Im Dauerregen badet das Liebesschloss von Matze und Denise. Foto: /the

Was wir von einem Liebespaar über den Umgang mit Sperrungen lernen können. Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der wöchentlichen Humorkolumne dieser Zeitung.

Wer aktuell ins Böblinger Zentrum will, muss die Geduld eines Jedi-Meisters haben. Wut führt in diesem Fall wahrscheinlich dazu, dass man die aufgrund von Bauarbeiten kürzlich geltende Vollsperrung der Wilhelmstraße ignoriert – oder die „Abkürzung“ über die Fußgängerzone Bahnhofstraße nimmt. Das scheint offenbar für einige das Mittel der Wahl zu sein.

Gleich zwei Leute raten dazu, als das Auto der Autorin auf der Umleitung über Uhland- und Olgastraße (könnte genauso gut über Meppen führen) durch einen parkenden Lastwagen blockiert wird. Einer ist der Fahrer des besagten Lastwagens, der nach eigenen Angaben erwartet, mindestens eine Stunde im eingeschränkten Halteverbot an der Warenannahme der Mercaden zu stehen. Es sei gar kein Problem, langsam durch die Fußgängerzone zu fahren, behauptet er. (Anmerkung: Ist es natürlich sehr wohl).

Liebe zu Baustellen?

Es scheint aber auch Leute zu geben, die mit der geistigen Gleichmütigkeit Yodas höchstpersönlich gesegnet zu sein scheinen. Die aus den vielen Bauzäunen in der Böblinger Innenstadt das Beste herausholen und sie sogar verzieren wollen. Zwei solche Menschen müssen wohl „Matze und Denise“ sein, die sich seit dem 30. November 2019 lieben. Jedenfalls, wenn man dem goldfarbenen Vorhängeschloss in Herzform glaubt, das an einem Bauzaun in der Fußgängerzone hängt. Dort, wo aktuell die Bahnhofstraße für jeglichen Verkehr gesperrt ist, macht das Liebespaar seine Beziehung öffentlich. Was sie uns damit sagen wollen? Vielleicht haben sie ja eine Wohnung in der Innenstadt gekauft und wollten den Moment so festhalten. Oder sie wollen mit dem Schloss am Bauzaun signalisieren, dass man an einer Beziehung arbeiten muss – eben wie auf einer Baustelle. Eine andere Theorie besagt, dass Matze und Denise gar nicht aus Böblingen sind, sondern das Herzschloss schon seit einer früheren Baumaßnahme an dem Zaun hängt – und quasi als Exponat der Liebe von Baustelle zu Baustelle mitgenommen wird.

Wie dem auch sei. Das Denken an das Paar und seine mutmaßliche Liebe zu Bauzäunen könnte eventuell dem ein oder anderen Autofahrenden dabei helfen, einen Jedi-kühlen Kopf zu bewahren, wenn die dunkle Seite des Umleitungsverkehrs sie sonst zu Wutausbrüchen verleiten würde.