Wenn am Freitag vor Pfingsten die Weiler Sportler auf ihre Hallen verzichten, der Bauhof der Gemeinde dort eine große Bühne aufbaut, wo sonst Schulsport stattfindet und 400 Stühle erwartungsvoll in appetitlichen Reihen stehen, dann steht „bei uns daheim“ Großes an.
Wie schon 2019 kommt am Freitag, 17. Mai 2024, um 19 Uhr das Stuttgarter Kammerorchester nach Weil im Schönbuch. Die international gefragten Profis suchen aber nicht Erholung im Schönbuch, sondern sie werden zusammen mit ihrem Patenorchester, dem Jungen Streichorchester Weil, gemeinsam auftreten.
Gemeinsame Auftritte im Stuttgarter Theaterhaus, der Liederhalle oder im Hof des alten Schlosses sind seit zehn Jahren eine riesengroße Motivation für die Weiler Streicher. Das Gefühl des Mitgenommen-seins und des Dazugehören-dürfens, das die Profis überzeugend vermitteln, jedes kleine Lob stützt die persönliche Entwicklung der Jugendlichen und ist aktuell besonders wertvoll. Auch 2024 gönnt das Stuttgarter Kammerorchester seinen Patenkindern wieder großzügig eine Motivationskur.
Damit steigt bei den Jugendlichen natürlich die Bereitschaft, sich angemessen „reinzuhauen“. Als vor einem Jahr das Angebot aus Stuttgart kam, den Weltklassiker „eine kleine Nachtmusik“ von Mozart mitzuspielen, war für Orchesterleiter Erich Scheungraber klar: „da müssen wir in unserer Bogentechnik aber ein paar Schippen drauflegen, um irgendwie mitzuhalten.“ Von September bis Dezember gab es dafür eine extra „Bogen-Challenge“. Und wer die gemeistert hat, bekam die Mozartnoten mit den genauen Bezeichnungen aus Stuttgart. Die konkrete Arbeit für den großen Tag konnte beginnen. Im April kam Konzertmeisterin Susanne von Gutzeit in die Weiler Proben, um mit klangschönem Vorbild und Engelsgeduld den Klang der Jugendlichen geschmeidig zu bekommen. Am Ende muss dann nämlich eine einzige gemeinsame Probe in Stuttgart genügen. Öfter gibt es nicht schulfrei.
Die Weiler Cellisten übten das Kol Nidrei von Max Bruch, die Musik zum Vorabend des jüdischen Versöhnungsfests. Angeführt vom Solocellisten des SKO Ofer Canetti wird der Klang eines 20-köpfigen Cello-Orchesters die Halle fluten.
Auch die jüngsten Spieler des Weiler Orchesters dürfen schon mit den Profis zusammen auftreten. Mit "Matilda's Kitchen Suite", komponiert von Katharina Baker, die an der irischen Westküste ein ähnliches Streicherprojekt am Leben hält wie das Ehepaar Scheungraber in Weil, beginnt der Abend frisch und schwungvoll.
Aber kein Zuhörer kommt in das Konzert, ohne nicht doch den berühmten Klang des Stuttgarter Kammerorchesters pur erleben zu wollen. Nach der Pause gibt es mit Bedřich Smetanas Quartett „aus meinem Leben“ zum 200. Geburtstag des Komponisten ein besonders persönliches Werk von ihm in Orchesterfassung zu hören.
Das hört sich schon beim Lesen toll an. Bis das "Meister-Schüler Konzert" aufgeführt werden kann, müssen im Hinter- und Vordergrund unzählige Rädchen ineinandergreifen. Gewachsene Strukturen und gegenseitiges Vertrauen lassen in Weil eine Veranstaltung dieser Art möglich werden. Der Kulturkreis, aktuell angeführt von Gerd Kaufholz, hat seit drei Jahrzehnten gute Erfahrungen mit den Vorschlägen aus dem Haus der Freien Musikschule und dem Jungen Streichorchester gemacht. Nur so kann er es wagen, ein Profiorchester nach Weil einzuladen, dabei kräftig unterstützt durch die Gemeinde und einen für solche Vorhaben begeistert engagierten Bürgermeister Wolfgang Lahl.
Meister-Schüler Konzert - KLASSIK VITAL
Freitag, 17. Mai 2024, 19 Uhr - Gemeindehalle Weil im Schönbuch
VVK-Tickets: Ortsbücherei Weil im Schönbuch und bei RESERVIX.
Abendkasse ab 18 Uhr
Bei uns daheim
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