Bundesbankpräsident Joachim Nagel Foto: dpa/Britta Pedersen

Die Notenbank wirbt für weitere Zinserhöhungen, um die Inflation zu drücken. Sie selbst könnte dadurch im Extremfall in die roten Zahlen rutschen.

Im Kampf gegen die Inflation wirbt die Bundesbank für weitere Leitzinserhöhungen – ihre eigene Bilanz wird dadurch allerdings massiv belastet. „Es ist klar, dass die Straffung der Geldpolitik Auswirkungen hat für die Bilanz der Bundesbank“, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Wie stark diese Auswirkungen auf den bevorstehenden Jahresabschluss durchschlügen, hänge unter anderem vom Ausmaß der nächsten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember ab.

Die Bundesbank hat in der Niedrigzinsphase rund 20 Milliarden Euro an Rückstellungen eben für den Fall gebildet, dass die Zinsen wieder steigen. Gleichwohl schloss Nagel nicht aus, dass weitere Zinserhöhungen der Bundesbank in den kommenden Jahren einen Verlust bescheren könnten. „Wenn es so käme, wie Sie sagen, wäre das keine Premiere“, sagte er auf entsprechende Fragen eines Journalisten. „Die Bundesbank hat auch in den 70er Jahren Verluste gemacht.“ Sie wurden damals mit späteren Gewinnen verrechnet. Vor diesem Hintergrund betonte Nagel: „Ich sehe nicht eine Situation, wo die Bundesbank rekapitalisiert werden müsste.“

Geschäftsbanken bekommen vom Eurosystem wieder Zinsen

Die Verluste in den 70er Jahren hingen mit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems zusammen, also dem System fester Wechselkurse. Die Bundesbank musste danach erhebliche Abschreibungen auf den Dollar und andere Fremdwährungen in ihren Beständen vornehmen und erlitt dadurch Milliardenverluste.

In den vergangenen Monaten sind die Zinsausgaben der Bundesbank drastisch gestiegen. Denn seit Juli hat die Europäische Zentralbank den Zinssatz für Einlagen der Geschäftsbanken bei den Notenbanken des Eurosystems von minus 0,5 Prozent auf 1,5 Prozent erhöht. Statt Minuszinsen von den Banken zu kassieren, muss das Eurosystem und damit die Bundesbank den Kreditinstituten also wieder Zinsen zahlen. Gleichzeitig ist der Bedarf an Zentralbankkrediten, für die das Eurosystem Zinsen einstreicht, nach der jahrelangen Geldschwemme gering.