Weintester, Kochbuchautor, Eventmanager: Matthias F. Mangold Foto: Veranstalter/Vivi d'Angelo

Matthias F. Mangold war Weinkellner und Massagetherapeut in Kalifornien, er studierte Philosophie, schrieb Rockkritiken, leitete die Presseabteilung einer Plattenfirma und ist nun Gourmetjournalist. Am Freitag stellt er sein aktuelles Buch vor.

Ein Weinexperte aus Fellbach, der in der Heimatstadt sein umfassendes Wissen über Rebensaft oder Essensgenuss präsentiert – das scheint nicht außergewöhnlich zu sein. Ist es aber doch, wenn man um die erstaunliche Biografie des Referenten weiß, der an diesem Freitag im Fellbacher Weingut Heid sein jüngstes Werk „Schwaben – Meine kulinarische Heimat“ vorstellt. Denn bis der jetzt 61-Jährige zum Leiter einer Koch- und Weinschule in der Pfalz und zum Chefredakteur des Wein-Fachmagazins „Vinum“ wurde, hat Matthias F. Mangold eine ganze Menge Leben mit den seltsamsten Wendungen und Stationen hinter sich gebracht.

Mit elf Jahren ging’s mit der Familie von Franken nach Fellbach

Geboren am 5. Mai 1962 im fränkischen Kitzingen, zog Mangold als Elfjähriger mit seinen Eltern 1974 nach Fellbach. Sein Vater war Chef der Sparkasse. Und so wohnte die Familie über dem Bankinstitut direkt am Entenbrünnele in der Hinteren Straße – es ist noch immer der Anziehungspunkt schlechthin beim Fellbacher Herbst. „Wir waren von diesem Treffpunkt direkt vor der Haustür natürlich begeistert, meine Eltern sind in diesen Tagen allerdings geflüchtet“, erinnert Mangold an diese Zeiten.

Schülersprecher am Friedrich-Schiller-Gymnasium

Regelmäßig ging der Teenager ins legendäre alte Jugendhaus nahe der Lutherkirche. In der Koch-AG dort bereitete er Mahlzeiten für 40 hungrige Esser zu. Er engagierte sich beim Aufbau der Jugendhaus-Außenstelle, der Ebersberger Sägemühle im Schwäbischen Wald und agierte später im Jugendhaus-Neubau an der Esslinger Straße als Schauspieler im Theater im Jugendhaus.

Das Geld für seinen Mopedführerschein verdiente er im Ferienjob beim damals schon renommierten Weingut Aldinger im Oberdorf. Am Friedrich-Schiller-Gymnasium, wo Mangold zwei Jahre Schülersprecher war, machte er 1981 Abitur. „Das war eine schöne Zeit“, sagt er, der Kontakt sei nie abgerissen, etwa zur Buchhändlerin Gudrun Lack, zu Susanne Zerweck vom Haushaltsgeschäft in der Vorderen Straße oder zum Spitzenwengerter Markus Heid, in dessen Weinkeller jetzt auch seine Lesung stattfindet.

Direkt nach Fellbach ging’s in den Vereinigten Staaten, er trampte durch Amerika, arbeitete etwa, „weil ich unfallfrei Französisch sprechen konnte“, als Weinkellner in einem kalifornisch-französischen Restaurant. „Ich habe Einblicke in die kalifornischen Weine bekommen, die damals schon hochpreisig waren.“ Doch schon folgte die nächste Abwechslung in Santa Cruz, nämlich eine Ausbildung zum „California Massage Therapist“, zum Massagetherapeuten.

Geschichtsstudent, Musikkritiker und Songschreiber

Zurück in Deutschland, absolvierte Mangold ein Magisterstudium der Philosophie und Geschichte („diese Fächer hatten mich schon immer interessiert“) an der Universität Stuttgart, erlebte dort Koryphäen wie den Historiker Eberhard Jäckel, lernte außerdem noch Russisch. Zugleich schrieb er als freier Pop-Journalist für die Stuttgarter Zeitung oder den „Rolling Stone“ und war außerdem Sänger, Gitarrist und Songschreiber der Stuttgarter Band The Tape, die 1991 ihre CD „Appachese Games“ herausbrachte.

1996 übernahm er die Leitung der Presseabteilung des Stuttgarter Musiklabels Intercord in Stuttgart, das Stars wie Depeche Mode, Pur, Reinhard Mey, Herbert Grönemeyer oder Metallica groß machte. Anschließend wechselte er als Promotionchef und Internetpionier zur BMG Ariola nach München. Allmählich war der Umtriebige dem Popbusiness jedoch überdrüssig und konzentrierte sich als Publizist auf Kulinarik, auf Wein, und Kochen. Sein erstes Buch befasste sich mit Schinken. „Mittlerweile sind es 25 Bücher in 20 Jahren geworden“, sagt Mangold, „allein in diesem Jahr waren es drei.“ Es erschienen Titel wie „Genusskomplizen“, „Heißluftfritteuse“, „Saftig vom Grill“ oder „Uri Buri – meine Küche“ über einen israelischen Fischgastronomen.

Leben mitten im Dorf im einstigen Schulhaus

Um das Jahr 2003 folgte der nächste große Schnitt. Einer der üblichen Urlaube in Weinbaugebieten führte seine Familie an die Südliche Weinstraße. Welch eine tolle Umgebung. „Da habe ich zu meiner Frau gesagt: Ich schmeiß’ den Job, wir ziehen in die Pfalz.“ Im 750-Einwohner-Flecken Venningen kauften die Mangolds das 1650 errichtete Schulhaus, er gründete seine Agentur für Wein und Kulinarisches unter dem sinnigen Namen „Genusstur“, er veranstaltet Seminare, Weintouren und Kochkurse, schreibt Bücher, verkostet Weine. Seit 2019 ist er Chefredakteur des Weinmagazins „Vinum“.

Was für ein abwechslungsreiches, aufregendes Leben. „Allerdings habe ich immer alles auf mich zukommen lassen“, sagt er rückblickend, „ich habe mich noch nie im Leben um etwas beworben.“ Das „totale Risiko“ habe er aber nicht gesucht, alle seine Projekte seien schon gut überlegt gewesen. „Für mich ist das Leben wie ein langer Hotelgang mit offenen Zimmertüren, da guck ich rein, und dann geht’s wieder weiter.“

„Soichnasser Kartoffelsalat“

Für sein aktuelles Buch „Schwaben – Meine kulinarische Heimat“ besuchte Mangold eine Wanderschäferin, eine historische Backstube, einen Streuobst-Schnapsbrenner. Und er präsentiert Klassiker der schwäbischen Küche wie Maultäschle, Träubleskuchen oder „soichnassa Kartoffelsalat“.

Lesung Der Abend unter dem Motto „Wein trifft Buch & Wengerter trifft Autor“ beginnt am Freitag, 24. November, um 19 Uhr im Fellbacher Weingut Heid, Cannstatter Straße 13/2. Dort gibt es auch Karten (20 Euro inklusive Verköstigung, Telefon 0711 / 58 41 12), zudem bei Mitveranstalter Bücher Lack, Cannstatter Straße 9.