Bei Elektroautos kommt es nach Einschätzung der Versicherungswirtschaft seltener zum Schadensfall. Foto: dpa/Christian Charisius

Laut einer Studie sind die Preise für die Reparaturen bei E-Autos höher als bei Verbrennern. Dies hat vor allem einen Grund. Experten vermuten aber auch, dass manche Werkstatt E-Fahrer besonders zur Kasse bittet.

Wer sich heute ein E-Auto kaufen möchte, der hat gleich eine ganze Reihe von Argumenten, die vermeintlich dagegensprechen: Sorgen um die Reichweite, ein deutlich höherer Kaufpreis, ein unzureichendes Ladenetz, insbesondere in den Städten. Ein weiteres kommt hinzu, wenn man sich eine Untersuchung des Verbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ansieht.

Darin heißt es, dass die Preise für Reparaturen an E-Autos um ein Drittel höher als bei Verbrennern liegen. Für die Untersuchung verglich der GDV 37 Modellpaare aus Elektroautos und Verbrennern.

Oft Komplettwechsel nötig

Etwa einen Opel Corsa in herkömmlicher und elektrischer Variante. Dann wurde ausgewertet, wie sich die Häufigkeit und die Höhe der Schäden sowohl in der Kfz-Haftpflicht- als auch in der Vollkaskoversicherung über drei Jahre entwickelt haben. Das Ergebnis: Zwar gibt es weniger Schäden mit E-Autos. Im Schadensfall liegen die Reparaturkosten jedoch im Schnitt 30 bis 35 Prozent über denen vergleichbarer Autos mit Verbrennungsmotor.

Warum ist das so? Laut GDV fallen Schäden an der Antriebsbatterie am stärksten ins Gewicht. Ein Problem ist dabei die Konstruktionsmethode. Häufig werden Batterien nach einem Unfall vollständig getauscht. Auch kleinere Schäden machen einen Komplettwechsel notwendig.

Die Sache mit dem Feuer

Der Preis dafür fällt unterschiedlich aus, fängt aber meist bei einer fünfstelligen Summe an. Für einen VW ID3 sind es zwischen 10 000 und 15 000 Euro. Mit Blick auf den Restwert des Autos lohnt sich ein Tausch oft nicht. Bei anderen Herstellern liegen die Preise für Batterien noch deutlich darüber.

Auch die sogenannte Quarantänelagerung führt zu höheren Preisen. Da Batterien von verunfallten E-Autos auch Tage nach einem Unfall noch Feuer fangen können, werden sie von Werkstätten häufig auf speziell gesicherten Abstellplätzen gelagert. Auch das kostet.

Mitunter müssen Werkstätten auch neue Spezialwerkzeuge anschaffen, etwa Hebewerkzeuge für die schweren Batterien. Hinzu kommen Zeit und Kosten, die entstehen, wenn Mitarbeiter geschult werden. Diese Kosten schlagen die Werkstätten bei den Kunden auf.

Ein Vorteil der E-Autos ist allerdings laut GDV, dass es seltener zum Schadensfall kommt. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen sagt: „In der Kfz-Haftpflichtversicherung – also bei Unfällen, in denen mit einem Auto andere geschädigt werden – verursachen Elektroautos im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent weniger Unfälle als vergleichbare Verbrenner.“ Noch deutlicher sei der Vorteil der Elektroautos in der Vollkasko-Versicherung, also den Schäden am eigenen Auto. „Hier entstehen bei den Stromern im Schnitt sogar rund 20 Prozent weniger Schäden“, sagte Asmussen. Als möglicher Grund gilt, dass E-Auto-Fahrer mit Blick auf den Ladestand des Akkus vorausschauender fahren.

Experten gehen von sinkenden Preisen aus

Beim ADAC blickt man kritisch auf das Thema E-Auto-Reparaturen. ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze sieht insbesondere die Hersteller in der Verantwortung, Akkus künftig reparierbar zu gestalten und den Werkstätten aussagekräftige Diagnosemöglichkeiten und klare Beurteilungskriterien an die Hand zu geben. Dann könne man den präventiven Austausch vermeiden.

Schulze deutet aber auch an, dass Werkstätten mitunter mehr für die Reparatur von E-Autos verlangen als geboten ist. „Es zeigt sich, dass teilweise für Elektroautos auffällig hohe Stundensätze erhoben werden und so Wartung und Reparaturen, sei es bei Versicherungsschäden oder auf Kundenrechnung, übermäßig teuer werden.“

Für die Zukunft gehen Branchenexperten aber davon aus, dass die Reparaturkosten sinken werden. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Gründer des CAR-Center Automotive Research in Duisburg, hält die hohen Preise für Reparaturen bei E-Autos für eine „Momentaufnahme“. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte er. „Wir stehen noch am Anfang des E-Auto-Zeitalters. Je mehr Autos es gibt, desto mehr werden solche Probleme verschwinden. Auch die Technologie wird weiter Sprünge machen, sodass die Preise sinken.“