Die Böblinger Altstadträtin Sigrid Bornemann feiert im Familienkreis ihren 90. Geburtstag.
„Was du ehrenamtlich machst, dürfte ein Berufstätiger gar nicht tun“, sagte eines ihrer Kinder einmal zu Sigrid Bornemann und brachte damit den von morgens bis abends gut ausgefüllten Alltag der Mutter treffend auf den Punkt. Ob Hausfrauenbund, Kirchengemeinde, Campingverein oder lange Jahre als Stadt- und Kreisrätin – überall, wo ehrenamtliche Arbeit Not tat, stand die umtriebige Böblingerin, die an diesem Samstag im Familienkreis ihren 90. Geburtstag begeht, jahrzehntelang in der ersten Reihe.
Schon früh gefordert
Als Älteste von fünf Geschwistern am 4. November 1933 im schlesischen Breslau geboren, war der Jubilarin vielleicht die Verantwortung schon damals quasi mit in die Wiege gelegt und umso mehr gefordert, als die Mutter am Ende des Zweiten Weltkrieges alleine mit den Kindern nach Westen floh. In Stuttgart, wo der später aus dem Krieg heimgekehrte Vater ein Spirituosengeschäft eröffnete, fand die Familie eine neue Heimat. Selbstverständlich, dass Tochter Sigrid nach der Volksschule im elterlichen Laden mithalf und dort eine Lehre absolvierte.
Nach der Hochzeit mit ihrem 2005 verstorbenen Mann Hans wurde Anfang der 1960er-Jahre Böblingen das Zuhause von Sigrid Bornemann und den gemeinsamen Kindern Karin, Axel und Heiko. Bereits in Stuttgart ehrenamtlich aktiv, entdeckte die Mutter hier ihre Berufung neben für das politische Engagement. Erst für die Freien Wähler, dann für die CDU. Zudem wurde sie unter anderem als Vorsitzende des Deutschen Hausfrauenbundes aktiv, bei der evangelischen Kirchengemeinde, bei der Seniorenunion und noch in einigen anderen Vereinen mehr.
Gäste aus Lübeck
Wegweisend insbesondere ihr Einsatz für den Wiedereinstieg von Frauen zurück ins Berufsleben unter dem Motto „Neuer Start ab 35“, das mit ein gewichtiger Grund für die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz war.
Aus der Öffentlichkeit aber hat sie sich gesundheitsbedingt schon vor einigen Jahren zurückgezogen. Seit 2020 lebt Sigrid Bornemann im Haus der Pflege St. Hildegard auf der Böblinger Diezenhalde. Eine Geburtstagsfeier mit Kaffeenachmittag, zu der auch einige ihrer mittlerweile vier Enkel und der jüngere Sohn eigens aus Lübeck anreisen, darf aber natürlich trotzdem nicht fehlen.