In diesem Gebäude am Botanischen Garten fielen am Montag die tödlichen Schüsse. Foto: dpa/R.Priebe

Noch ist unklar, warum ein 18-jähriger Student am Montag in Heidelberg in einem Hörsaal um sich geschossen hat. Doch offenbar hatte er eine rechtsextreme Vergangenheit. Das berichtet die Wochenzeitung „Zeit“.

Heidelberg - Der 18-jährige Student, der am Montag bei einem Biochemie-Tutorium eine 23-jährige Mitstudentin erschossen und drei weitere Studierende verletzt hat, hat sich in seiner Jugend offenbar für die rechtsextreme Kleinstpartei „Der dritte Weg“ interessiert. Wie die Wochenzeitung „Die Zeit“ auf ihrem Onlineportal unter Berufung auf „Sicherheitskreise“ berichtet, seien die Ermittler der 35-köpfigen Ermittlungsgruppe „Botanik“ auf den Namen des 18-Jährigen auf einer älteren internen Liste der Partei gestoßen. Ein Parteisprecher habe die Information mit Verweis auf den Datenschutz nicht kommentieren wollen, berichtete die „Zeit“.

Ein Sprecher der Heidelberger Staatsanwaltschaft erklärte, die Frage, ob und in welcher Form der mutmaßliche Täter in der Vergangenheit Kontakt zum „Dritten Weg“ gehabt habe, sei noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Es stehe noch nicht zweifelsfrei fest. „Was sich aber sagen lässt, ist, dass derzeit keinerlei Anhaltspunkte für eine politisch motivierte Tat vorliegen“, sagte der Sprecher.

Der Mann kommt aus Berlin

Übereinstimmenden Berichten zufolge soll der junge Mann aus Berlin stammen. Als Biologiestudent im ersten Semester hatte er erst seit wenigen Monaten in einer kleinen Wohnung in einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus in der Nähe des Mannheimer Hauptbahnhofs gewohnt.

Der Innenminister Thomas Strobl (CDU) hatte bestätigt, dass der 18-Jährige vor längerer Zeit psychische Probleme gehabt haben soll. Das Berliner Boulevardblatt „B.Z.“ berichtete, der junge Mann habe als 17-Jähriger eine Jugendstrafe wegen Körperverletzung erhalten. Dies bedeutete aber offenbar keinen Eintrag ins Vorstrafenregister.

Aras warnt vor Spekulationen

Die baden-württembergische Landtagspräsidenten Muhterem Aras (Grüne) drückte in einer Erklärung vor dem Landtag das Mitgefühl des Parlaments mit den Opfern, deren Angehörigen und Freunden aus. „Über die Hintergründe der Tat wissen wir bisher noch recht wenig. Wir alle tragen daher Verantwortung, die Trauer und die Traumata der Betroffenen durch politische Spekulationen nicht noch zu vertiefen“, sagte Aras. Zuvor hatte unter anderem der AfD-Europaabgeordnete Maximilien Krah auf Twitter indirekt über ein islamistisches Motiv gemutmaßt: „Zu dem Amoklauf in Heidelberg wird kaum berichtet. Da ist also klar, welchen Hintergrund der Täter hatte.“

Die Universität stellte derweil den Betrieb in der betroffenen Fakultät teilweise auf Digitalunterricht um.