Wann wie viele Flüchtlinge in den Kreis Böblingen kommen könnten, ist derzeit ungewiss. Foto: Imago images//Armin Durgut

Derzeit sind an sieben Standorten elf Unterkunftsobjekte für insgesamt 615 Personen vorhanden. Rund 500 Personen sind dort untergebracht. Sowieso war ein Ausbau auf rund 1100 Plätze geplant gewesen, jetzt will man noch höher gehen.

Kreis Böblingen - Landrat Roland Bernhard hat sich bereits vergangene Woche in einer ersten Stellungnahme zum Kriegsgeschehen in der Ukraine geäußert. „Unsere Gedanken und unsere Solidarität gilt den Menschen dort“, so Landrat Roland Bernhard. „Dieser abscheuliche Angriffskrieg ist eine schmerzvolle Rückkehr in kalte Zeiten, von denen man glaubte, man hätte sie hinter sich gelassen. Und ich hoffe darauf, dass er so schnell wie möglich beendet wird.“

Wie schon letzte Woche betont, seien Anteilnahme und Zusammenhalt im Landkreis Böblingen sehr groß. Auch hier leben viele tausend Mitbürgerinnen und Mitbürger, die aus der Ukraine und aus Russland stammen. „Der Landkreis und seine 26 Städte und Gemeinden werden als kommunale Familie eng zusammenstehen“, ist sich der Landrat sicher, der auch in engem Kontakt geht mit dem Vorsitzenden des Gemeindetags, dem Bondorfer Bürgermeister Bernd Dürr. „Viele Gespräche sind schon gelaufen und die Hilfsbereitschaft ist riesig“, so Bernhard. „Wir werden unseren Teil dafür tun, den Menschen, die aus der Ukraine fliehen, einen sicheren Zufluchtsort zu bieten. Denn das ist es, was Landkreis und Kommunen nun tun können.“

Weitere Unterbringungsmöglichkeiten sichten und bewerten

Im Landratsamt ist bereits eine Taskforce eingerichtet. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Es gilt, Unterbringungskapazitäten zu sichten und zu bewerten, die Ankunft der Menschen zu organisieren und für eine sachgerechte Verteilung der Neuankömmlinge innerhalb des Landkreises zu sorgen. Die Notunterkünfte müssen eingerichtet und ehrenamtliche Hilfsangebote kanalisiert werden, die Krisenpläne und die Vorratshaltung für die Unterkünfte werden überprüft. Zudem wird auch rasch eine zentrale Hotline beim Landratsamt eingerichtet. Schon jetzt erreichen den Landkreis viele Anrufe mit Hilfsangeboten.

Landrat Bernhard ist der enge Schulterschluss mit den Städten und Gemeinden wichtig. Deshalb lädt er Vertreter der Kreiskommunen noch in dieser Woche zu einem gemeinsamen Krisengipfel. Inhalt soll die Vorbereitung und Koordination konkreter Maßnahmen sein sowie der Austausch zu bereits eingeleiteten Schritten.

„Wir werden deutlich mehr Kapazitäten benötigen“

Was die Unterkunftskapazitäten konkret angeht, so war der Landkreis ohnehin dabei, diese zu erweitern. Derzeit sind an sieben Standorten elf Unterkunftsobjekte mit einer Gesamtkapazität für 615 Personen vorhanden. Rund 500 Personen sind derzeit untergebracht. Im Hinblick auf gestiegene Zugangszahlen war ein Ausbau auf rund 1100 Plätze geplant gewesen. Das hatte jedoch auf den Zahlen der vergangenen Monate basiert, noch bevor der Krieg in der Ukraine begann. „Wir werden jetzt deutlich mehr Kapazitäten als die bisherige Zielzahl von 1100 benötigen“, betont Bernhard. Deshalb werde man weitere geeignete Liegenschaften prüfen, die als Unterkunft in Frage kommen, um schnell und ausreichend Kapazitäten für eine größere Anzahl von Kriegsflüchtlingen zur Verfügung stellen zu können. Alles soll in den Suchlauf aufgenommen werden – kreiseigene Gebäude sowie kommunale oder private Hallen, Beherbergungsbetriebe oder andere Liegenschaften wie beispielsweise leerstehende Wohnungen.

„Wir alle sind fassungslos, und das treibt uns gleichzeitig an. Dass nur wenige Autostunden entfernt Krieg herrscht, war noch vor kurzem unvorstellbar. Die Menschen aus der Ukraine flüchten aus blanker Not, nicht weil sie ihre Heimat verlassen wollen. Wir wollen diesen Menschen gemeinsam eine sichere Bleibe bieten und sie unsere Solidarität spüren lassen“, betont Landrat Roland Bernhard.