Ein Korkenzieher-Haselnuss-Strauch steht in einem Garten. Foto: Imago/Chromorange

Auch wenn noch Winter ist, produzieren die ersten Frühblüher bereits kräftig Pollen. Mit dem Klimawandel ändert sich auch die Pollensaison. Wir erklären, was das für Allergiker bedeutet und warum Regen und nasses Wetter Allergien verschlimmern können.

Hatschi! Die Nase läuft, die Augen sind rot, tränen und brennen. Die Haut reagiert mit starkem Juckreiz. Von den Kopfschmerzen und Schlafstörungen ganz zu schweigen. Wer unter Heuschnupfen leidet, ist extrem geplagt. Mehr als 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind von einer Pollenallergie betroffen – Tendenz steigend.

Wann ist Pollensaison?

Hasel und Erle sind als Frühblüher bereits seit einigen Wochen in der Luft und stäuben. Foto: Imago/Shotshop

Die Pollensaison dauert von Januar bis Oktober. Je nach Witterung kann der tatsächliche Pollenflug einzelner Pflanzen variieren. Viele Allergiker haben es durch tränende Augen oder Niesreiz bereits zu spüren bekommen: Der Pollenflug in Deutschland ist wegen der milden Temperaturen schon voll im Gang.

Hasel und Erle sind als Frühblüher bereits seit einigen Wochen in der Luft und stäuben nach Angaben der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst mit zum Teil hoher Intensität. Auch die Pollen von Eiben, Zypressengewächsen, Pappeln oder Ulmen fliegen demnach an immer mehr Orten. „Mit der milden Frühlingsluft ploppen reihenweise die Blüten früh blühender Baumarten auf und schicken ihre staubige Fracht auf Reisen“, berichtet die Stiftung.

Warum gibt es keine Verschnaufpausen für Allergiker?

Durch den Klimawandel setzen Pollen mehr Allergene frei. Foto: Imago/Shotshop

Früher galten die Wintermonate als Verschnaufpause für Allergiker. Mittlerweile beobachten Fachleute, dass sich wegen des Klimawandels beinahe die Zeiten überschneiden, in denen die letzten Pollen der Vorsaison verschwinden und die ersten der neuen Saison auftauchen.

Das beeinflusst Auftreten, Häufigkeit und Schwere allergischer Erkrankungen. „Allergiker haben im Prinzip das ganze Jahr Symptome“, sagt Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin der Umweltmedizin am Uniklinikum Augsburg. „Sie leiden länger und sie leiden mehr, weil mehr Pollen pro Tag fliegen.“

Eine weitere Folge des Klimawandels sei, dass Pollen mehr Allergene freisetzten. Das hängt der Allergologin zufolge nicht nur mit gestiegenen Temperaturen, sondern auch mit einer höheren Schadstoffbelastung zusammen. Vor allem in Städten sei zu beobachten, dass Pflanzen bei einer hohen Schadstoffkonzentration mehr Pollen produzierten – eine Stressreaktion, wie Traidl-Hoffmann erklärt.

Warum ist Starkregen der Feind aller Allergiker?

Allergiker freuen sich über jede Erleichterung. Etwa wenn’s regnet. Regen reinigt bekanntlich die Luft. Man kann wieder frei durchatmen. Oder doch nicht? Allergiker wissen: Ausgerechnet bei Starkregen verschlimmert sich häufig ihr Zustand. Warum ist das so? Wir erklären es Ihnen:

Für Allergiker ist der Klimawandel noch mal übler als ohnehin schon für jeden von uns. Denn vor allem Starkregen, Gewitter und Wolkenbrüche wirken auf Allergien wie eine Art Brandbeschleuniger. Tatsächlich reinigt Regen die Luft von Pollen und anderen umherschwirrenden Mikroteilchen. Starkregen dagegen führt zum gegenteiligen Effekt.

Was sind osmotischer Pollen-Schock und Gewitter-Asthma?

  • Osmotischer Schock: Das hat mit dem sogenannten osmotischen Schock zu tun, den die Pflanzen erleiden. Die Pollen nehmen bei starkem Regen zu viel Flüssigkeit auf, fallen mit den Wassertropfen zu Boden und platzen dann auf. Dadurch setzen sie noch wesentlich kleinere Allergene frei – also jene Substanzen, die über das Immunsystem Überempfindlichkeitsreaktionen (sogenannte allergische Reaktionen) auslösen.
  • Gewitter-Asthma: Normalerweise filtert unsere Nase Pollen von Bäumen und Gräsern problemlos aus der Atemluft. Doch je kleiner diese Partikel sind, desto eher können sie in die Lunge gelangen und dort starkes Asthma auslösen – das sogenannte Gewitter-Asthma.

Wie hängen Wetter und Pollenflug zusammen?

Viele Pflanzen, etwa die Hasel, blühen immer früher – zum Leidwesen aller, die unter Heuschnupfen leiden. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Oft trägt der Wind die Pollen aus weiter Entfernung heran. Wie stark die Luft mit Pollen gesättigt ist, hängt vom jeweiligen Wetter ab. An trockenen und windigen Tagen stäuben Hasel, Birke und Gräser besonders heftig. Dafür ist die Luft nach längerem Regen wie frisch gesäubert.

Generell sind beim Thema Pollenallergie zwei Pflanzen-Gruppen zu unterscheiden:

  • Windblütler: Diese Pflanzen geben ihre vergleichsweise leichten Pollen in die Luft ab und werden vom Wind wegtragen. Man erkennt sie oft daran, dass ihre Blüten unauffällig sind.
  • Insektenblütler: Andere Pflanzen locken Insekten mit schönen Blüten an, damit die Tiere die schweren, großen Pollen zu anderen Blüten bringen.

Gerade Pflanzen wie Haselnuss, Erle und Birke, die maßgeblich für Pollenallergien verantwortlich sind, lassen ihren Blütenstaub im Wind fliegen. Zwar können auch Pflanzen Allergien auslösen, die Insekten als Pollenträger nutzen. Das kommt aber eher selten vor.

Info: Pollen-Allergie

Allergie
Immer mehr Menschen leiden unter einer Pollenallergie. Häufig sind auch Ältere von einem plötzlich auftretenden Heuschnupfen betroffen. Die Zahl der Pollenallergiker hat in den vergangenen 20 Jahren stark zugenommen. Mehr als 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind mittlerweile betroffen.

Symptome
Herumfliegende Blütenpollen lösen Symptome wie tränende Augen, eine laufende oder verstopfte Nase, Hals- und Hautreizungen sowie Atemnot aus. Als besonders unangenehm gelten Birkenpollen. Im Frühjahr produzieren die Bäume sie in sehr großer Anzahl und der Wind trägt sie bis zu 300 Kilometer weit. Auch Hasel, Erle und Gräser zählen zu den stark allergenen Pflanzen.

Maßnahmen
Die Pollen sollte man möglichst von der Wohnung und dem Schlafzimmer fernhalten, das sie nachts die Schleimhäute reizen. Was können Betroffene vorbeugend tun?

• Straßenkleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen

• Abends Haare waschen oder gründlich ausbürsten

• Bettwäsche mindestens wöchentlich wechseln

• Fenster beim Schlafen geschlossen halten

• Staubsauger mit Hepa-Filtern benutzen

• Möbeloberflächen feucht abwischen

• Wäsche nicht im Freien trocknen

• Luftreiniger aufstellen