König Charles III. schreibt Geschichte. Prinz Harry und Herzogin Meghan wickeln Düsseldorf um den Finger – und in Spanien schickt sich eine junge Frau an, der Monarchie neues Leben einzuhauchen. Das Jahr 2023 aus royaler Sicht.
In Großbritannien bringt das Jahr 2023 ein Jahrhundertereignis: Nach 70 Jahren wird am 6. Mai in der Westminster Abbey wieder ein britischer Monarch gekrönt. Der Ritus ist über 1000 Jahre alt – und doch versucht der neue König Charles III., die Krönungszeremonie ins 21. Jahrhundert zu holen. Kürzer, moderner und schlanker fällt der Gottesdienst aus. Sein zweitgeborener Sohn Prinz Harry nimmt zwar teil, kommt aber ohne Herzogin Meghan in die alte Heimat. Große Begeisterung ruft sein Kurzauftritt bei Monarchisten nicht hervor – hat er doch in den Monaten zuvor nicht hinterm Berg gehalten mit der Kritik an seiner Familie.
Das winzige Großherzogtum Luxemburg bekommt zu seinen rund 600 000 Einwohnern einen neuen Bürger dazu: Prinz François wird geboren. In Jordanien heiratet Kronprinz Hussein. Schweden feiert seinen König: 50 Jahre sitzt Carl XVI. Gustaf auf dem Thron. Und gleich zwei Jung-Royals werden volljährig: Prinz Christian von Dänemark und Spaniens Thronfolgerin Leonor.
Das Jahr 2023 aus royaler Sicht – von Januar bis Dezember:
Januar: Die Rache des Zweitgeborenen – so könnte Prinz Harrys Buch „Spare“ (zu Deutsch „Reserve“) auch betitelt sein. Denn der jüngere Sohn von König Charles III. arbeitet sich darin kräftig ab an seiner Familie. Kaum ein Detail zu intim, als dass es verschwiegen bliebe: Harry schnupfte Kokain, verlor seine Unschuld hinter einem Pub, Camilla gab Interna an die Presse weiter, sein Bruder William soll mehrmals handgreiflich geworden sein. Der Palast schweigt, doch König Charles soll tief getroffen sein.
Januar: Trauer um einen König, der keiner mehr war – am 10. Januar stirbt der ehemalige griechische König Konstantin II. Könige, Prinzessinnen, ein Großherzog: Hochadel aus ganz Europa nimmt in Athen Abschied. Dabei war Konstantin ganz offiziell nur noch ein Privatmann, denn Griechenland ist seit 1974 keine Monarchie mehr.
März: Anrecht auf den Titel hatte sie, seit ihr Großvater Charles König wurde – aber erst im März wird Prinz Harrys und Herzogin Meghans Tochter Lilibet Diana zum ersten Mal offiziell als „Prinzessin“ bezeichnet. In einer offiziellen Mitteilung zur Taufe der Zweijährigen wird der Titel verwendet. Und endlich ändert auch der Palast seinen Webauftritt und führt Archie und Lilibet als Prinz und Prinzessin.
März: Dass er Herzog von Edinburgh wird, das hatten Prinz Edward seinerzeit noch seine Eltern versprochen. Doch nach dem Tod von Prinz Philip, der den Titel fast 75 Jahre lang getragen hatte, passierte erst einmal lange: nichts. Britische Medien spekulierten gar, König Charles III. wolle seinem jüngsten Bruder den Titel vorenthalten. Doch an seinem 59. Geburtstag bekommt Edward ihn doch noch.
März: 3575 Gramm schwer, 53 Zentimeter groß – das kleine Luxemburg hat einen Bürger mehr. Am 27. März kommt Prinz François zur Welt. Das Prinzchen ist der zweite Sohn von Luxemburgs Erbgroßherzogin Stéphanie und Erbgroßherzog Guillaume.
März: Wie erobert man in kürzester Zeit die deutschen Herzen? Man zitiert „Dinner for One“, den Silvester-Fernsehklassiker schlechthin. Und spricht Deutsch, auch wenn das der britischen Zunge die ein oder andere Verknotung abverlangt. Wie wichtig der britischen Regierung nach dem „Brexit“ ein gutes Verhältnis zu Deutschland ist, sieht man daran, dass sie König Charles III. noch vor seiner Krönung nach Berlin schickt. Mit seiner Rede im Bundestag, die er halb auf Deutsch und halb auf Englisch hält, reicht der Monarch Berlin symbolisch die Hand für einen Neuanfang.
April: Als Willem-Alexander am 30. April 2013 die Hand zum Schwur hob und König der Niederlande wurde, war das Volk entzückt. Zehn Jahre später ist der Lack ab. Während der Coronapandemie leisteten sich der König und seine Frau Königin Máxima so viele Fehltritte, dass das Vertrauen der Niederländer zum ersten runden Thronjubiläum im April auf dem Tiefpunkt ist. Die Oranjes haben verstanden – und arbeiten daran, die Zustimmungswerte aus dem Keller zu holen.
Mai: Wahrhaft historisch – nach 70 Jahren findet in der Westminster Abbey in London wieder eine Krönung statt. Seit über 1000 Jahren unverändert sind die Riten, nach denen die Krönung von König Charles III. am 6. Mai abläuft: die Salbung mit geweihtem Öl, der Treueschwur. Auch Königin Camilla bekommt eine Krone aufs Haupt gedrückt; späte Genugtuung für die einst vielleicht meistgehasste Frau Großbritanniens. Heimliche Stars der Zeremonie sind übrigens die Nebendarsteller: Penny Mordaunt, die das juwelenbesetzte, extrem schwere Staatsschwert trägt – und Jonathan Thompson, Charles’ äußerst attraktiver, Kilt tragender Equerry.
Mai: Wenn es noch einen Beweis brauchte, wie wichtig Prinzessin Kate für das Image des britischen Königshauses ist, erbringt die Prinzessin von Wales ihn beim „Eurovision Song Contest“ nur wenige Tage nach der Krönung.
Zum Beginn der Veranstaltung wird ein Video der Frau von Prinz William eingeblendet – am Flügel im Crimson Drawing Room in Windsor Castle. Im bodenlangen blauen One-Shoulder-Abendkleid spielt sie den Refrain von „Stefania“, dem Song, mit dem das ukrainische Kalush Orchestra 2022 den ESC gewonnen hatte.
Juni: Hochzeit auf dem Pulverfass – in einer prunkvollen Zeremonie heiratet Kronprinz Hussein von Jordanien die Architektin Radschwa Al Saif. Jordanien wurde zwei Jahre zuvor von einer Palastfehde erschüttert. Angeblich habe König Abdullahs jüngerer Halbbruder, Prinz Hamsa, einen Komplott gegen den Monarchen geplant. Jetzt lädt der jordanische Hof den internationalen Hochadel nach Amman – und alle kommen.
Juni: Etliche Male nahm er teil, aber 2023 ist das „Trooping the Colour“ in London zum ersten Mal zu seinen Ehren: Hoch zu Ross auf der Stute „Noble“ nimmt der britische König Charles III. seine Geburtstagsparade ab. Königin Camilla, Prinzessin Kate und die drei Wales-Kinder Prinz George, Prinzessin Charlotte und Prinz Louis fahren in der Kutsche mit. Später winken die Windsors vom Balkon – manche Dinge ändern sich eben nie.
September: Düsseldorf ist aus dem Häuschen – Royals sind in der Stadt. Prinz Harry lässt seine „Invictus Games“ in der Stadt am Rhein steigen. Die Spiele für kriegsversehrte Soldatinnen und Soldaten sind das Herzensprojekt des 39-Jährigen. Seine Frau Meghan reist später an, zündet dann aber ein modisches Feuerwerk: Zehn Outfits in vier Tagen präsentiert die 42-Jährige.
September: Queen Elizabeth II. war einst eine blutjunge Königin – aber auch Schwedens König kam mit zarten 27 auf den Thron. Am 15. September hat Carl XVI. Gustaf Thronjubiläum: 50 Jahre ist er Schwedens König. Das Land feiert seinen Monarchen. Wie lange der 77-Jährige noch weitermachen will? Bislang zeigt Carl Gustaf keine Anzeichen, dass er das Zepter bald an seine Tochter, Kronprinzessin Victoria, weitergeben wird.
Oktober: Die royale Schonzeit ist vorbei – Prinz Christian von Dänemark wird am 15. Oktober volljährig. Peu à peu wird die Nummer zwei der dänischen Thronfolge künftig mehr Aufgaben für die Krone erfüllen. Seinen 18. Geburtstag feiert der Sohn von Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary mit 200 weiteren 18-Jährigen aus allen Landesteilen.
Oktober: Und noch ein 18. Geburtstag – wenige Tage nach dem Dänenprinz wird am 31. Oktober auch Spaniens Infantin Leonor volljährig. Im Parlament in Madrid legt die Tochter von König Felipe VI. und Königin Letizia einen Eid auf die Verfassung ab. Danach bekommt Leonor, strahlend in einem weißen Hosenanzug, minutenlangen Applaus – und das, obwohl die Monarchie in Spanien im Beliebtheitsloch feststeckt. Wenn sie einst auf Spaniens Thron sitzt, wird sie die erste Königin seit 1868 sein.
November: Im doch eigentlich besinnlichen Advent steht den Windsors neuer Ärger ins Haus – und er kommt in Form eines Buches. Dass Omid Scobie in „Endgame“ nicht eben pfleglich mit König Charles III. und den Seinen umgehen würde, war vorab schon klar: Der Journalist gilt als eng verbunden mit dem Lager von Prinz Harry und Herzogin Meghan. Doch dann stehen da in der niederländischen Version des Buches zwei Namen, die da offenbar nicht hineingehörten: Der von Charles und Prinzessin Kate. Sie sollen die beiden „Senior Royals“ sein, denen von den Sussexes vorgeworfen wurde, sie hätten vor Archies Geburt über die Hautfarbe des Babys spekuliert. Scobie bemüht sich um Schadensbegrenzung. Der Buckingham Palace reagiert wie meist: Er schweigt – und macht „Business as usual“ mit Diplomatenempfängen und Weihnachtskonzerten.