Ein vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Video soll nach russischen Angaben ein ukrainisches Militärfahrzeug zeigen, das während eines Gefechts getroffen wurde. Foto: dpa/Uncredited

Moskau brüstet sich, eine ukrainische Großoffensive im Donbass zurückgedrängt zu haben. Ein russischer Feldkommandeur widerspricht der Erfolgsmeldung aus dem Kreml.

Russland hat nach eigenen Angaben eine „großangelegte Offensive“ der Ukraine im Donbass zurückgedrängt. „Am Morgen des 4. Juni hat der Feind eine großangelegte Offensive in fünf Bereichen der Front im Süden der Region Donezk gestartet“, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau in der Nacht zum Montag mit. Auch in der südlichen Region Saporischschja meldete ein russischer Beamter ukrainische Angriffe. Kiew bestätigte solche Offensiven zunächst nicht. 

Der russische Feldkommandeur Alexander Chodakowski widersprach Moskauer Erfolgsmeldungen über das Scheitern einer ukrainischen Großoffensive im Donbass. Bisher werde der Feind „von Erfolg begleitet“, schrieb Chodakowski am Montag auf seinem Telegram-Kanal. Seiner Darstellung nach handelt es sich bei den Angriffen westlich von Wuhledar um eine begrenzte taktische Operation der Ukrainer.

Angriff aus Saporischschja gemeldet

Die ukrainischen Truppen hätten „den aus ihrer Sicht schwächsten Bereich der Front angegriffen“, erklärte das russische Verteidigungsministerium hingegen. „Der Feind hat sein Ziel nicht erreicht, er hat es nicht geschafft“, hieß es weiter. Im Messengerdienst Telegram veröffentlichte das Ministerium ein Video, das aus der Luft gefilmte ukrainische Panzerfahrzeuge unter starkem Beschuss zeigen soll.  

Den russischen Angaben zufolge führte die ukrainische Armee die Offensive mit sechs mechanisierten Bataillonen und zwei Panzerbataillonen aus. Donezk gehört – neben Luhansk, Cherson und Saporischschja – zu den vier Regionen, die Russland im September für annektiert erklärt hatte. 

Auch aus Saporischschja, wo das gleichnamige größte Atomkraftwerk Europas steht, wurde ein Angriff gemeldet. „Heute Morgen haben ukrainische Streitkräfte einen Angriff größeren Ausmaßes als gestern gestartet. Die Situation ist alarmierend", sagte der von Moskau eingesetzte Beamte Wladimir Rogow laut der russischen Nachrichtenagentur Tass.

Die ukrainischen Behörden erwähnten die von Moskau gemeldeten Ereignisse zunächst nicht. Die Ukraine hatte nach eigenen Angaben seit Monaten eine Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen vorbereitet. 

In einem am Samstag veröffentlichten Interview des „Wall Street Journal“ sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass diese Vorbereitungen nun abgeschlossen seien. In einem am Sonntag veröffentlichten Video schien die ukrainische Armee die Soldaten aufzufordern, Stillschweigen zu bewahren. Sie erklärte, es werde keine Ankündigung über den Beginn der erwarteten Offensive geben. 

Laut dem Kreml-treuen Kriegsreporter Alexander Kots handelt es sich bei den jüngsten militärischen Entwicklungen allerdings nicht um einen Angriff großen Ausmaßes. Die Ukrainer „haben noch nicht ihre wichtigsten Streitkräfte in den Kampf geschickt.“