Der frühere Herrenberger Jens Hiestermann mit seinem Filius: Erfolgreich in Malaysia Foto: WTB

Der Blog „Tennis ist Team“ ist Teil der Kampagne mit Geschichten von Fans für Fans. Unter anderem meldet sich auch der frühere Herrenberger Jens Hiestermann aus Malaysia.

Kreis Böblingen - Beim Württembergischen Tennis-Bund (WTB), der im kommenden Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert, ist zuletzt einiges in Bewegung geraten. Nicht nur gab es personelle Wechsel in der Geschäftsführung und auf der Position Öffentlichkeitsarbeit. Auch neue Partnerschaften mit Sponsoren wurden unter dem 2019 gewählten WTB-Präsidenten Stefan Hofherr auf den Weg gebracht und eine Kampagne entwickelt, zu der auch der seit kurzem geöffnete Blog „Tennis ist Team“ zählt. Er soll Plattform sein für besondere Geschichten aus der Tenniswelt – die in einem Fall gleich bis nach Malaysia weist.

Ein Herrenberger in Malaysia

Jens Hiestermann, der seine ersten Tennisschritte in den 80er Jahren beim TC Herrenberg gemacht hat, als sein Vater Hans-Otto Hiestermann dort bis 1991 Vereinstrainer war, ehe er nach Tübingen wechselte, ist inzwischen selber Tennislehrer. „Ich hatte schon immer den Traum, in einem warmen Klima zu leben und zu arbeiten“, erzählt Jens Hiestermann im „Tennis ist Team“-Blog-Beitrag, „schon während meines Studiums habe ich meine Semesterferien als Trainer in Tenniscamps in ganz Europa verbracht.“ Die Sehnsucht nach Sonne, gepaart mit Fernweh, führten ihn vor mehr als zehn Jahren nach Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaysia. Der staatlich geprüfte Tennislehrer (VDT) mit B-Trainerlizenz verkaufte sein Auto, kündigte die Wohnung und machte sich im November 2010 auf den Weg nach Asien.

In Kuala Lumpur einen Tennis-Boom ausgelöst

Ein echtes Tennisabenteuer begann. Und mit ihm ein kleiner Tennis-Boom in Kuala Lumpur. Mit Hilfe von Jens Hiestermann verdoppelten sich die Teilnehmerzahlen an der Tennisakademie in kürzester Zeit. „Eine Umstellung war die Arbeit anfangs schon. In Malaysia ist Tennis kein organisierter Sport, es gibt weder Tennisclubs noch Verbandsspielrunden“, so Hiestermann. Trotzdem spiele man häufiger an unterschiedlichen Orten und auf unterschiedlichen Anlagen und lerne dadurch viele Leute kennen. Turniere werden meist privat oder vom Verband organisiert. Viele Tennisplätze befinden sich in Wohnhäusern oder in sogenannten Communities. „Hier kommen die Trainer oft zu den Spielern und nicht die Spieler zu den Trainern“, erzählt der Coach, der zwei Jahre nach seiner Auswanderung seine eigene Tennisschule gründete. Unter anderem unterrichtet er auch Talente von einer der größten und renommiertesten Internationalen Schulen Malaysias, deren Mannschaften regelmäßig bei Turnieren in ganz Südostasien starten. „Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, nach Deutschland zurückzukehren“, sagt Jens Hiestermann. Auch sein privates Glück hat er in Malaysia gefunden, heiratete 2013 und ist inzwischen Vater eines Sohnes, der bereits Gefallen an Schläger und Filzball findet.

Skandal kommt Kampagne in die Quere

Dem Beginn der Kampagne „Tennis ist Team“ kam freilich die Entdeckung eines Skandals in die Quere, als der WTB im Zuge des Jahresabschlusses zu seinem großen Erschrecken erkennen musste, dass der im vergangenen Jahr verabschiedete ehemalige Geschäftsführer viele Jahre Gelder veruntreut habe. Im Laufe des Sommers, so hatte WTB-Präsident Stefan Hofherr auf der Delegiertenversammlung im April erklärt, sollen die Vereine über den Stand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen informiert werden. Mit „Tennis ist Team“ und der Auffrischung der Corporate Identity mit neuem Verbandslogo und neuen Branding-Elementen soll dem gegengesteuert werden. „Es geht uns vor allem darum, den Verband zusammen mit dem Team auf der Geschäftsstelle, mit den Bezirken und vor allem mit den Vereinen und deren Mitgliedern weiterzuentwickeln, denn alle zusammen sind ein Team. Gerade in diesen aktuell nicht einfachen Zeiten heißt es einmal mehr zusammenzuhalten, sowohl nach innen als auch nach außen. Unsere Zusammenarbeit ist langfristig angesetzt, die zentrale Anlaufstelle der Kampagne ist der Blog. Am Ende werden wir hoffentlich einen anderen WTB kennenlernen“, verspricht der frühere Tübinger Fabian Ziemer von der Münchner Sportberatungsagentur Sportfive, die im Herbst vom WTB den Auftrag erhalten hatte, dem rund 1000 Mitgliedsvereine zählenden Verband eine neue Identität zu geben und dessen Image zu schärfen.

Beim Mercedes-Cup kurzfristig eingesprungen

Ansprechpartnerin auf der WTB-Geschäftsstelle für die beiden Online-Kanäle wie auch das weiterhin bestehende Verbandsmagazin „Württemberg Tennis“ ist seit Februar die gelernte Journalistin Julia Klassen. In ihrem jüngsten Blog-Eintrag berichtet sie, wie diese Woche kurzfristig das WTB-Leistungszentrum zum Ausweichspielplatz für die Qualifikation des Stuttgarter Mercedes-Cups wurde. „Der Hilferuf erreichte unseren neuen Geschäftsführer Jens Föhl mitten in der Nacht“, schreibt Klassen. Und weiter: „In solchen Zeiten zeigt es sich, wie wichtig ein guter Partner ist. Der WTB fackelte nicht lange und stellte in Windeseile seine Hallen mit allen Plätzen und nahezu die komplette Infrastruktur zur Verfügung.“