Winfried Kretschmann: Der Ministerpräsident tritt meist verbindlich auf – Mitarbeiter kennen aber durchaus auch seine missmutige Seite. Foto: IMAGO//Political Moments

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat am Montagabend einen recht unwirschen Auftritt im ZDF-heute-journal hingelegt. Doch der zunächst überrumpelt wirkende Moderator wahrte die Fassung.

Einen derart öffentlichkeitswirksamen Auftritt legt auch Winfried Kretschmann nicht alle Tage hin. Zunächst eröffnete das ZDF-heute-journal seine Sendung mit einem ausführlichen Bericht über den vom grünen Ministerpräsidenten initiierten Gasgipfel in Stuttgart: Kretschmann bei der Eröffnung der Sitzung war da zu sehen, im Gespräch mit Wirtschaftsvertretern und Kabinettskollegen und wie er vor der Kamera zu kürzerem Duschen aufruft („Jetzt kommt es halt wirklich auf jeden an!“).

Doch damit fing Kretschmanns Auftritt zur besten Sendezeit erst an: Im Anschluss wurde der prominente Grünen-Politiker von ZDF-Moderator Christian Sievers interviewt. Das Thema: Wie hält es die grüne Anti-Atomkraft-Partei nun eigentlich mit der vehement geforderten Verlängerung der Laufzeiten für deutsche Atomkraftwerke? Der Ministerpräsident war sichtlich bemüht, das Thema kurz zu halten: Man solle nun doch bitte einfach das Ergebnis des zweiten Stresstests abwarten – dann werde entschieden. „Vorher rumspekulieren“, so Kretschmann, „halte ich nicht für so vernünftig.“

„Das habe ich so nicht behauptet!“

Moderator Christian Sievers hakte nach: „Wenn Sie jetzt bleiben bei einer klaren Ablehnung von verlängerten Atomkraft-Laufzeiten bei den Grünen…“, setzte der ZDF-Mann an, wurde aber sofort durch Kretschmann unterbrochen.

„Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein!“, tönte der Ministerpräsident verärgert dazwischen und schüttelte unwirsch den Kopf. „Das habe ich so nicht behauptet!“, erklärte Kretschmann, der unter engen Mitarbeitern durchaus für seine ungeduldig-grantige Seite bekannt ist.

„Aber im Moment ist das doch Parteilinie – “, setzte Sievers erneut an und erntete gleich eine weitere Verneinungstirade: „Nein. Nein. Nein!“ Sichtlich genervt erklärte der Grünen-Politiker: „Ich habe gesagt: Weder die Grünen noch sonst eine demokratische Partei will zurück zur Atomkraft in Deutschland. Es geht nur darum, ob man sie jetzt eine Zeit lang weiterlaufen lässt.“ Das werde nun „ganz nüchtern, sachlich geprüft“.

Der etwas konsterniert wirkende Sievers ließ nicht locker und versuchte erneut, dem Ministerpräsidenten eine inhaltliche Positionierung zu entlocken. Nun werde geprüft, antwortete Kretschmann kurz, und erklärte dann entschieden. „Es macht keinen Sinn, jetzt rumzuspekulieren.“

Das Gespräch endete immerhin versöhnlich: Sievers bedankte sich in freundlichem Ton für das Interview und ein inzwischen wieder milde lächelnder Kretschmann verabschiedete sich mit einem „Bitteschön“ aus Stuttgart.