Die sudanesische Armee kämpft seit Samstag offen gegen eine weitere militärische Gruppe des Landes. Foto: AFP

Im Sudan gehen die Kämpfe zweier Generale und ihrer Einheiten weiter. Eine vereinbarte Waffenruhe wurde bereits nach wenigen Minuten gebrochen – zum Leid der Zivilbevölkerung.

Im Sudan bekämpfen sich seit Samstag zwei militärische Gruppen, die beide an der aktuellen Übergangsregierung beteiligt sind. Eigentlich sollte ab Dienstag um 18 Uhr eine 24-stündige Waffenruhe gelten. Doch die wurde bereits nach kurzer Zeit gebrochen. Bewohner berichten weiterhin von Schüssen und Explosionen, insbesondere in der Hauptstadt Khartum. Was ist in dem Land im Nordosten Afrikas los?

Im Jahr 2019 hatte sich in Folge der Revolution und Demokratiebewegung im Sudan – auch bekannt als neuer arabischer Frühling – eine Übergangsregierung gebildet. In dieser waren sowohl Militärs als auch Zivilisten beteiligt. Im Oktober 2021 haben Abdel Fattah al-Burhan, Oberbefehlshaber der sudanesischen Armee, und Mohamed Hamdan Daglo, Anführer der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF), die Übergangsregierung geputscht. Burhan gilt seither als De-Facto-Präsident des Staates und Daglo als sein Stellvertreter.

Ehemalige Verbündete sind nun Widersacher

Nun bekämpfen sich die Generale gegenseitig. Auslöser für die Eskalation war Uneinigkeit darüber, ob die RSF in die reguläre Armee integriert wird. Bei den Gefechten geht es also um die Macht im Sudan und um die Kontrolle über die dortigen Ressourcen wie zum Beispiel Gold. Die RSF ist aus der Dschandschawid-Miliz hervorgegangen, die für Menschenrechtsverbrechen in der Region Darfur verantwortlich gemacht werden.

Die RSF warf der sudanesischen Armee auf Twitter vor, bereits kurz nach Beginn der vereinbarten Waffenruhe am Dienstag angegriffen zu haben. Auch das Militär beschuldigte die RSF umgekehrt, sich nicht an die Feuerpause gehalten zu haben. Zuvor waren bereits jeweils für den Sonntag und Montag vereinbarte dreistündige Waffenruhen gescheitert.

Leichen liegen auf den Straßen

Die Gefechte und Luftangriffe versetzen die zivile Bevölkerung in eine Notlage. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll es allein in Khartum zu drei Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen gekommen sein. In der Hauptstadt und in anderen Städten verschanzen sich seit Tagen Millionen Sudanesen in ihren Häusern und Wohnungen. Leichen liegen Medienberichten zur Folge auf den Straßen und werden nicht geborgen. Die Vereinten Nationen haben seit Beginn der Kämpfe bereits über 180 Tote bestätigt. Außerdem beeinträchtigen die Kämpfe die humanitäre Hilfe wie die des UN-Welternährungsprogramms.

Viele Menschen fragen sich nun, wie die beiden Parteien beruhigt werden können. Befürchtet wird, dass sich der Konflikt zu einem Bürgerkrieg entwickelt. Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock äußerte sich am Sonntag via Twitter dazu: „Die Menschen in Sudan haben in den letzten Jahren deutlich gemacht, dass sie eine demokratische Zukunft für ihr Land wollen. Die lässt sich nicht mit Waffengewalt erreichen.“