Die neue (vorne) und alte Zentrale von Wüstenrot & Württembergische Foto: Werner Kuhnle

Im Jahr 2027 werden mehrere Bauvorhaben in und um Stuttgart als Ausstellungsorte dienen. Das alte Wüstenrot-Areal in Ludwigsburg könnte einer davon werden.

Der Umzug der Gruppe Wüstenrot und Württembergische (W&W) in den 500 Millionen Euro teuren Campus in Kornwestheim ist vollzogen – und die viel diskutierte Entwicklung des alten W&W-Areals gegenüber auf Ludwigsburger Gemarkung soll bis Jahresende erste Gestalt annehmen. Diesen Zeitplan nannte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Junker nun in der jährlichen Bilanz-Pressekonferenz.

Der Architekturwettbewerb für das bisherige W&W-Areal wird demnach noch im Lauf dieses Jahr über die Bühne gehen, so dass Ende des Jahres die Entwürfe vorliegen. „2024 würde es an die Bauplanung gehen“, sagt Junker, der entsprechend davon spricht, dass die Ampel für eine Entwicklung hin zu einem urbanen Gebiet, unter anderem mit Wohnraum, auf Grün geschaltet sei. W&W hofft, dass man mit diesem Großprojekt auch zum Ausstellungsort für die Internationale Bauausstellung 2027 in Stuttgart wird. Bei anderen Projekten rund um Stuttgart ist das bereits fix, für Ludwigsburg ist noch nichts entschieden. „Das wäre ein starkes Zeichen für die Region Ludwigsburg und Kornwestheim“, ist Jürgen Junker überzeugt.

Den Umzug nach Kornwestheim bezeichnet der Vorstandsvorsitzende „in mehrfacher Hinsicht“ als einen Meilenstein. Erstmals seien alle Einheiten der W&W-Gruppe unter einem Dach vereint. Die neuen Möglichkeiten des Arbeitens sollen nun dazu dienen, dass die Mitarbeiter mehr Freiraum für Kundenkontakt haben. Der Campus besteht aus 4000 festen Arbeitsplätzen plus 2000 flexible Arbeitsorten.

Doch auch an den alten Standorten in Ludwigsburg und am Stuttgarter Feuersee sind zuletzt positive Zahlen geschrieben worden. Trotz der Folgen von Ukraine-Krieg, Zinswende, Inflation oder auch gestörten Lieferketten liegt das Konzernergebnis 2022 bei 261,5 Millionen Euro. Und damit über der Zielspanne von 220 bis 250 Millionen Euro, die W&W stets anstrebt. „Es liegt weit oberhalb dessen, was angesichts der Marktbedingungen zunächst möglich erschien“, sagt Jürgen Junker. Auch liege man über den Vor-Coronajahren. Der Gewinn für das vergangene Jahr liegt nach Steuern bei 119 Millionen Euro. Ein Zuwachs von sieben Prozent.

Bausparvertrag erlebt Renaissance

Eine Renaissance erlebte in Anbetracht gestiegener Zinsen das Bausparen. Hier erreichte der Konzern das beste Neugeschäft in der fast 100-jährigen Unternehmensgeschichte. Gegenüber dem Vorjahr gab es hier ein Plus von knapp 60 Prozent auf 18,7 Milliarden Euro. Zwei Drittel der W&W-Bausparer sind Eigentümer, die eine Sanierung planen und sich dafür ein zinsgünstiges Darlehen sicherten. „Gerade energetische Sanierungen werden uns die nächsten Jahre massiv beschäftigen“, sagt Jürgen Junker. Das W&W-Angebot daher verstärkt darauf ausgerichtet worden. Ein Drittel der Bausparer haben den Wunsch nach Wohneigentum. „Die Baunachfrage ging zurück, der Wunsch danach ist aber weiterhin sehr hoch.“

Bei den Sachversicherungen verzeichnet die Gruppe ein Plus von 6,6 Prozent auf 2,3  Milliarden Euro. Bei den Personenversicherungen ging es von 2,5 Milliarden auf 2,2  Milliarden Euro zurück, ein Wachstum gab es jedoch bei der betrieblichen Altersvorsorge. Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Junker betonte als „klares Statement“, dass keine Altverträge von Bestandskunden verkauft würden. Man möchte sich als verlässlicher Partner erweisen.

Arbeitgeber von 13 000 Menschen

W&W-Gruppe
 Die Gruppe entstand 1999 durch den Zusammenschluss von Wüstenrot und der Württembergischen. Sie ist ausgerichtet auf die Bereiche Absicherung, Wohneigentum, Risikoschutz und Vermögensbildung. W&W ist jüngst in den S-Dax zurückgekehrt. „Das freut uns sehr und macht Investoren auf uns aufmerksam. In diesen Tagen finden da mehrere Gespräche statt“, sagt der Vorstand Alexander Mayer.

Sitz in Kornwestheim
 Seit dem Umzug in den neuen Campus ist Kornwestheim offizieller W&W-Sitz. Die Gruppe beschäftigt insgesamt 13 000 Menschen.