Tilman Michael im Jahr 1999 Foto: privat/Dorithee Irion

In den frühen 1990er Jahren hat Tilman Michael im Stuttgarter Knabenchor Collegium Iuvenum mitgesungen. Jetzt wird er Leiter des Opernchors an der New Yorker Metropolitan Opera. Was für eine Karriere!

Es ist irgendetwas im Kopf. Eine Vorstellungskraft. Sie lenkt die Stimme, und es entsteht ein Klang. Ganz ohne Instrument, nur mit dem Körper. Diese Unmittelbarkeit des Singens hat Tilman Michael immer besonders interessiert. Gesang hat Magie. Kleine Handbewegungen können sie steuern. Wie genau? Bei unserem Gespräch in einem Stuttgarter Café stellt Michael seinen Cappuccino auf den Tisch und kippt seine rechte Hand erst nach hinten, dann nach vorne: ganz weich, ganz leicht. Schon meint man, die Gespräche an den Nebentischen würden erst leiser und dann wieder laut. Auch der Magie seiner Hände verdankt der Dirigent einen Karrieresprung von geradezu magischen Ausmaßen.