Blick in die Halle der Firma Neuro Robotics, die im vergangenen Jahr den Gründerpreis des Schwarzen Löwen gewonnen hat. Foto: Ingo Dalcolmo

Wer entscheidet eigentlich, wer bei einem Wirtschaftspreis gewinnt? Ein Blick hinter die Kulissen des Schwarzen Löwen.

Wirtschaftspreise gibt es viele. Dass sich zwölf Verlage mit 14 Tageszeitungen aus Baden-Württemberg zusammengeschlossen haben, um einen gemeinsamen Preis zu vergeben, ist in der Geschichte der baden-württembergischen Verlagslandschaft so noch nie da gewesen. Der Anspruch: „Eine Ehrung, die der hohen Innovationskraft der Unternehmen im Land gerecht wird, aber auch soziale, nachhaltige und diverse Anstrengungen des Mittelstands berücksichtigt“, formuliert Projektleiter Nico Bosch das Ansinnen der Verlage.

Vergeben wird der Preis seit dem zurückliegenden Jahr in insgesamt sechs Kategorien: Innovation und Zukunftsfähigkeit, digitale Transformation, Diversität und Nachhaltigkeit. Außerdem gibt es einen Gründerpreis und einen Publikumspreis für soziales Engagement.

Duale Hochschule Baden-Württemberg legt Kriterien für den Preis fest

„Wir wollten keinen Wirtschaftspreis, bei dem die Unternehmen automatisch einen Preis gewinnen“, sagt Nico Bosch. Von Anfang an wurde die Duale Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart ins Boot geholt – und mit ihr Professor Hanspeter Gondring. Der Wirtschaftswissenschaftler hat speziell für den Wirtschaftspreis Schwarzer Löwe die Kriterien und das Auswertungsschema festgelegt. So ist sichergestellt, dass der Preis nach einheitlichen Kriterien über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg neutral vergeben werden kann.

Die größte Herausforderung bei derartigen Preisen besteht immer darin, eine möglichst große Vergleichbarkeit der Teilnehmer herzustellen. „Stellen Sie sich vor, Sie haben zwei Unternehmen, die beide eine subjektiv betrachtet super Geschäftsidee hatten. Wem geben Sie den Preis?“, erläutert Hanspeter Gondring. Um diese Frage aufzulösen, müssen die Teilnehmer des Schwarzen Löwen nicht nur ihr Geschäftsmodell vorstellen und die Besonderheiten herausarbeiten, sondern zusätzlich eine ganze Reihe betriebswirtschaftlicher Kennzahlen angeben. „Nur so lassen sich tatsächlich objektive Vergleiche erzielen.“

Unterschiedlichste Unternehmen sind im Wettbewerb beteiligt

Das klingt im ersten Moment ganz einfach. Dahinter steckt aber jede Menge Detailarbeit. Nachdem im zurückliegenden Jahr alle Teilnehmer ihre Unterlagen eingereicht hatten, begann für den „Prüfungsausschuss“ die harte Arbeit des Sichtens. Jede Einreichung wurde zunächst darauf hin geprüft, inwieweit sie in der jeweiligen Kategorie etwas Besonderes darstellt. Hanspeter Gondring: „Die Bewertung kann man sich ein wenig wie bei einem Aufsatz vorstellen. Wir prüften sozusagen, ob das Thema erfasst oder verfehlt wurde. Dafür gab es zwischen null und sechs Punkte.“

„Diese Daten allein reichen aber für eine objektive Bewertung nicht aus“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. Da unter den Bewerbern die unterschiedlichsten Unternehmen sind, müssten diese in den richtigen Bewertungskontext gesetzt werden. Aus diesem Grund wurden von allen Bewerbern, die sich am Schwarzen Löwen beteiligten, betriebswirtschaftliche Daten abgefragt. „Das fällt nicht immer allen Unternehmen leicht, vor allem, wenn es um Umsatz und Mitarbeiterentwicklung geht“, räumt der Wirtschaftsprofessor ein. Ohne diese Daten könne jedoch keine objektive Bewertung erstellt werden. Und selbstverständlich sind alle Daten vertraulich und werden nach dem Wettbewerb vernichtet.

Zahlen allein sind noch kein Indiz für den Preis

Wie wichtig die „nackten“ Zahlen sein können, war schon beim ersten Schwarzen Löwen offensichtlich. Gleich mehrere Unternehmen, die von ihrer Idee eigentlich einen Preis verdient hätten, rutschten nach der betriebswirtschaftlichen Auswertung auf die unteren Plätze, weil zum Beispiel der Umsatz oder die Zahl der Mitarbeiter im Vergleich zu anderen Unternehmen im Vergleichszeitraum nicht wesentlich gestiegen war. „Einzeln betrachtet sind diese Zahlen noch kein Indiz für einen Preis. Erst in der Summe der Auswertung wird daraus ein Schuh“, so der Gondring.

Sind alle Auswertungen eingereicht, werden die jeweils fünf Erstplatzierten einer Expertenjury aus Vertretern der Wirtschaft, der Sozialverbände und der beteiligten Tageszeitungen präsentiert, die dann im Rahmen einer Sondersitzung die ersten drei Preisträger in jeder Kategorie benennen. Und dann heißt es warten – und Daumen drücken. Erst bei der festlichen Gala wird das Geheimnis gelüftet, wer tatsächlich sich mit dem „Schwarzen Löwen“ als Preis feiern lassen darf.

Der Wirtschaftspreis

Teilnahme
Noch bis zum 31. Juli läuft die Bewerbungsfrist für den Wirtschaftspreis Schwarzer Löwe. Unternehmen aus Baden-Württemberg können sich direkt auf der Internetseite www.schwarzerloewe-bw.de anmelden.

Kategorie
Der Wirtschaftspreis wird in sechs Kategorien vergeben: Innovation, digitale Transformation, Nachhaltigkeit, Diversität, Gründer und dem Publikumspreis soziales Engagement.