Stärkster Unsicherheitsfaktor für die Unternehmen: die exorbitant steigenden Energiekosten Foto: dpa/Sven Hoppe

Nach einer Umfrage von Südwestmetall sind die Auswirkungen des Kriegs für das Gros der Unternehmen im Land noch gut zu ertragen. Sorgen machen dennoch die explodierenden Energiekosten.

Der Wille der Unternehmen, den Kurs des Westens gegenüber Russland durchzuhalten, um den Krieg in der Ukraine zu beenden, ist stark – auch wenn sie dadurch selbst beeinträchtigt werden. Dies zeigt eine Umfrage des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, wonach die Exportbeschränkungen bei 87 Prozent der Firmen auf „volle“ Zustimmung und bei zehn Prozent „eher“ auf Wohlwollen treffen. Zu den Sanktionen im Zahlungsverkehr sowie in Transport und Verkehr gibt es ebenso viel Beifall.

Die Politik soll wegen der Energiekosten handeln

Dennoch rechnen die meisten befragten Firmen mit steigenden Energiepreisen (85 Prozent) und teureren Rohstoffen (72). Südwestmetall erhält schon „Alarmrufe“ wegen einer Vervielfachung der Kosten binnen Jahresfrist. Die Politik müsse dringend Gegenmaßnahmen in die Wege leiten, um die Belastungen abzumildern, mahnt daher Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick.

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Knapp zwei Drittel der Unternehmen sehen Umsatzrückgänge auf sich zukommen. Zugleich rechnet die Mehrzahl der Firmen auch damit, den Wegfall von Geschäften mit Russland oder der Ukraine über andere Märkte vollständig (45 Prozent) oder zumindest teilweise (33) kompensieren zu können – was auf die aktuell sehr gute internationale Nachfrage nach den Produkten zurückgeführt wird. Diese wird wegen der Lieferengpässe ohnehin nicht vollständig bedient.

Es mangelt an Kabeln und Bordnetzen

Abhängigkeiten zeigen sich beim Import: Aus Russland beziehen die Firmen vorwiegend Rohstoffe (11) und Materialien (7). Aus der Ukraine werden eher industrielle Vorprodukte eingeführt (7) – zumeist handelt es sich um Kabel und Bordnetze für die Automobilindustrie, ohne die keine Fahrzeuge gefertigt werden können. „Dies führt zu erheblichen Beeinträchtigungen, teilweise zu Produktionsstopps an den deutschen Standorten“, sagt Dick. Weil die Fahrzeughersteller dann auch bei den Lieferanten anderer Komponenten weniger abrufen, habe dies eine „erhebliche Hebelwirkung“.

Der russische Markt ist nicht so bedeutend

Positiv wirkt sich die relativ geringe Bedeutung des russischen Marktes aus: 78 Prozent der Firmen machen weniger als zwei Prozent ihres Umsatzes mit Russland. Zugleich machen aber elf Prozent der Firmen mehr als vier und bis zu 25 Prozent ihres Geschäfts mit den Russen. 18 Prozent der Unternehmen sind mit Vertriebsgesellschaften in Russland präsent – eine eigene Produktion betreiben dort fast fünf Prozent.

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