Der Garten von Yvonne und Bernd Wagenmann gehört ihren sieben Alpakas. Ohne das Stückle wären die flauschigen Tiere auch keine Option gewesen. „In einem Wohnsilo geht so was nicht“, sagt der 49-Jährige. Foto: Jürgen Bach

Familie Wagenmann aus Bietigheim-Bissingen hält sieben flauschige Alpakas – und bietet auch Touren an. Kuscheltiere sind die Tiere nicht, der Umgang mit ihnen will gelernt sein.

Wenn ein Alpaka mal muss, dann macht es nicht einfach dorthin, wo es gerade geht oder steht. Nein, da gibt es klare Regeln. Die Tiere legen eine Art Toilette, eigentlich bloß Kothaufen, an. Nur an diesen Stellen wird die Notdurft verrichtet. Anlegen dürfen diese Kotstellen aber nur ranghöhere Tiere. Wenn die Herde unterwegs ist, dann ist das ein bisschen so wie bei den Menschen: wenn die Sprösslinge auf der Rückbank im Auto quengeln, der Vater hinterm Steuer aber partout nicht rechts ranfahren will, dann heißt es: verheben.

Auf dem Gartenstück von Yvonne und Bernd Wagenmann zwischen Ludwigsburg und Freiberg am Neckar gibt es diese Kotstellen auch. Gleich sieben Alpakas hält das Ehepaar dort seit gut zwei Jahren. „Ich hatte schon immer ein Herz für Tiere“, sagt die 40-Jährige. Hühner gackern in einem Stall auf dem Stückle, ein Hund gehört auch zur Familie.

Alpakas sind keine Kuscheltiere

Im Fernsehen hatte das Ehepaar eine Reportage über die Tiere gesehen, die aus den südamerikanischen Anden stammen und dort vor allem wegen ihrer Wolle gezüchtet werden. Die Familie aus Bietigheim informierte sich, besuchte bei einem Züchter einen Kurs. Sie war die treibende Kraft, aber auch er war mit dabei. „Das müssen schon beide wollen“, sagt Bernd Wagenmann, „sonst hat das keinen Wert“.

Auch ihm hat es die domestizierte Kamelart sichtlich angetan. Mit einem kleinen Sauger steht er an diesem Nachmittag im Gehege und saugt die Tiere ab, „sonst werden sie zu staubig“. Die Alpakas, alles Jungs – Lukas, Jimm, Freddi, Tobi, Guiseppe, Giuliano und Fridolin – lassen die Prozedur ruhig über sich ergehen. „Aber Kuscheltiere sind es nicht, auch wenn sie so süß aussehen und das viele deshalb denken“, sagt Yvonne Wagenmann. Auch an sie mussten sich die Tiere erst gewöhnen, auch sie wurden schon angespuckt. Das tun Alpakas – wie Lamas – eigentlich nur, wenn sie die Rangordnung innerhalb der Herde ausfechten.

Exotisch sind die Tiere in Deutschland nicht mehr. Hier und da begegnen sie einem, wenn man Glück hat. Im Kreis Ludwigsburg gibt es Halter, die wie die Wagenmanns, Touren anbieten. Beispielsweise noch in Remseck oder in Oberstenfeld-Gronau. Die Wanderungen sind beliebt, die „Seeschlossalpakas“ schon bis in den Herbst ausgebucht. „Termine habe ich eigentlich keine mehr frei“, sagt Yvonne Wagenmann. Nur ein Alpaka zu besitzen, das kam für sie, die auch drei „richtige“ Kinder hat, nicht in Frage: Alpakas sind soziale Tiere, die sich am wohlsten unter ihresgleichen fühlen. Das sieht man, wenn Yvonne und Bernd Wagenmann, sie im Garten von der Leine lassen. Trotz der Freiheit bleiben sie eng beisammen.

Die Rangordnung unter den Tieren ist klar geregelt

Die Eigenheiten der Tiere haben die Wagenmanns in den vergangenen zwei Jahren bestens kennengelernt. Jedes hat seinen ganze eigenen Charakter: Lukas ist der Chef, Jimm badet gerne, Giuseppe lässt sich gerne kraulen, was eher alpakauntypisch ist. Wer zuerst aus dem Gatter darf, wer zuerst fressen darf, alles ist unter den Tieren ganz klar geregelt. Dass sie ziemlich robust sind, wenn es darum geht, ihr Territorium zu verteidigen, weiß auch der Hund der Familie, der deshalb inzwischen lieber im Auto bleibt, wenn seine Alpaka-Kollegen frei grasen.

Was die Alpakabesitzer auch gelernt haben: Regeln bezüglich des Tierschutzes, die hierzulande gelten, muss man nicht unbedingt verstehen. In vorauseilendem Gehorsam wollten sie ihre Alpakas nach dem Kauf bei Veterinäramt anmelden. Die Behörde wünschte „viel Spaß damit“ – sonst war ihr die Anschaffung erst einmal egal. Erst als die Wagenmanns die Tiere gewerblich nutzen und die Touren anbieten wollten, „mussten wir komplett die Hosen runterlassen“, sagt Bernd Wagenmann. Sogar ein polizeiliches Führungszeugnis war Voraussetzung.

Aus der Wolle werden Bettdecken

Die Ausflüge hätten bislang reibungslos geklappt, „Probleme gab es nicht“, sagt Yvonne Wagenmann. Alle Tiere werden erst vorgestellt, jeder Teilnehmer darf sich ein für ihn passendes aussuchen. Ein Tier alleine an die Leine nehmen, dürfen Kinder erst ab zehn Jahren. „Aber das sieht man sofort, ob das auch schon jüngere hinbekommen.“

Eine Stunde Arbeit machen die Alpakas pro Tag, schätzen die Wagenmanns. Das sei eigentlich ein überschaubarer Aufwand. Scheren können sie die Tiere nicht selbst, dafür kommt ein Profi. Aus der Wolle werden Bettdecken und Seife gefertigt, die die Wagenmanns online verkaufen. Das ist aber nur ein kleiner Zuverdienst.

Am schönsten sei es, sagt Bernd Wagenmann, dass die flauschige Bande jedem Passanten ein Lächeln ins Gesicht zaubere, wenn sie mit einer Gruppe rund um den Favoritepark und das Seeschloss Monrepos – daher auch der Name – unterwegs seien.

Touren mit den Seeschlossalpakas

Touren
 Mehr Informationen zu den Seeschlossalpakas gibt es im Internet unter www.seeschlossalpakas.de. Die Touren mit den Tieren können direkt auf der Webseite gebucht werden. Sie dauern eineinhalb bis zwei Stunden, Treffpunkt ist immer der nordwestliche Eingang zum Favoritepark.

Art
 Alpakas (Lama pacos) gehören innerhalb der Familie der Kamele (Camelidae) zur Unterordnung der Schwielensohler (Tylopoda). In freier Wildbahn kommen sie in Peru, Bolivien und Chile vor. Dank ihrer dicken Wolle, von der sie einmal im Jahr befreit werden müssen, halten sie auch niedrige Temperaturen aus.