Schuhsohlen aus Holz und Stroh Foto: Museum

Das Stadtmuseum Sindelfingen stellt jeden Monat ein Objekt aus der Zeit vor 80 Jahren vor. 1943 – mitten im Zweiten Weltkrieg – waren nicht nur die Lebensmittel knapp, sondern auch Kleidung und Schuhe waren Mangelware. Die Not machte erfinderisch.

Welche Spuren hat der Zweite Weltkrieg in Sindelfingen hinterlassen? Einen Blick in die Vergangenheit der Menschen, die vor 80 Jahren in Sindelfingen gelebt haben, erhalten Interessierte bei dem Projekt „Vor 80 Jahren – Sindelfingen im Krieg“ des Stadtmuseums. Jeden Monat, bis Mai 2025, wird ein anderes Objekt oder Thema aus der damaligen Zeit vorgestellt. Jetzt sind in einer Vitrine Schuhsohlen aus Stroh und Holz zu sehen, ein Beispiel für die damalige Mangelwirtschaft.

Lebensmittelmarken und Kleiderkarten

Wie angespannt sich die wirtschaftliche Situation im vierten Kriegsjahr in Deutschland gestaltete, zeigen umfangreiche Sammelaktionen. Die Versorgung der Bevölkerung über Lebensmittelkarten, Kleidermarken und vielem mehr galt bereits kurz vor Beginn des Krieges. Der Bevölkerung standen meist zwei Paar Straßenschuhe zu. Diese gab es nur mit einem Bezugsschein und im Austausch für defekte Schuhe. Holzsohlen galten nicht als offizielles Sohlenmaterial. Alternativ wurde Stroh als Sohlenmaterial verwendet. Im Sommer 1943 finden sich vermehrt Aufrufe, die auf den verantwortungsvollen Gebrauch von wiederverwendbaren Materialien hinweisen. So gab es in Sindelfingen im Juni 1943 eine landesweite Sammlung von Textilien, aus denen sich neues Garn spinnen ließ.

NS-Regime förderte Tauschgeschäfte

Am 28. Juli 1943 erhielt die Stadt Sindelfingen „Bezugsscheinkontingente für Schuhe für das III. Vierteljahr 1943“. Es handelte sich um insgesamt 368 Bezugsscheine für Kinder und Erwachsene. Davon mussten jedoch noch Rücklagen gebildet werden, sodass nur ein Teil der Bezugsscheine ausgegeben wurde. In den vorangegangenen Kriegsjahren wurden teils pro Monat doppelt so viel Bezugsscheine ausgegeben. In der Stadt lebten damals rund 9000 Menschen. Bereits im September 1943 war die Versorgungssituation auch bei Schuhen sehr kritisch. Daher sollten „Fliegergeschädigte“ vorrangig Bezugsscheine erhalten. Zur Entspannung der wirtschaftlichen Lage wurden durch das NS-Regime auch Tauschgeschäfte gefördert. Waren, die nicht mehr benötigt wurden, durften an andere Personen abgegeben werden.