Vogelwild: Sirenen können jetzt sprechen. Foto: picture alliance/dpa/Patrick Pleul

Moderne Sirenen mit Sprachausgabe sollen dialektfrei sein – schade eigentlich. (Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der wöchentlichen Humorkolumne dieser Zeitung.

Derzeit steht in sämtlichen Gemeinderäten von Weissach bis Weil im Schönbuch das „kreisweite Sirenennetz“ auf der Tagesordnung. Der Landkreis will ein modernes Alarmsystem, das nicht nur heulen, sondern auch schwätzen kann. Mit anderen Worten: Statt des nervenzerfetzenden Warntons, den Kalte-Krieg-Kinder noch als willkommene Unterbrechung der Rechenstunde bei Frau Keinplanski oder Reli bei Herrn Fromm in Erinnerung haben, kommt aus den Lautsprechern jetzt ein gesprochener Text.

Das hat nicht zuletzt ganz praktische Gründe. Wer weiß denn heutzutage noch, welcher Warnton für welche konkrete Gefahrenlage gedacht ist? Am Ende rennen wir noch bei Hochwasser in den Keller oder flitzen bei Fliegeralarm aufs Dach. Heutzutage erscheinen leider beide Szenarien nicht mehr komplett unwahrscheinlich, weswegen wir sicher gut daran tun, wieder Sirenenmasten auf unsere Dächer zu schrauben. Künftig dann eben mit Sprachausgabe.

Allerdings sollen diese laut Böblinger Feuerwehr aus der Konserve kommen. Soll heißen: Statt eines Schwaben, der bekanntlich alles kann, außer Hochdeutsch, nimmt man für die Ansagen lieber jemanden, der vermutlich gar nichts kann, außer eben Hochdeutsch. Sonst könnte es womöglich sein, dass manch einer im Ernstfall nur „Båh’hof“ versteht. Das ist durchaus nachvollziehbar, wenn auch ein bisschen bedauerlich. Denn wer weiß?

No nix narreds

Womöglich würde der schwäbisch schwätzende Teil der Bevölkerung ja durchaus positiv reagieren auf so ein „Fiedscher“.

Eine verstörende Ansage wie „Achtung, Achtung, Rakete im Anflug, bitte begeben Sie sich zügig, aber ohne Hektik in einen Schutzraum“ klänge dann vielleicht so: „Lieabe Leit, uffbassa ond herhorcha: Glei‘ wird’s do hanna granademäßig schepp’ra, also machet langsam nåre ond ganget en’ Keller nonder. Aber no nix narreds ond no ned hudla!“ Da sieht man der Katastrophe doch gleich viel entspannter entgegen, gell?