Die Vermieterplattform Airbnb wirbt auf dem Time Square in New York. Foto: AFP/Kena Batncur

New York will Beschränkungen für Kurzzeitvermieter durchsetzen. Tausende von Angeboten auf Airbnb, VRBO oder Booking.com drohen zu verschwinden.

Das Stadthaus im New Yorker Viertel Harlem hat fünf Schlafzimmer, einen Wohnbereich mit Billardtisch und einen Garten mit Feuerplatz. Es bietet Platz für 14 Gäste und konnte zuletzt für 1400 Dollar pro Nacht auf Airbnb angemietet werden. Einhundert Dollar pro Gast und Nacht unweit vom Central Park ist kein schlechter Preis für eine Unterkunft in Manhattan, wo Hotelzimmer in der Größe von Abstellkammern gut das Dreifache kosten.

Doch die Sache hat einen Haken. Wer die Unterkunft bucht, kann sich keineswegs mehr sicher sein, ob das „Brownstone“ überhaupt legal ist. Seit dem Inkrafttreten des Local Law 18 vor einer Woche dürfte es dieses Angebot eigentlich nicht mehr geben. Brownstone heißen die typischen Ziegelhäuser, die Besucher aus aller Welt mit New York verbinden.

Verstöße kommen Vermieter teuer

Sofern es sich nicht um einen Hotelbetrieb handelt, ist es Vermietern nicht mehr erlaubt, ganze Wohnungen oder Häuser anzubieten. Das Gesetz schreibt vor, dass private Gastgeber während des gesamten Aufenthalts persönlich in der Unterkunft anwesend sein müssen und höchstens zwei fremde Personen beherbergen dürfen.

Legal oder illegal – angesichts der Fülle an Gesetzen in ihrer Stadt hätten New Yorker diese Frage in der Vergangenheit wahrscheinlich mit einem Schulterzucken quittiert. Doch das kann Vermieter und Vermittler wie Airbnb jetzt teuer zu stehen kommen. Verstöße gegen die strengen Vorschriften werden mit bis 5000 Dollar je Vermietung geahndet.

Über Nacht verschwanden 15 000 Unterkünfte

Für die Durchsetzung des Local Law 18 hat New York eine eigene Behörde geschaffen. Anbieter von Vermietungen unter 29 Tagen müssen sich beim Office of Special Enforcement (Amt für Sondervollzug) registrieren, das dem Bürgermeister unterstellt ist. Vermittler wie Airbnb und VRBO dürfen nur noch Zahlungen für Anbieter abwickeln, die über eine entsprechende Lizenz verfügen.

Quasi über Nacht verschwanden allein bei Airbnb mehr als 15 000 Unterkünfte aus dem Angebot für Kurzzeitvermietungen. Branchenführer Airbnb klagt über ein De-facto-Verbot. Sprecher Theo Yedinsky hält der Stadt New York vor, Millionen Touristen eine klare Botschaft zu senden: „Ihr seid nicht willkommen.“ Die Hotellobby würde bevorzugt.

Seit Jahrzehnten Magnet für Reisende

Christian Klossner, Chef der Sondervollzugsbehörde, weist diesen Vorwurf zurück. „Die Registrierung zeigt den Vermietern einen klaren Weg auf und schützt die Gäste vor illegalen und unsicheren Unterkünften.“ Bisher hätten rund 4000 Wohnungsbesitzer einen Antrag gestellt, von denen bisher etwa ein Zehntel genehmigt worden sei. Laut der New Yorker Hotelvereinigung kann von einem Engpass keine Rede sein. Die Lobby verweist auf eine Kapazität von rund 118 000 Hotelzimmern in der Stadt.

New York war lange vor der Gründung von Airbnb im Jahr 2007 ein Magnet für Reisende aus aller Welt. Aber seit es das Unternehmens gibt, hat das Geschäft mit den Kurzzeitvermietungen zu der massiven Wohnungsnot der Metropole beigetragen. Im Juni ergab eine Marktanalyse in den drei größten New Yorker Stadtvierteln, dass es in Manhattan, Brooklyn und Queens zusammen 10 200 freie Mietwohnungen gab. Airbnb bot in denselben Stadtteilen bei der Erhebung 23 000 Objekte zur Kurzzeitvermietung an.

Meilenstein im Kampf der Großstädte gegen Airbnb

Kritiker machen Airbnb & Co. mitverantwortlich für die hohen Wohnkosten New Yorks. Die Stadt ringt zudem mit fast 80 000 Obdachlosen, ein Problem, das sich mit der Ankunft von immer mehr Flüchtlingen aus Zentralamerika nur verschärft hat.

Die Klagen Airbnbs lässt Bürgermeister Eric Adams deshalb an sich abperlen. Er habe Verständnis für die Sorgen von Eigentümern, die alles richtig machten, erklärte er nach der Entscheidung. Es werde sich bestimmt eine Lösung finden lassen, „wenn Oma ihr freies Zimmer vermieten will“.

Das geplante Vorgehen der New Yorker Behörden gilt als ein Meilenstein im Streit zwischen Großstädten, die nicht genug Wohnraum zur Verfügung stellen könnten, und Vermieter-Plattformen, die mit einer Flut von Angeboten auf Touristinnen und Touristen abzielen.

Rekordmieten in New York

Branche
 In New York mit seinen etwa acht Millionen Einwohnern gibt es Tausende Airbnb-Angebote, die den neuen Richtlinien zufolge illegal sind. Die durchschnittliche Normalmiete, die im Stadtteil Manhattan pro Wohnung bezahlt wird, ist Branchendiensten zufolge im August auf ein neues Rekordhoch von 5588 Dollar (etwa 5200 Euro) im Monat gestiegen.

Hoffnung
 Es ist bleibt abzuwarten, ob die Maßnahmen gegen Airbnb und Co. einen spürbaren Effekt auf eine Entspannung der Situation haben können