Ein Kranz aus Tannengrün mit vier Kerzen: So sieht der klassische Kranz aus. (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Wer an Adventskränze denkt, hat dieses Bild mit vier roten Kerzen auf Tannenzweigen vor Augen. Der Trend hat sich gewandelt. Es gibt mittlerweile viele kreative Variationen. Ursprünglich sah der Adventskranz aber ganz anders aus.

Am Sonntag ist der Erste Advent. Dann wird in vielen deutschen Haushalten auch oft traditionell die erste Kerze des Adventskranzes angezündet. Adventskränze gibt es mittlerweile in allen möglichen Formen und Farben zu kaufen. Viele stellen ihn auch selbst her. Auch hier sind der Kreativität mittlerweile keine Grenzen mehr gesetzt. Wichtig ist nur: Vier Kerzen sollten dabei sein.

Doch woher kommt eigentlich dieser Brauch und wie sah der Adventskranz früher aus? Wer an einen klassischen Adventskranz denkt, der denkt am ehesten an einen Strohkranz, umwickelt mit grünen Tannenzweigen, darauf befestigt vier rote Kerzen. Ursprünglich sah dieser Kranz jedoch ganz anders aus.

Der Adventskranz ist eine Antwort auf die Frage: „Wann ist Weihnachten?“

Die Tradition des Adventskranzes geht auf den damals 31-jährigen evangelischen Theologen und Pädagogen Johann Hinrich Wichern aus Hamburg zurück. Wichern betreute verwaiste und verwahrloste Kinder und Jugendliche aus Hamburger Elendsvierteln im sogenannten Rauhen Haus, einem ehemaligen Bauernhaus. Die Adventszeit, in der es immer dunkler und kälter wurde, sollte von den Jugendlichen dennoch als ein Weg des Lichts empfunden und die Zeit des Wartens und der Vorfreude auf das Weihnachtsfest anschaulich erlebbar gemacht werden. 1839 soll daher erstmals ein Adventskranz Licht gespendet haben. Er ist aber auch eine Antwort auf die Frage: „Wann ist endlich Weihnachten?“ Denn so konnten die Jugendlichen die Tage bis Weihnachten mit brennenden Kerzen zählen.

Der ursprüngliche Adventskranz bestand aus einem Wagenrad, auf dem insgesamt 23 Kerzen standen: Vier große weiße für die Sonntage und 19 kleine rote Kerzen für die Wochentage. Jeden Tag wurde eine Kerze entzündet, bis an Heiligabend alle Kerzen auf dem Wagenrad brannten. Das Licht symbolisiert Jesus Christus, dessen Geburt an Weihnachten gefeiert wird.

1851 wurden die Wände des Betsaals im Rauhen Haus erstmals während der Adventszeit mit Tannenzweigen geschmückt. 1860 verzierten die „Rauhhäusler“ auch ihren Adventskranz mit Tannengrün und weißen Bändern. Zahlreiche Volkskundler und Brauchtumsexperten haben diese Entstehungsgeschichte des vorweihnachtlichen Brauchs schon veröffentlicht. Und doch taucht immer wieder die These auf, der Adventskranz gehe auf germanische Bräuche zurück.

Alles Quatsch, schreibt die Würzburger Volkskundlerin Heidrun Alzheimer-Haller. Im 19. Jahrhundert hätten Volkskundler im Zuge der deutschen Nationalbewegung fast alle Bräuche auf die Germanen und damit auf das ursprünglich Volkstümliche zurückgeführt.

Wichern begründete die Tradition des Adventskranzes. Danach hat sich das ehemals rein evangelische Symbol zu einem überkonfessionellen gewandelt. Es verträgt sich sogar mit den liturgischen Vorgaben der katholischen Kirche: „Das Licht als Bild für Christus, die Tannenzweige als Hinweis auf Christi Geburt“, schreibt Manfred Becker-Huberti in seinem Brauchtums-Lexikon.

Tannenzweige sind zugleich ein Symbol für das Leben: Die Tanne grünt auch im Winter und verweist auf die Hoffnung, dass die Natur im Frühling wieder zu neuem Leben erwachen wird. Neben Grün prägt auch die Farbe Rot die Adventszeit. Die rote Farbe der vier Kerzen symbolisiert das Blut Jesu Christi, dass er am Kreuz vergießen wird. In der katholischen Tradition haben die Farben folgende tiefere Bedeutung:

• Kerzen in rot

Die rote Farbe symbolisiert das Blut Jesu Christi, dass er am Kreuz vergießen wird. So verbinden sich in diesem Symbol bereits Krippe und Kreuz miteinander.

• Kerzen in violett und rosa

Angelehnt an die katholische Liturgie entstand der Brauch, dass eine Kerze rosa und drei Kerzen violett sind. Pate für diese Farbsymbolik ist das violette priesterliche Gewand in der Adventszeit. Die rosafarbene Kerze wird am dritten Advent entzündet. Am Sonntag des dritten Advents kann nämlich das liturgische Gewand auch rosa sein, um damit der großen Vorfreude auf Weihnachten Ausdruck zu verleihen. Aus diesem Grund trägt die dritte Kerze dieselbe Farbe.

Anders als die üblichen Gestecke aus Tannenzweigen ist der traditionelle Adventskranz rund. Der Kreis ohne Anfang und Ende steht zeichenhaft für die Ewigkeit, die den Menschen durch die Auferstehung Jesu Christi geschenkt wurde.

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelang dem Adventskranz der Durchbruch

Der Durchbruch als Tradition auch beim breiten Volk gelang dem Adventskranz übrigens erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Ersten Weltkrieg erlebten Soldaten in Lazaretten, wie evangelische Schwestern den Adventskranz aufhingen. In Köln soll 1925 erstmals ein Adventskranz mit vier Kerzen in einer katholischen Kirche aufgehängt worden sein. Als die Kerzenzahl auf vier reduziert wurde, setzte sich der Adventskranz als Brauchtum vollends in ganz Deutschland durch. Das war wahrscheinlich Anfang der 1930er Jahre.

Heutzutage gibt es Adventskränze nicht nur in Deutschland. Im katholischen Teil Irlands hat das Gebinde allerdings fünf Kerzen: drei Kerzen in lila sowie eine in rosa stehen für die Adventssonntage. Die weiße Kerze in der Mitte wird am Weihnachtstag selbst entzündet und symbolisiert die Geburt Jesu Christi.