Laura Kipp kommt aus Reutlingen und studiert derzeit Psychologie in Paris – Jazzgesang ist ihre Leidenschaft. Foto: Yamaly Bayer-Gomez

Sie pendelt zwischen Reutlingen und Paris, wo sie studiert – und hat schon Quincy Jones zum Schwärmen gebracht: Laura gilt als neue Stimme des Jazzgesangs. Im Bix stellt die Sängerin am Samstag, 1. Juli, ihr neues Album vor.

Laura Kipp, 1996 in Waiblingen geboren und in Reutlingen aufgewachsen, ist eine Jazzsängerin, die bei Fola Dada und Anne Czichowsky an der Stuttgarter Musikhochschule und am Konservatorium in Paris studiert hat. Dort beendet sie in Kürze auch ihr Psychologiestudium. Da sie als „Laura“ vor allem in Deutschland auftritt, wechselt sie häufig zwischen Pariser Banlieue und dem Wohnort am Fuße der Schwäbischen Alb.

Laura, Sie stellen im Bix Ihr aktuelles Album „Sunset Balcony“ vor. Wo ist denn dieser Balkon?

In Paris. Ich sehe da das Scheinwerferlicht des Eiffelturms vorbeistreifen und fühle mich wohl dabei und frei. Während die Deutschen ja eher die Sicherheit schätzen, liebt man in Frankreich die Freiheit. Die kann schwindelerregend sein, gibt mir aber auch die Möglichkeit, mich auf eine neue Weise zu entfalten. Die französische Kultur prägt mich seit Jahren.

Sie haben bei den Jazz Open 2017 Quincy Jones, den Jugendfreund von Ray Charles und Produzenten von Michael Jackson, kennengelernt.

Ja, ich habe mit ihm, George Benson, Dee Bridgewater und Jacob Collier auf dem Schlossplatz als Backgroundsängerin auf der Bühne gestanden. Danach hat er sich mit mir lange unterhalten. Seine zahlreichen Anekdoten werde ich nie vergessen.

Sie stellen während Ihres Studiums eine Verbindung her zwischen Musik und Psychologie. Dabei spielt die Resonanztheorie von Hartmut Rosa eine wichtige Rolle.

Die ist für mich ein Totem der Beziehung zu mir selbst und zur Welt. Die Stimme ist das Resonanzorgan schlechthin – an der Schwelle von Körper und Seele. Sie definiert uns in Interaktionen mit anderen, ohne dass wir uns dessen oft bewusst sind. Die Prosodie der Stimme hat ihre eigene Sprache, übereinstimmend mit dem, was man sagt oder auch damit kontrastierend. Wir tragen eine angeborene Musikalität in uns, die unsere Gespräche rhythmisiert und sich der jeweiligen Stimmung anpasst.

Die Stücke auf Ihrem aktuellen Album „Sunset Balcony“ wurden von Jens Loh komponiert.

Jens ist ein gefragter Kontrabassist, dessen melodiöses klangvolles Spiel ich sehr schätze. Wenn er Bass spielt, scheint es, als würde er singen. Seine Kompositionen sind also sehr sanglich, und ich habe einmal einen Text zu seiner Ballade „I’ll Be Around“ geschrieben. Seither arbeiten wir zusammen. Seine Kompositionen werden durch meine Texte und meine Interpretation zu unseren Songs. Ich schreibe intuitiv, möchte Geschichten erzählen und stelle manchmal erst später fest, dass mich dieses Thema zu jener Zeit bewegt hat. Schreiben ist ja immer auch Katharsis.

Der Mann am Klavier heißt William Lecomte und ist Franzose.

Er lebt in Paris, ein Teil seiner Familie in Stuttgart. Jens und William kennen einander seit vielen Jahren. Wir haben als Quartett mit unserem akkurat und flexibel agierenden Drummer Eckhard Stromer eine eigene Energie gefunden. Wir haben unglaublich viel Spaß auf der Bühne und hinter den Kulissen. Dank der gemeinsamen Musik sind wir Freunde geworden. Es ist mein Traumquartett.

Laura: Sunset Balcony: Jazzclub Bix, Stuttgart, Samstag, 1. Juli, 20.30 Uhr