Im vergangenen Jahr war ein Bruttomonatslohn in Höhe von 3.371 Euro bei einer Vollzeitbeschäftigung erforderlich, um auf eine Rente in Höhe von 1.500 Euro zu kommen. Foto: IMAGO/imagebroker/IMAGO/imageBROKER/Oleksandr Latkun

Fast die Hälfte der derzeit rund 22 Millionen Vollzeitbeschäftigten in Deutschland erwartet eine Rente von weniger als 1.500 Euro.

Von den derzeit rund 22 Millionen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten in Deutschland erhalten nach jetzigem Stand etwa 9,3 Millionen im Alter eine monatliche Rente von weniger als 1500 Euro.

Das geht aus einer schriftlichen Frage der Linksfraktion hervor, über die zuerst das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ berichtet hatte und die auch dem Evangelischen Pressedienst vorliegt.

Die Berechnung bezieht sich den Angaben zufolge auf die Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2022. Im vergangenen Jahr war ein Bruttomonatslohn in Höhe von 3.371 Euro bei einer Vollzeitbeschäftigung erforderlich, um auf eine Rente in Höhe von 1.500 Euro zu kommen.

Voraussetzung ist Stundenlohn von mindestens 20,78 Euro

Zum 1. Juli dieses Jahres lag die Schwelle laut Ministerium bereits bei 3.602 Euro brutto im Monat, was einem Stundenlohn von 20,78 Euro entspricht. Für eine künftige monatliche Rente in Höhe von 1.200 Euro ist derzeit rechnerisch ein Stundenlohn von 16,62 Euro bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden über 45 Jahre nötig, für eine Rente in Höhe von 1.300 Euro ein Stundenlohn von 18,01 Euro.

Zwar soll der Mindestlohn zum 1. Januar 2024 von 12 auf 12,41 Euro steigen, aber seine Empfängerinnen und Empfänger sind auch danach noch weit entfernt von den 16,62 Euro, die nötig sind, um eine Rente von 1.200 Euro zu erreichen. Das Ministerium verweist allerdings darauf, dass die „abstrakte Modellrechnung“ auf einem konstanten Lohnverhältnis basiert. Aus der Höhe des Entgelts eines einzelnen Jahres könne nicht auf die Erwerbskarriere und die Einkommenssituation im Alter geschlossen werden.

Linke fordert höheren Mindestlohn

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch sprach von einem „sozialen Sprengsatz“. „Der aktuelle Mindestlohn und die geplanten Erhöhungen der Bundesregierung führen auch nach 45 Jahren Maloche in die Altersarmut“, sagte Bartsch dazu den RND-Zeitungen. „Das ist zynisch und respektlos gegenüber Millionen Beschäftigten.“ Bartsch forderte eine Anhebung des Mindestlohns auf 14 Euro ab Januar 2024.

Bartsch kritisierte, es spitze sich „die Lohn- und Rentenproblematik im Land weiter zu, wenn bundesweit fast die Hälfte der heute Vollzeitbeschäftigten im Alter eine Rente von unter 1500 Euro erwartet“. Im Osten sei die Situation ungleich dramatischer, hier drohe der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger eine Rente unter 1300 Euro.

Zudem würden real die Renten in den kommenden Jahrzehnten noch niedriger ausfallen, da viele Menschen nicht auf 45 Arbeitsjahre kommen. „Das Verarmungsrisiko im Alter wird weiter ansteigen“, warnte Bartsch.