bereits gezeigt, dass sich die Interessen und Vorkenntnisse der Ehrenamtlichen gut mit den Aufgaben in der Bücherei verbinden lassen. „Jeder Deckel hat seinen Topf gehabt“, so Vogt. Dann ging es an den Ausbau der Räume im Bürgerhaus. „Wir hatten 50 000 Euro, und damit durften wir aussuchen und einkaufen“, sagt Bansen. Teppich, Mobiliar, Farben, Lampen – bei allem hatten die Ehrenamtlichen die Finger im Spiel. Schließlich sei das ehemalige Schulhaus, das heute das Bürgerhaus ist, damals komplett neu aufgebaut worden. „Wie der Phönix aus der Asche“, kommentiert Vogt. Dadurch, dass sich die Ehrenamtlichen in den Büchereiräumen verwirklichen konnten, sei ein besonderes Maß der Identifikation mit der Einrichtung erreicht wurden. Am 20. April 2013 wurde Eröffnung gefeiert.

Ehrenamt hält Bücherei am Laufen

„Seitdem sind wir mit unzähligen Arbeitsstunden vor und hinter den Kulissen, dabei“, so Vogt. Ausleihe, Buchbeschaffung, Erfassung der Bücher (Signatur erstellen, Buch bekleben und einbinden), Bestandspflege, Öffentlichkeitsarbeit, Kinderveranstaltungen, Kindergarten- und Schulführungen, EDV, Finanzen, Vorlesen, Lesestart, die Sommerveranstaltung „Heiß auf Lesen“, weitere Veranstaltungen, die Internetseiten und die Spalte im Nachrichtenblatt – all das managen die Frauen und der Mann des ehrenamtlichen Teams neben ihren regulären Berufen.

Der Schwerpunkt der Bücherei liegt auf Kinderbüchern. „Das liegt daran, dass unser Geld nicht so reichlich ist, und uns die Kinder sehr am Herzen liegen“, sagt Bansen. Vogt fügt hinzu: „Uns ist klar, dass wir nicht alle Kinder erreichen. Aber wenn ich herkomme und hier laufen Kinder rum und freuen sich, dann geht mir das Herz auf.“

Festwochenende im April

Jährlich bekommt die Bücherei 7500 Euro von der Gemeinde. Davon werden neue Bücher und andere Medien beschafft, eingebunden und in das System eingepflegt. Auch die regulären Veranstaltungen werden aus diesem Budget finanziert. Dazu kommen Spenden von lokalen Unternehmen oder Privatleuten. Für das Jubiläumsjahr gebe es einen eigenen Topf, sagen die beiden Ehrenamtlichen. Aktuell hat die Bücherei im Bürgerhaus 1298 Benutzer, 97 davon kamen im vergangenen Jahr dazu. Um die Bücherei attraktiver zu machen, hat sich das Team darüber hinaus aus dem Förderprogramm „Vor Ort für alle“ des Deutschen Bibliotheksverbands zwei Computerarbeitsplätze und barrierefreie Türen finanzieren lassen.

Zehn Jahre Ortsbücherei in Altdorf – das Wochenende von Freitag, 21., bis Sonntag, 23. April, steht komplett im Zeichen dieses runden Geburtstages. Los geht es am Freitag mit einem Kriminal-Dinner, der einzigen kostenpflichtigen Veranstaltung. „Das war innerhalb von eineinhalb Stunden ausverkauft“, sagt Heidi Vogt.

Kinder lesen vor, sobald Geld in den hölzernen Lesomaten geworfen wird

Am Samstag übernehmen von 14 bis 17 Uhr die Kinder die Verantwortung in der Bücherei. „Die Kinder sind schon ganz heiß darauf“, sagt Bansen. Ausgestattet mit Bücherei-T-Shirts und Namensschildern sollen die Kinder den Büchereinachmittag nach ihren Vorstellungen gestalten. Zudem wird ein sogenannter Lesomat in der Bücherei aufgestellt. „Das ist wie ein Automat aus Holz, in den man Geld reinwirft und dann liest ein Kind etwas vor“, sagt Margarete Bansen. Aktuell werde der eigens hergestellte Lesomat gerade von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin bemalt.

Am Sonntag gibt es zwei musikalische Lesungen mit dem Kinderbuchautoren Andreas Hüging. Um 14 Uhr liest er für vier- bis achtjährige Kinder aus dem Buch „Die Gäng vom Dach“, und um 15.30 Uhr geht es für Kinder ab acht Jahren weiter mit „Das fantastische fliegende Fundbüro“. Einlass ist jeweils eine halbe Stunde vor Beginn. Beide Lesungen sind kostenlos.