Manfred Frenzel freut sich über die Ehrung und die Bank im Garten. Foto: avanti/Ralf Poller

Mehr als vier Jahrzehnte hat Manfred Frenzel in Oberstenfeld als Mediziner engagiert gewirkt. Jetzt trennt er sich von sieben Praxen, die er aufgebaut hat.

Aufhören will Manfred Frenzel auch mit 71 Jahren nicht. Noch nicht. „Wenn ich nur im Haus herumsäße, würde ich meiner Frau auf die Nerven gehen“, sagt der Oberstenfelder Landarzt, der zum 1. Juli nach rund vier Jahrzehnten seine sieben Praxen an seinen Nachfolger Marcus Michna abgegeben hat. Bei ihm wird Frenzel von Oktober an als Angestellter weiterarbeiten, aber deutlich reduziert.

Es ist ein Abschied auf Raten aus einem intensiven Berufsleben mit 60 Wochenstunden, den sich der Mediziner selbst verschrieben hat. Aber schon jetzt ist die Praxisübergabe mit einer öffentlichen Wertschätzung verbunden. Frenzel erhielt die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg und durfte sich ins Goldene Buch der Gemeinde Oberstenfeld eintragen.

Aus Sicht der 8000-Einwohner-Kommune ist das jahrzehntelange Engagement Frenzels ein Glücksfall. Die Gemeinde profitierte davon, dass es dem Hausarzt gelang, auch für Fachärzte den Boden zu bereiten. Er selbst hatte als 30-Jähriger die Praxis des Vorgängers unweit seines heutigen Wohnhauses übernommen. Die offene Bauweise behagte Frenzel aber auf Dauer nicht. „Einmal stand sogar ein Patient in unserer Wohnung.“ Er zog mit der Praxis ins Ortszentrum um. Der Neubau anstelle eines vormals denkmalgeschützten Hauses 1988 war aber kein Selbstläufer. Frenzel musste gegen Vorbehalte ankämpfen, wie auch später, als er als Stimmenkönig der Freien Wähler im Gemeinderat „rasiert“ worden sei. Was war passiert? Der stellvertretende Bürgermeister hatte das Geburtstagsgeschenk eines mit ihm befreundeten Unternehmers angenommen und war im Helikopter zu einem Wochenende im Saarland mitgeflogen. „Er beantragte später einen Landeplatz.“ Frenzel zog sich enttäuscht aus der Politik zurück.

Als Arzt erfreut sich Manfred Frenzel großer Beliebtheit. „Mir bedeutet es etwas, wenn mir Patienten auf der Straße zuwinken und lächeln.“ Immer habe er sich Zeit genommen, um den tieferen Ursachen auf den Grund zu gehen – die Wartezeiten bei ihm waren durchaus lang. Die Beziehung zum Patienten zu pflegen und ihn ganzheitlich zu beraten, sei seine große Stärke, erklärt Frenzel. „Wenn ein junger Mann zu mir kommt und er zum wiederholten Mal von Magenschmerzen berichtet, muss ich ihn fragen: Wo liegt das Problem?“ Und das dauere eben. Leider seien immer weniger Patienten bereit, zugunsten eines anderen zu warten.

Als Notfallarzt war der Oberstenfelder auch an den Wochenenden oft erreichbar. „Einmal ging der Piepser, als wir mit unseren beiden Kindern in Großbottwar im Blumenladen standen“, erinnert sich Frenzels Frau Maria. „Uns haben dann andere Kunden nach Hause gefahren.“ Frenzel selbst nennt die Notfalltätigkeit ein „Hobby“, das er nebenbei betrieb. Die Anblicke von Toten und Schwerverletzten hätten ihn nicht belastet. „Ich habe die Kraft dafür gehabt.“

Die Familie zog bei allem mit – Manfred Frenzel schreibt das ein wenig selbstironisch lächelnd seiner „patriarchalischen“ Art zu: Als Landarzt habe er einen direktiven Führungsstil gepflegt und sich der Erhaltung von Leben verpflichtet gesehen. Er wisse, dass er für diese Haltung einen Preis gezahlt habe: Sohn und Tochter eiferten ihm wegen seines Pensums nicht medizinisch nach, sondern ergriffen geregeltere Berufe, lebten jetzt mit den Enkeln in Berlin und München. Traurig ist Frenzel deshalb aber nicht: „Ich weiß, dass sie ihre Arbeit nicht bloß nach Vorschrift machen, sondern wie ich alles daran setzen, beharrlich Lösungsansätze zu finden.“

Ein unglücklicher Sturz vor etwa sechs Jahren bremste den Tatendrang von Manfred Frenzel etwas. Wie viel Zeit er auf der schönen Eichenbank verbringen wird, die ihm seine Mitarbeiter bei der Ehrung im Bürgerhaus schenkten, wird die Zukunft zeigen.

Was ist der Medizinische Verbund Bottwartal und die Staufermedaille?

Praxisverbund
Nicht nur Oberstenfeld, auch andere Kommunen sicherten sich durch Manfred Frenzels Medizinischen Verbund Bottwar (MVB) mit rund 90 Beschäftigten eine ärztliche Versorgung im Ort.

Standorte
Zum MVB gehören noch Praxen mit angestellten Ärzten in Ingersheim, Kirchheim am Neckar, Beilstein, Aspach und Allmersbach im Tal. Auch die Gemeinde Ellhofen im Landkreis Heilbronn ist im Verbund integriert worden, als dort die ärztliche Versorgung zu kippen drohte.

Staufermedaille
 Das Land vergibt die Medaille für Verdienste rund 50-mal im Jahr, den Landesverdienstorden rund 30-mal und die Landesehrennadel rund 400-mal.