Die Absperrungen am Remstalweg – hier bei Neustadt – werden offenbar immer wieder beiseite geschoben. Foto: Gottfried Stoppel

Waiblingen muss mindestens 200 000 Euro investieren, um den beliebten Rad- und Wanderweg wieder nutzbar zu machen – zurzeit unter anderem auch in eine aufwendigere Absperrung und Beschilderung.

Ingo von Pollern hat sich am Wochenende selbst auf verdeckte Ermittlungsmission begeben. „Ich habe mich hinter einem Baum versteckt und musste feststellen: Die Leute fahren durch.“ Damit habe sich bestätigt, sagt der erfahrene Waiblinger CDU-Gemeinde-, Kreisrat und Richter im Ruhestand, was ihm immer wieder zugetragen worden sei: Nicht wenige Radfahrer und Fußgänger missachteten, dass der Remstalweg zwischen Waiblingen und Remseck zurzeit gesperrt ist.

500 Waiblinger Bäume betroffen

Eigentlich gilt das Passierverbot für das bei Fahrrad-Berufspendlern und Freizeitpedaleuren sowie Wanderern äußerst beliebte Teilstück bereits seit Anfang des Jahres. Grund sind marode Bäume, welche die Verkehrssicherheit gefährden. Rund 800 Gewächse sind von dem sogenannten Eschentriebsterben befallen – 500 davon auf Waiblinger Gemarkung. Weil die Auswirkungen von Fällungen in dem Naturschutzgebiet der höchsten Priorität erst noch gutachterlich geklärt werden müssen und diese auch erst nach der Brutsaison dortiger Höhlenbrüter möglich wären, mussten die betroffenen Kommunen die Strecke für jedweden Verkehr zur Tabuzone erklären. Doch in der Praxis werden die installierten Absperrungen offenbar ignoriert und immer wieder beiseite geschoben.

Das hat nach Ansicht von engagierten Beobachtern wie Ingo von Pollern aber auch mit einer unzureichenden Ausweisung von Alternativrouten zu tun. Diese aber soll jetzt endlich nachgebessert werden: Eine vom Rathaus beauftragte Fachfirma für Baustellensicherung werde am Mittwoch damit beginnen, weitere 120 Schilder entlang der Strecke anzubringen, versicherte der Waiblinger Baubürgermeister Dieter Schienmann am Dienstagabend im Planungsausschuss des Gemeinderats. Weil die Aufgabe vom eigenen Betriebshof nicht zu bewältigen gewesen wäre, habe man den Job extern vergeben. Teil des Auftrags sei auch die regelmäßige Kontrolle der Absperr-Einrichtungen.

Mit einmal Fällen ist es wahrscheinlich nicht getan

Auch wenn die maroden Bäume zum größten Teil auf Privatgrundstücken stehen, ist die Verkehrssicherung des Remstalwegs Aufgabe der Kommunen. Und das schlägt summa summarum nicht unerheblich zu Buche. 200 000 Euro an außerplanmäßigen Finanzmitteln hat sich der Baubürgermeister deshalb genehmigen lassen müssen – für die Absperrungen, für Gutachten, Fällungen und Kontrollen. Überdies gehen Experten wie Thorge Semder, der Leiter des städtischen Grünflächen- und Friedhofsamts, davon aus, dass es mit einer einmaligen Beseitigung der rund 500 Bäume im kommenden Winter nicht getan sein wird: „Das Eschensterben geht sicher noch weiter.“

Ingo von Pollern indes sorgt sich bereits um das Danach: Wenn 500 Bäume gefällt würden, sehe das Areal vermutlich aus, als hätte ein Tsunami gewütet. Doch das Thema Aufforstung sei nicht seine primäre Sorge, sagt der Baubürgermeister. „Wir müssen jetzt erst mal dafür sorgen, dass der Radweg wieder nutzbar ist.“