Sorgen für gute Stimmung in der Funzel: 4 More friends. Foto: Bernd Epple

Das Kneipenfestival „Sindelfinger Musiknacht“ schafft gute Laune, aber auch ein wenig Verwirrung und Ratlosigkeit

Bereits um 19 Uhr finden sich am Samstag die ersten „Hartgesottenen“ auf dem Wettbachplatz ein; denn die Temperaturen beginnen schon langsam unter die Zehn-Grad-Marke zu sinken.

Zum Glück steht da mit 4 More Friends eine Band auf der Open-Air-Bühne, die es versteht, die ersten Passanten im Handumdrehen in ihren Bann zu ziehen. Überaus versiert gehen die vier Musiker aus Herrenberg, Nagold, Degerloch und Weil der Stadt ans Werk. Kein Wunder, sind Sängerin Julia Gerlach, Bassist Michael Schennach, Gitarrist Lorant Magyar und Cajon-Spieler Chris Seeger nunmehr seit knapp zehn Jahren zusammen und haben sich ein Repertoire von rund 100 Stücken erarbeitet. Flexibel können sie gar auf Musikwünsche ihres Publikums eingehen. So auch auf dem Wettbachplatz: „An Tagen wie diesen“ ruft eine Dame aus dem bereits aufgetauten Publikum, und schon zählt Perkussionist Seeger ein. Bei „She’s Got To Look“ von Roxette nähern sich bereits zwei junge Tänzer der Bühne, was auch andere motiviert, ihrer Tanzlust nachzugehen. Die Herren um die charismatische Sängerin geben mächtig Gas und machen Lust auf mehr. Kein Problem, denn ab 21 Uhr geht die Party in der „Funzel“ nebenan weiter.

Locations sind teilweise schwer zu finden

Szenenwechsel: Im türkischen Restaurant „3 Mohren“ schwelgt man noch in kulinarischen Genüssen, während das Duo Bossa Boys letzte Vorbereitungen trifft, um in eher gediegener Atmosphäre für den musikalischen Nachtisch zu sorgen. Die „Tafelmusik“, von Saxophon und Gitarre präsentiert, entpuppt sich eher als Jazz-Evergreen-Repertoire mit Bossa-Nova-Touch denn als puristisch brasilianische Musik. „Sunny“, „Summertime“, „Besa Me Mucho“ und „Autumn Leaves“ sind jedoch Ohrwürmer, die geschmeidig ins Ohr der speisenden Gäste dringen. Ganz anders wieder mal im „s´Café“, wo The Pulz dem dicht gedrängten Publikum ordentlich einheizt. „Britcovers, Post-Punk und Irish“ hat sich diese Formation auf die Fahnen geschrieben.

Vor der Funzel am Wettbachplatz sitzen Christoph und Felix aus Sindelfingen und Hildrizhausen. „Musik ist für uns nicht die Hauptsache – das ist eine schöne Gelegenheit, Freunde zu treffen“, sind sie sich einig, aber: „Die Plätze, wo die Musik abgeht, sind teilweise schwer zu finden, sogar wenn man aus Sindelfingen kommt.“ In der Tat muss man sich in der Altstadt und Kneipenszene gut auskennen, um alle Etablissements zielsicher anzusteuern. Der Flyer, den jeder zahlende Besucher am jeweiligen Kneipen-Eingang erhält, hilft da nur bedingt weiter. Hinzu kommt, dass in einer der ausgewiesenen Locations, der „City Treff Café Lounge Bar“ gar nichts stattfindet, wie Wolfgang Graner aus Magstadt und Thomas Jörger aus Simmersfeld enttäuscht berichten. Zusammen sitzen die Freunde im Corners, wo lange gar nicht zu geschehen scheint.

Flamenco anstatt Samba-Pop

Um halb elf erscheint dann schließlich das Duo D´Rumbaos und nicht wie angekündigt die Mulato Group. Also weder brasilianische Musik und Samba-Pop noch Reggae, wie der Flyer erwarten lässt. Doch die beiden Herren aus Barcelona lassen dafür keine Wünsche offen, was die Qualität ihrer Musik anbetrifft, darunter Flamenco und Latin Groove mit jazzigem Einschlag. Ganz gleich, welches Genre – der Perkussionist und Sänger wie auch der Gitarrist erzeugen eine großartige Klangdichte. Astreine Flamenco-Anschlagtechnik, versierte Cajon-Beats und brillante Soli zeichnen diese Mini-Band aus, die gelegentlich durch Looper-Einsatz den Hörgenuss einer mehrköpfigen Formation vermittelt. „Der Gitarrist lässt’s jetzt aber laufen“, konstatiert Besucher Thomas Jörger bewundernd., Ansonsten hat er eher ein „Na ja“ ob des musikalischen Gesamtangebotes übrig. Für „Gassigeher“ mit Lust auf Live-Musik passt aber alles, vorausgesetzt man findet die richtigen Locations.