Schon immer stylisch, obwohl sie mit dem Label Modeikone bestimmt ein Problem hätte: Prinzessin Anne. Foto: Imago/Werek/Avalon/ZUMA/Keystone

„Die eleganteste Frau der Welt“ nennt Fendis Chefdesignerin Prinzessin Anne. Ihre Uniformen inspirieren einen neuen Militarylook – und auch der Brit-Klassiker Wachsjacke bekommt ein Revival.

Die coolste Socke im Hause Windsor? Das ist ohne Frage Prinzessin Anne, der „No Nonsense“-Royal, die 73-jährige Schwester des britischen Königs Charles III. Vor Jahrzehnten hat mal jemand versucht, die „Princess Royal“ zu entführen. Mit gezückter Pistole wollte der Entführer Anne zwingen, aus ihrem Auto zu steigen. Die Prinzessin blickte dem Mann fest ins Auge und sagte: „Not bloody likely.“ Frei übersetzt: Unwahrscheinlich. Noch Fragen?

Als Modeikone war die 73-Jährige bisher aber eher weniger bekannt. Diese Funktion kommt im britischen Königshaus anderen zu: Prinzessin Kate oder der inzwischen von der Fahne gegangenen Herzogin Meghan. Annes Kleider fielen ihren Landsleuten vor allem deshalb auf, weil sie sie wieder und wieder und wieder trug und oft noch nach Jahrzehnten zum selben Hut griff oder im selben Kostüm auftauchte. Lange bevor Nachhaltigkeit in aller Munde war, fand man das vor allem schrullig – und knauserig. Kann diese Frau sich nicht endlich mal eine neue Klamotte kaufen?

Eine klassische Vertreterin der „Swinging Sixties“: Prinzessin Anne. Foto: imago

Vielleicht hat sie einfach keine Zeit für ausgedehnte Shoppingtouren: Jahrein, jahraus ist die pflichtbewusste „Princess Royal“ auch mit über 70 noch der Windsor, der die meisten Termine absolviert.

Dabei war die junge Anne durchaus modisch vorn mit dabei: In kurzen Röcken, mit großen Hüten, psychedelisch gemusterten Seidentüchern und „Big Hair“ war die einzige Tochter von Queen Elizabeth II. und Prinz Philip eine typische Vertreterin der „Swinging Sixties“.

„Die eleganteste Frau der Welt“: Prinzessin Anne in Uniform. Foto: Imago/IMAGO/MALCOLM PARK / Avalon

Doch es ist gar nicht unbedingt die „frühe Anne“, die aktuell die Modehäuser inspiriert. Silvia Venturini Fendi sagte unlängst in einem Interview mit dem „Guardian“, der Militär-Stil der 73-jährigen Prinzessin habe sie bei ihrer diesjährigen Herbst/Winter-Männerkollektion sehr beeinflusst. „Ich habe mich in den Stil von Prinzessin Anne verliebt. Für mich ist sie die eleganteste Frau der Welt. Als ich sie in ihrer Uniform bei der Krönung sah, fand ich sie wunderschön“, sagte die Chefin des italienischen Modehauses Fendi.

Prinzessin Anne macht ihre eigenen Regeln: So ging sie als einzige Windsor-Frau bei den Beisetzungen ihrer Eltern hinter dem Sarg her. Traditionell wären bei diesem letzten Gang eigentlich nur die männlichen Familienmitglieder mit dabei. Im pastellfarbenen Kostümchen brav in der Kutsche bei „Trooping the Colour“ mitfahren wie die anderen Windsor-Frauen? Das ist nicht Anne. Sie reitet lieber – und trägt Uniform. Die Gardeuniform der Royal Navy zum Beispiel, deren Admiral sie ist. Ehrenhalber muss man dazu sagen, denn im Gegensatz zu ihren Brüdern durfte die „Princess Royal“ nicht dienen. Doch Anne ist als einzige Schwester unter Brüdern praktisch „einer von den Jungs“, ganz die Tochter ihres militärisch aufrechten, kernigen Vaters. Bestimmt lässt sich die passionierte (Olympia-)Reiterin nicht in die Kutsche verbannen.

In der Wachsjacke im Regen: Prinzessin Anne trotzt dem britischen Wetter. Foto: imago

Annes Lieblingsplatz sind die Ställe. Im strömenden Regen steht sie auf dem Reitplatz – in der typisch britischen Wachsjacke. Prompt sah man bei Fendi junge Männer in Wachsmänteln, Regenhüten und Gummistiefeln über den Laufsteg stapfen. Dazu: Mäntel im Military-Stil mit Klappentaschen und scharf geschnittenen Krägen.

Wachsjacken und Regenhüte bei Fendis Herbst/Winter-Männermode. Foto: Imago/Agence / Bestimage

Nicht nur Fendi hat den Brit-Style für sich entdeckt. Das Modehaus Gucci verkündete kürzlich, dass es mit Barbour, der britischen Wachsjacken-Marke schlechthin, eine Kooperation eingeht.

So wie man sie kennt, dürfte es Prinzessin Anne herzlich schnuppe sein, dass sie mit 73 Jahren zur Modeinfluencerin wird. Wie sagte einst ihr Vater, Prinz Philip? „Wenn es nicht Heu frisst und pupst, ist sie nicht interessiert.“