Griechenland präsentiert sich wirtschaftlich wieder stabil. Foto: dpa/Angelos Tzortzinis

Das Wirtschaftsmagazin „Economist“ vergibt für die wirtschaftliche Entwicklung Bestnoten an Griechenland. Es ist damit der Spitzenreiter unter 35 Ländern. Deutschland ist abgeschlagen.

Noch vor acht Jahren stand Griechenland am Rand des Staatsbankrotts, jetzt ist es Spitzenreiter unter 35 Ländern, deren wirtschaftliche Entwicklung das britische Magazin „Economist“ alljährlich bewertet. Gemessen werden Indikatoren wie die Inflation, das Wirtschaftswachstum, die Entwicklung am Arbeitsmarkt und die Börsenkurse. Griechenland liegt, wie schon im vergangenen Jahr, in der Rangliste auf Platz eins, gefolgt von Südkorea, den USA, Israel und Luxemburg. Deutschland, das im vergangenen Jahr noch auf Platz acht lag, ist auf Rang 27 abgestürzt und liegt noch hinter Tschechien, Lettland und Kolumbien.

„Economist“: Ein bemerkenswertes Ergebnis

Der „Economist“ bezeichnet die erneute Erstplatzierung des einstigen Pleitekandidaten als „einen weiteren unerwarteten Triumph“ und als „bemerkenswertes Ergebnis für ein Land, dessen Name noch vor kurzem gleichbedeutend mit Missmanagement war.“ Die griechische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um 5,6 Prozent gewachsen. Die EU-Staaten kamen im Durchschnitt auf 3,4 Prozent. 2023 wird das griechische Bruttoinlandsprodukt (BIP) voraussichtlich um 2,4 Prozent zulegen, gegenüber 0,6 Prozent im EU-Durchschnitt. Die Arbeitslosenquote ist zwar immer noch die zweithöchste in der EU nach Spanien, fiel aber im Oktober mit 9,6 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren.

Fortschritte macht das Land auch beim Schuldenabbau. Griechenland reduzierte seine Schuldenquote seit 2020 um 45 Prozentpunkte. Kein anderes EU-Land hat in den vergangenen Jahren seine Schulden so schnell reduziert. Vergangenen Freitag zahlte der griechische Finanzminister Hilfskredite von 5,7 Milliarden Euro, die eigentlich erst im kommenden Jahr fällig werden, vorzeitig an die Euro-Partner zurück.

Nachdem Griechenland während der Staatsschuldenkrise in den 2010er Jahren mehrfach am Rand der Zahlungsunfähigkeit gestanden hatte, bewerten jetzt zwei der drei großen Ratingagenturen das Land wieder als investitionswürdigen Schuldner.

Politische Stabilität und wirtschaftsfreundliche Politik

Dank der Heraufstufung zum begehrten Investmentgrade sind griechische Staatsanleihen wieder gefragt. Die steigenden Kurse führen spiegelbildlich zu fallenden Renditen. Sie liegen mittlerweile unter denen vergleichbarer italienischer Papiere.

Auch die Aktienkurse steigen. Der Athener Börsenindex Athex Composite legte seit Jahresbeginn um 41,8 Prozent zu. Damit honorieren die Anleger nicht nur das starke Wirtschaftswachstum, sondern auch die politische Stabilität und die wirtschaftsfreundliche Politik der konservativen Regierung. Premierminister Kyriakos Mitsotakis verteidigte bei den Wahlen im Juni seine absolute Mehrheit im Parlament.

Eine Rezession ist in Griechenland nicht in Sicht. Für das kommende Jahr erwartet die Regierung ein Wachstum von 2,9 Prozent. Der Haushaltsplan, den das Parlament am vergangenen Samstag verabschiedete, sieht einen Primärüberschuss von 2,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vor. Damit kann das Land seine Schuldenlast weiter abbauen. Die Schuldenquote soll von 161 Prozent des BIP diesem Jahr bis Ende 2024 auf 154 Prozent fallen.