Bürgermeister Molt (links) und Landrat Sigel tauschen mit zwei Schülern und Schulleiterin Ellwanger die Urkunden aus. Foto:  

Landrat Richard Sigel lobt 226 Geradstettener Grundschüler, die ganz ohne Elterntaxi 3581 grüne Kilometer zurückgelegt haben.

Wenn das Problem mit dem Klima schon beim Kasperle und seiner Großmutter angekommen ist, dann muss die Sache echt ernst sein. Ein Kasperletheater das Jubel-, Protest- und Warnorkane in vollster Lautstärke durch den Festsaal der Geradstettener Grundschule toben ließ, ist Teil der Abschlussveranstaltung des kreisweiten Schulprojekts „Kindermeilen – Kleine Klimaschützer unterwegs“ gewesen. Grundschulkinder haben im Rahmen der Kindermeilen-Kampagne seit Mitte Mai möglichst viele Wege klimafreundlich zurückgelegt.

Aus dem Räuber wird ein Lebensretter

Auf der Bühne ist zunächst einmal der Herr Wachtmeister überhaupt nicht begeistert. Weil sein Chef beschlossen hat, dass seine Ordnungshüter auch ordentlich Polizistenmeilen beisteuern sollen, darf er die meisten seiner Wachtmeisterrunden nicht mehr mit Tatütata und Polizeiauto absolvieren, sondern muss per pedes auf Verbrecherjagd gehen. Wie etwa nach dem bösen Räuber Blasius, der zwar zunächst dem Kasperl im Wald seinen Heidelbeerkorb mit drei Beeren klaut, ihn aber mit schlechtem Gewissen zurückbringt und schließlich den Wachtmeister vor dem mangels Dschungel aus Amazonien eingewanderten menschenfressenden Krokodil Chantal rettet. Großmutter bekommt ihre Heidelbeeren, Kasperl den Kuchen und Blasius steuert als frisch ernannter Hilfswachtmeister künftig seinen Klimaobolus in Form von grünen Polizistenmeilen bei. Vorhang fällt, Geradstettener Klimaschutznachwuchs jubelt.

Gleiches gilt natürlich auch für die Präsentation des eigenen Klimakilometerstandes zum Abschluss der just zu Ende gegangenen vier Klimameilenwochen. Beim Schulweg ohne Elterntaxi, so ordnet Schulleiterin Katrin Ellwanger die Zahlentafeln ihrer Schüler in die richtige Reihenfolge, sind bei 226 teilnehmenden Schüler aus den Klassen eins bis vier exakt 3581 grüne Kilometer zusammen gekommen. Im Tausch gegen das großformatige Plakat mit grünem Fußabdruck und Kilometerzahl haben Remshaldens Bürgermeister Reinhardt Molt und Landrat Richard Sigel den Schülern im proppenvollen Festsaal eine Ehrenurkunde fürs unermüdliche Laufen, Rad- und Rollerfahren überreicht. Vom Landrat gab es dabei für die Geradstettener Grundschüler höchstes Lob fürs Engagement beim Meilensammeln. Und der Bürgermeister ermunterte zum Weitermachen: „Sagt euren Eltern ruhig, dass ihr keine Lust habt, ins Auto zu steigen.“

Kreisweit 30 Schule und Kitas beteiligt

Beim Projekt „Kindermeilen – Kleine Klimaschützer unterwegs“ waren im Rems-Murr-Kreis Grundschulkinder aus 30 Schulen und Kitas soweit möglich auf umweltfreundlichen Schulwegen mit Rad, Roller oder zu Fuß unterwegs. Von 15. Mai bis 23. Juni wurden so „Kindermeilen“ gesammelt. Kreisweit beteiligt waren laut Landratsamt 2674 Schüler. Das Gesamtergebnis an Kilometern für die Klimameilen-Kampagne ist noch nicht komplett ausgezählt.

Seit 2002 sammeln jedes Jahr zigtausende Kindergarten- und Schulkinder Grüne Meilen für das Weltklima. In Dubai auf der UN-Klimakonferenz wird das Klima-Bündnis die Grünen Meilen aller Kinder sowie deren Wünsche und Forderungen an die Klimapolitiker überreichen. 2022 waren es insgesamt rund drei Millionen Kilometer.