E-Autos sind zwar teurer in der Anschaffung, niedrigere Betriebskosten und Förderungen gleichen die Differenz aber teils aus. Foto: imago/Michael Gstettenbauer

Elektroautos sind insgesamt günstiger als Verbrenner, zeigt eine neue Studie. Das gilt jedoch nicht für eine Autoklasse. Die Forscher fordern deshalb eine sozial gestaffelte Förderung.

E-Auto oder Verbrenner? Das ist die Frage, die sich wohl jeder stellt, der ein neues Auto kaufen möchte. Entscheidend dabei sind auch die Kosten – und hier haben zunehmend Elektroautos die Nase vorn. 5100 Euro günstiger ist ein batteriebetriebener VW der Kompaktklasse gegenüber einem vergleichbaren Benziner schon nach vier Jahren. Bei Kleinwagen zeigt sich ein anderes Bild: Nur durch die staatliche Kaufprämie ist ein Elektromodell günstiger als ein Verbrenner. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT). Diese Nichtregierungsorganisation hat sich auf die wissenschaftliche Analysen im Verkehrsbereich spezialisiert und half bei der Aufdeckung des VW-Dieselskandals.

In der aktuellen Studie wurden die Kauf- und Betriebskosten von Benzinern und Elektromodellen im Kleinwagen- und Kompaktwagensegment in Deutschland verglichen. In der Kompaktklasse, die Fahrzeuge umfasst, die kleiner als die Mittelklasse, aber größer als Kleinwagen sind, verglichen die Autoren die Gesamtbetriebskosten eines batteriebetriebenen VW ID.3 Pro (ab 39 995 Euro Listenpreis) mit einem benzinbetriebenen VW Golf VIII Style 2 (ab 38 990 Euro Listenpreis). Berücksichtigt wurden unter anderem die Anschaffungskosten sowie Sprit-, Wartungs- und Betriebskosten. Auch die Kaufprämie, mit dem der Staat den Kauf oder das Leihen von E-Fahrzeugen seit 2023 fördert, wurde berücksichtigt.

Nicht alle E-Autos sind günstiger

Die Kosteneinsparungen des Elektromodells über vier Jahre im Vergleich zu einem Benziner belaufen sich auf 5100 Euro (49 900 Euro gegenüber 55 000 Euro). Abzüglich der Kaufprämie für E-Autos sinken die Gesamtkosten auf 42 700 Euro, sodass Autobesitzer 12 300 Euro sparen. „Wenn das Auto mindestens vier Jahre gehalten wird, gleichen niedrigere Betriebskosten und aktuelle Förderungen die Differenz zu einem höheren Kaufpreis aus“, sagt die Mitautorin der Studie und leitende Wissenschaftlerin am ICCT, Sandra Wappelhorst.

Doch nicht für alle Fahrzeugklassen geht diese Rechnung auf. Etwa bei Kleinwagen, die wegen ihres günstigeren Kaufpreises auch von Menschen mit niedrigeren Einkommen gekauft werden. Die Autoren wählten einen elektrischen Dacia Spring Extreme Electric 65 und einen benzinbetriebenen Toyota Aygo X 1.0 als Vergleichsmodelle aus. Der E-Dacia ist in den ersten vier Jahren zunächst teurer (34 000 Euro gegenüber 28 000 Euro), was hauptsächlich am verhältnismäßig hohen Anschaffungspreis von E-Kleinwagen liegt. Erst mit der staatlichen Kaufprämie wird der E-Dacia mit 26 900 Euro zur wirtschaftlicheren Wahl.

Wird Elektromobilität für einen Teil der Bevölkerung zu teuer?

Für die Autoren der Studie zeigen die Ergebnisse deutlich, wie wichtig die staatliche Kaufprämie ist, damit jeder, der ein E-Auto braucht, sich eines leisten kann. Der Bund hatte den Fördertopf für den Kauf von E-Autos zwar zuletzt aufgestockt. 2024 will die Bundesregierung die Prämie jedoch zunächst verringern und 2025 auslaufen lassen.

Mehr als 40 Prozent der deutschen Haushalte haben ein Nettoeinkommen von 2600 Euro oder weniger im Monat zur Verfügung. Und nur ein Drittel derjenigen, die zwischen 1700 und 2600 Euro netto im Monat verdienen, besitzt laut Statistiken einen Neuwagen.

Geringverdiener kaufen der Studie zufolge eher auf dem Gebrauchtwagenmarkt, der jedoch noch kaum elektrische Optionen bereithält. „Sollte die Förderung auslaufen, wird ein großer Teil der Bevölkerung ohne bezahlbare Elektromobilitätsoption dastehen“, warnt der Hauptautor der Untersuchung, Kyle Morrison.

Es gibt bisher deutlich zu wenig E-Autos

Der Vorschlag der ICCT-Autoren: ein einkommensabhängiges Förderkonzept für Elektroautos, das die Belastung für einkommensschwächere Gruppen verringert. Die Prämie würde künftig ausschließlich an Haushalte, die nicht mehr als 5000 Euro netto zur Verfügung haben, ausgezahlt werden. Der Förderbetrag selbst würde von 7200 Euro auf 14 400 Euro steigen. „Ein solches Förderprogramm könnte dabei helfen, die Vorteile der Elektromobilität auf eine breitere Bevölkerungsschicht auszuweiten und die Emissionen schneller zu reduzieren“, sagt Morrison.

Die Elektromobilität ist entscheidend für die Dekarbonisierung im Verkehr. Das Ziel der Bundesregierung ist, dass bis 2030 etwa 15 Millionen Elektroautos zugelassen sind. Doch die Umstellung von Verbrennern zu Elektroautos läuft deutlich zu langsam. Da pro Jahr rund drei Millionen Autos neu zugelassen werden, müsste der Anteil der Elektroautos rechnerisch bald schon bei rund 90 Prozent liegen, um das Ziel zu erreichen. In der ersten Jahreshälfte 2023 lag der Anteil der E-Fahrzeuge an den Neuzulassungen in Deutschland bei 14 Prozent.