Ulrike Draesner im Stuttgarter Literaturhaus. Foto: Biazenka Jakic

Im Rahmen einer Trilogie hat sich die Schriftstellerin Ulrike Draesner mit den Folgen Flucht und Vertreibung auseinandergesetzt. Im Stuttgarter Literaturhaus hat sie nun eine Ausstellung zu Kriegserlebnissen aus weiblicher Perspektive eröffnet.

Philomela war eine Königstochter und stammte aus Attika. Der römische Dichter Ovid erzählt in den „Metamorphosen“, wie das Mädchen vom Thrakerkönig Tereus in einen Wald verschleppt wird, wo er sie in einer Hütte vergewaltigt und ihr anschließend die Zunge abschneidet, damit sie später niemandem von ihrem Leid berichten kann. Der Text ist grausam, bis heute, dass er rein fiktiv ist, tröstet. Das mythologische Gedicht beschreibt allerdings auch, wie es dem Mädchen gelingt, sich der Verstümmelung zum Trotz nicht mundtot machen zu lassen: Sie webt ein Tuch mit Szenen, die den Überfall beschreiben, schickt es an ihre Schwester Prokne und wird von ihr befreit.