Mit einem erweiterten Ensemble spielen die Theateragenden diesmal. Foto: Eibner-Pressefoto/Dimi Drofitsch

Ein großes Projekt vorgenommen haben sich dieses Jahr die Theateragenden: Sie bringen William Shakespeares frühe Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ auf die Bühne und haben für das Stück das Ensemble erweitert. Premiere ist am Freitagabend.

Das Spiel beginnt mit einem Spiel im Spiel: Ein Lord und sein Gefolge wohnen einem Theaterstück bei und erlauben sich anschließend einen Spaß mit dem Trunkenbold, der ihnen vor die Füße gefallen ist. Wie immer bei Shakespeare fehlt es nicht an Geschlechtertausch und verkehrten Rollen: Sie machen ihm glauben, dass er ein Lord sei, der nach 15 Jahre wieder seine geistigen Kräfte zurückerlangt hat. Die Gruppe wartet ihm mit Speisen, Düften und einem als Ehefrau verkleideten Mann auf, platzieren sich auf der Vorbühne und lassen ihn ein Theaterstück erleben.

Im Gepäck hat die Truppe ein Stück über eine Kratzbürste: die zänkische Katharina, die der Vater Baptista an den Mann bringen will, ehe er seine von allen Seiten umworbene sittsame Tochter Bianca aus seinen Fittichen in die Hände eines Freiers entlässt. Handlungsort ist Padua. Nun kann das Ensemble in den Rollen der diversen Bewerber seinen Witz und seine Kraft entfalten: Sie dienen sich unter anderem als Hauslehrer den Töchtern an und kooperieren dazu sogar streckenweise. Die Nase vorne bei Bianca hat Lucentio (stürmisch und schwärmerisch: Philipp Göbel), der mit seinem Diener Tranio (ergeben und doch gewitzt: Timo Rahn) die Rollen getauscht hat.

Neben Lucentio und Tranio wären da noch Hortensio (Christoph Hiller: aufrecht und stolz und mit viel Theaterpraxis aus anderen Ensembles) und der alte Nachbar Gremio, den Karl Göbel mit vertrottelter Bauernschläue gibt. Einen ganz anderen Plan verfolgt indessen von Hortensio angestiftet Petrucchio, der um Katharina wegen ihrer reichen Mitgift freien will. Volker Bönisch (der sehr versiert ist und auch bei der Schaubühne Sindelfingen und dem Theater Szene03 mitwirkt) spielt ihn als selbstbewussten Frechdachs, der Katharina in Sachen von Sturheit und Renitenz das Wasser reichen kann. Ständig bricht der redegewandte Bewerber in den Wortgefechten ihre Erwartungen. Auch Janina Meyer bietet die Katharina überzeugend widerborstig und störrisch dar. Als eine Verkörperung von Emanzipation ist Katharina trotzdem nicht angelegt, Shakespeare bevorzugte in seinen Stücken die sittsamen Frauen wie Bianca (Theresa Röll). Am nächsten Wochenende wird Anja Ruckaberle die Rolle der Katharina übernehmen.

Der Intendant Patrice Thelen und der Regisseur Hartmut Rubin haben für das Stück das Ensemble um vier Neuzugänge teils ohne Theatererfahrung und zwei Akteure erweitert, die schon einmal bei den Theateragenden gespielt haben. Alle haben sich gut eingefunden. Dabei ist in der Truppe gerade eine Umstrukturierung in Gang: Der Intendant Patrice Thelen scheidet aus persönlichen Gründen aus und gibt seine Aufgaben und die künstlerische Gesamtleitung an Hartmut Rubin. Aufgrund des neuen Umsatzsteuergesetzes für Gemeinden wechselt demnächst auch die Spielstätte. „Das ist einfach zu teuer. Wir sind zu klein für die Stadthalle“, sagt Hartmut Rubin. Zu den Theaterabenden kommen etwa 150 bis 200 Leute.

Intendant Patrice Thelen hört auf

Die Stadt hält aber auch zukünftig zu den Theateragenden: „Wir werden weiterhin gefördert und bekommen Stätten zum Proben und Aufführen“, so Rubin. „Es ist ein gegenseitiges Entgegenkommen. Wir sind da sehr dankbar und einsichtig“, meint Rubin. Als Proberaum wird wieder das Jugendhaus W3 dienen, und für die großen Aufführungen ist eine Stätte im Gespräch. Das ist aber noch nicht in trockenen Tüchern. Für kleinere Drei-Personen-Stücke hat die Truppe die Zusage, auch mal in der Burg Kalteneck spielen zu dürfen, so Rubin.

Peu à peu hat er nun die Aufgaben von Patrice Thelen übernommen. „Ich bin Rentner, habe Zeit und kann mich der Sache doch stärker widmen“, sagt Hartmut Rubin. Und wie kam es dazu, die lange, fordernde Shakespeare-Komödie auf den Spielplan zu nehmen? „Ich habe das schon mal gespielt“, meint Rubin. Er hatte viel Spaß, aber auch Ideen für eine eigene, dynamischere Umsetzung. „Die Gruppe war von Anfang an begeistert, weil es ein großes Projekt ist“, sagt er. Die Corona-Krise ist dieses Jahr voraussichtlich kein Hindernis. „Der Vorverkauf läuft gut“, sagt er. Vor einem Jahr bei den „Frauen von Killing“ war das anders. Da lief der Verkauf schleppend, möglicherweise, weil die Masken die Zuschauer abgehalten haben. Und 2020 durften sie überhaupt nicht spielen.

Die Theateragenden

Geschichte
Die Theateragenden sind , zunächst namenlos, im Jahr 1999 aus der Arbeitsgruppe „Brücken bauen“ der Lokalen Agenda 21 in Holzgerlingen entstanden. Man entschied, „Das Kaffeehaus“ von Carlo Goldoni aufzuführen. So wurde im Oktober 1999 die Theatergruppe gegründet und hat seitdem jährlich (außer 2020) neue Inszenierungen präsentiert. Mehr Informationen unter www.die-theateragenden.de im Internet.

Der Widerspenstigen Zähmung
Nach der Premiere am Freitagabend stehen weitere Aufführungen am Samstag, 15. Oktober, um 20 Uhr und am Sonntag, 16. Oktober, 18 Uhr. Vom 20. bis 22. Oktober startet das Stück jeweils um 20 Uhr. Gespielt wird in der Stadthalle Holzgerlingen.