Die US-Pianistin Claire Huangci wird am 26. Januar im Böblinger Württembergsaal unter anderem Beethovens „Mondscheinsonate“ präsentieren. Foto: Mateusz Zahora

Vom 12. Januar bis 23. Februar findet die 26. Auflage des Internationalen Pianistenfestivals Böblingen statt. Die Klassikreihe steht diesmal unter dem Motto „Klänge und Impressionen aus der Natur“.

Pressekonferenzen zum Böblinger Pianistenfestival sind jedes Mal ein Erlebnis für sich. Das liegt nicht zuletzt an Ulrich Köppen, dem künstlerischen Leiter und Initiator dieser Reihe, der zu jedem Namen und Stück auf und abseits des Festivalprogramms überaus kenntnis- und anekdotenreich etwas zu erzählen weiß. Mitunter ist es dann gar nicht so einfach, den erst zuletzt für sein Engagement in Sachen Pianistenfestival mit dem Kulturpreis der Stadt Böblingen ausgezeichneten Musikwissenschaftler und Journalisten in seiner Verve ein wenig einzubremsen.

Diese Aufgabe kam jetzt erstmals Sven Reisch zu. Böblingens neuer Kulturamtsleiter hatte gemeinsam mit Köppen zum Pressetermin geladen. Es ging darum, auf den Vorverkaufsstart an diesem Donnerstag hinzuweisen, das Programm vorzustellen – und natürlich die eine oder andere Anekdote zum Besten zu geben. Dabei holte Köppen kurzzeitig sogar Australien ans Telefon. Dort lebt die durch ihre Auftritte in Böblingen wohlbekannte Natascha Vlassenko. Die gebürtige Russin hatte an dem ehrgeizigen Beethoven-Projekt mitgewirkt, bei dem im Rahmen des Festivals von 2013 bis 2016 alle 32 Klaviersonaten des Komponisten aufgeführt und auf CD aufgenommen wurden.

Australischer Radiosender spielt Böblinger Beethoven-Aufnahmen

Eine dieser Böblinger Aufnahmen mit Vlassenko am Klavier lief zuletzt wohl tatsächlich im australischen Radio. Weil Köppen wissen wollte, welche drei Sonaten da genau gespielt wurden, rief er fix bei der Pianistin an und holte sie auf seinen Handylautsprecher, damit die anwesenden Zeitungsleute brav die Sonaten „B-Dur, op. 22, cis-Moll op. 27/2 (Mondscheinsonate) und As-Dur op.110“ in den Block notieren konnten.

Die spontane Liveschalte nach Down Under unterstreicht einen Punkt, den sowohl Ulrich Köppen als auch Sven Reisch nicht müde werden zu betonen: nämlich, welches künstlerische Niveau hier in Böblingen geboten wird. Gemeinsam mit Reischs Amtsvorgänger Peter Conzelmann ist es Köppen gelungen, ein weit über die Region hinaus be- und geachtetes Festival zu etablieren und dafür namhafte Klavierwettbewerbe als Kooperationspartner zu gewinnen, darunter der Brahms-Klavierwettbewerb in Detmold und der Concours Géza Anda in Zürich.

Der gute Ruf, den sich das Festival über den Zeitraum von bald drei Jahrzehnten erarbeitet hat, ist für den künstlerischen Leiter Ansporn, die Messlatte auch immer wieder ein Stück höher zu legen. Nach dem vier Jahre überspannenden Beethoven-Projekt erwägt Ulrich Köppen jetzt ein ähnlich ambitioniertes Vorhaben. „Mein Wunsch wäre es, alle drei Alben von Franz Liszts Années de Pèlerinage beim Festival aufzuführen“, erklärt der Grafenauer. Die „Pilgerjahre“ sind ein selten gespieltes, von Klassikkennern jedoch sehr geschätztes Liszt-Spätwerk, das mit 26 Charakterstücken in drei Bänden als Quintessenz seines Musikstils gilt.

Kulturamtsleiter Sven Reisch spricht im Zusammenhang mit dem Festival von einer „Erfolgsgeschichte und Tradition“, die er nun mit Freude fortführen dürfe. Ein Beleg für die Popularität sei der treue Abonnentenstamm. Da bei Abos schon vor dem eigentlichen Vorverkaufsstart ein Zugriffsrecht gilt, sind laut Reisch bereits 137 von 323 und damit rund 40 Prozent der verfügbaren Plätze im Württembergsaal der Kongresshalle vergeben. Die pandemiebedingte Verschiebung in den Frühsommer vor zwei Jahren soll übrigens die Ausnahme bleiben. Eine Mehrzahl der Gäste bevorzugt laut Köppen den Wintertermin.

Festival präsentiert neue und junge Gesichter

Die 26. Auflage steht unter dem Motto „Klänge und Impressionen aus der Natur“, was sich zum Beispiel in Werken wie Olivier Messians „Catalogue d’Oiseux“, Beethovens „Pastorale“ in der Klavierbearbeitung von Franz Liszts oder Maurice Ravels „Jeux d’eau“ widerspiegelt. Alle Teilnehmenden hätten sich über dieses Motto ausdrücklich gefreut, berichtet Köppen.

An fünf Klavierabenden gibt es einige neue und durchaus junge Gesichter zu sehen. Dazu zählt der 1995 in Paris geborene Jean-Paul Gasparian, der zum Festivalauftakt am 12. Januar spielen wird. Auf ihn folgt am 26. Januar Claire Huangci (Jahrgang 1990). Die amerikanische Pianistin und Siegerin beim Klavierwettbewerb in Zürich ist ebenfalls erstmals in Böblingen zu erleben.

Am 2. Februar kommt dann mit Anton Gerzenberg ein Pianist, der seit seinem letzten Auftritt in Böblingen und seinem ersten Preis in Zürich eine steile Entwicklung gemacht hat. Das Wiener Konzerthaus förderte den 27-jährigen Sohn der weltbekannten russischen Pianistin Lilya Zilberstein zuletzt im Rahmen seines „Great Talent“-Nachwuchsförderprogramms.

Gemeinsam mit der gleichaltrigen belgischen Violinistin Veronique Rademaeker tritt er am 9. Februar für einen Kammermusikabend ein weiteres Mal in Böblingen auf, bevor dann am 23. Februar Philip Scheucher den Schlussakkord setzt. Der 30-jährige Österreicher, der zuletzt den zweiten Preis beim Internationalen Beethoven-Wettbewerb in Wien gewann, ist zum ersten Mal beim Böblinger Pianistenfestival zu Gast.

26. Internationales Pianistenfestival Böblingen

Konzerte
 Die Klavierabende im Württembergsaal der Böblinger Kongresshalle finden jeweils freitags um 20 Uhr statt. Zum Auftakt am 12. Januar spielt Jean-Paul Gasparian unter anderem ein Stück aus Olivier Messians „Catalogue d’Oiseaux“. Am 26. Januar präsentiert Claire Huangci neben weiteren Stücken Franz Lists Bearbeitung des „Hirtengesang“ aus Beethovens „Pastorale“. Anton Gerzenberg spielt am 2. Februar eine breite Werkauswahl unterschiedlicher Komponisten von Bartók bis Grieg. Am 9. Februar gestaltet Gerzenberg gemeinsam mit Veronique Rademaker (Violine) einen Kammermusikabend. Das Duo spielt unter anderem Beethovens Sonate Nr. 10 für Violine und Klavier G-Dur, op 96. Bei Philipp Scheucher steht am 23. Februar neben Maurice Ravels „Miroirs“ die Komposition „Les Jeux d’eaux à la Villa d’Este“ auf dem Programm.

Karten
Vorverkaufsstart ist am Donnerstag, 16. November. Einzelkarten und Abonnements kosten zwischen 25 (ermäßigt 12,50) beziehungsweise 100 (ermäßigt 50) Euro und sind erhältlich bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen sowie über das Böblinger Amt für Kultur unter Telefon 0 70 31 / 669-16 12 (Mail: reservierung@boeblingen.de). Auf Anfrage stellt das Kulturamt die Eintrittskarten auch auf dem Postweg zu.