Die Zentrale der Europäischen Zentralbank in Frankfurt (Archivbild) Foto: dpa/Arne Dedert

Die EZB wird die Leitzinsen wohl erneut leicht anheben. Für Verbraucherinnen und Verbraucher hat die Zinserhöhung vielfältige Auswirkungen. Ein Überblick.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Leitzinsen voraussichtlich erneut leicht anheben. Damit will sie gegen die anhaltend hohe Inflation ankämpfen, die im Euroraum zuletzt sogar wieder leicht stieg: von 6,9 Prozent im März auf 7,0 im April. Für Verbraucherinnen und Verbraucher hat die Zinserhöhung vielfältige Auswirkungen.

Zinsen auf Spargelder steigen 

Die Banken zahlen wieder Zinsen auf Festgeld. Bei Laufzeiten von bis zu drei Jahren gibt es derzeit laut dem Verbraucherportal Finanztip.de zahlreiche Angebot mit 3,4 bis 3,6 Prozent Verzinsung. Bei sechs Monaten Laufzeit bietet demnach eine Bank 3,0 Prozent. Das Zinsniveau ist damit zwar so hoch wie seit Jahren nicht, im Vergleich zur Inflationsrate fällt es dennoch niedrig aus.

Die Festgeldzinsen steigen aber weiter. Dem Finanzvergleichsportal Biallo zufolge ist der Wettbewerbsdruck gerade unter den Online-Banken derzeit hoch, und bereits vor der erwarteten nächsten Leitzinserhöhung verbesserten einige von ihnen ihre Angebote bei der Festgeldverzinsung.

Zinsen auf Tagesgeld

Auch auf Tagesgeld gibt es mittlerweile wieder Zinsen. Bei den bundesweit aktiven Banken zahlt dem Vergleichsportal Verivox zufolge mittlerweile fast jedes Haus Zinsen auf Tagesgeld. Anders ist es demnach jedoch bei den Regionalbanken: Noch bei rund jeder Dritten gehen die Sparer leer aus. Noch höher ist der Anteil laut Verivox bei den regionalen Genossenschaftsbanken wie die Volks- und Raiffeisenbanken. „Viele Sparkassen und Volksbanken lassen sich reichlich Zeit damit, die steigenden Zinsen an ihre Kunden weiterzugeben“, erklärte Oliver Maier von Verivox.

Negativzinsen sind größtenteils Vergangenheit

Negativzinsen auf Konten, die einen bestimmten Betrag überschreiten, gibt es nahezu nicht mehr. Die meisten Banken und Sparkassen haben dieses Verwahrentgelt mittlerweile abgeschafft. Laut Vergleichsportal Verivox wiesen zu Beginn der Woche noch elf Banken Negativzinsen für Privatkunden aus - vor einem Jahr waren es demnach 455. 

Kosten für Kredite verteuern sich 

Wer sich Geld leiht, muss stark steigende Kosten in Kauf nehmen. Bei Bauzinsen etwa liegt der effektive Jahreszins für ein Fünf-Jahres-Darlehen dem Darlehensvermittler Dr. Klein derzeit bestenfalls bei 3,64 Prozent. Ratenkredite gibt es laut Verivox derzeit für durchschnittlich 6,49 Prozent. Das ist doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Viele Institute haben auch die Zinsen für Dispo- und Überziehungskredite angehoben - in Einzelfällen auf über 14 Prozent.

Verbraucherpreise bleiben hoch 

Trotz der wiederholten Zinserhöhungen der EZB seit Juli 2022 können Verbraucherinnen und Verbraucher nicht mit sinkenden Preisen rechen. Die zeitweise sehr stark gestiegenen Energiepreise normalisieren sich zwar wieder, mittlerweile treiben aber besonders die Lebensmittelpreise die Inflation weiter. Experten zufolge kann sich die Geldpolitik der Zentralbank dämpfend auf die Inflationserwartungen auswirken - etwa bei den Lohnforderungen der Gewerkschaften.