Ein „Rehbrastreifen“ auf dem Römerweg. Foto: Manuel Böhler

Ein mysteriöser Verkehrsübergang in der Römerstraße gibt uns Rätsel auf. Ein Beitrag aus den Bonbons, der wöchentlichen Humorkolumne dieser Zeitung.

Der Böblinger Schilderwald nimmt anscheinend immer wildere Auswüchse an. Jetzt kommen im Wald sogar Schilder hinzu, die selbst aus „Wald“ gemacht sind. Die Rede ist von einem dreieckigen Verkehrsschild, das in der Nähe des AWO-Waldheims in der Heuwegflosche offenbar jemand aus Holzstöckchen und Moos zusammengebastelt hat. Ein sichtbares Zeichen ist auf dem Schild zwar nicht erkennbar, aber vermutlich soll es auf den aus Moos gemachten Zebrastreifen auf dem Straßenbelag hinweisen.

Aufgefallen ist dieser vorbildlich verkehrsgeregelte Wildwechsel Manuel Böhler. Der Böblinger Hotelier postet gerne mal spektakuläre Sonnenaufgänge über dem Postplatz, die er von seinem Hotel am Schlossberg fotografiert. Dieser Schnappschuss ist ihm nahe der Römerstraße beim AWO-Waldheim gelungen.

Steckt ein frustgeplagter Förster hinter dem seltsamen Arrangement?

„Die Böblinger sind kreativ“, schreibt er auf Facebook zu seinem Bild.„Damit die Rehe sicher über den Waldweg kommen“, liefert er gleich eine passende Vermutung, was es mit dieser Sache auf sich haben könnte.

Interessante These. Vielleicht handelt es sich hier ja tatsächlich um so eine Art „Rehbrastreifen“. Oder war es womöglich das Statement eines frustgeplagten Försters, der menschliche Waldbesucher mit diesem improvisierten Hufgängerübergang erziehen will, mit ihren Mountainbikes und Elektrofahrrädern nicht wie die Wildsäue über den Schotter zu brettern? Man weiß es nicht.

„Ich war da mit dem Hund spazieren und fand es cool“, erklärt Böhler die Genese des Fotos. „Vielleicht war es ja ein Waldheim-Projekt“, spekuliert er. Schließlich liegt die Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt nicht weit entfernt von dem mysteriösen Arrangement. Wie unsere Recherche-Taskforce „Rehbra“ auf Nachfrage beim AWO-Waldheim erfahren konnte, weiß man dort allerdings nichts von dieser Angelegenheit.

Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als selbst vor Ort auf die Fotopirsch zu gehen. Vielleicht gelingt es uns ja, gleich vier Rehe auf einmal beim Überqueren der Straße zu fotografieren. Das wäre dann sozusagen eine Reh-Inkarnation des berühmten Beatles-Foto mit dem Abbey-Road-Zebrastreifen. Nur zu, ihr Hirsche, Rehkitze, Dachse und Wildschweine da draußen: Kommt uns vor die Kameralinse. Auf Moos geht’s los!