Zum Thema „Arbeitskräfte verzweifelt gesucht – Wie fehlende Mitarbeiter die Wirtschaft bremsen“ diskutieren am 10. Mai Wissenschaftsministerin Petra Olschowski, Lapp-Chef Matthias Lapp, Arbeitsagentur-Regionaldirektor Christian Rauch und dm-Chef Christoph Werner. Foto: Lapp, dm, dpa/Kraufmann/Murat

Auf Einladung von Stuttgarter Zeitung, Roland Berger und der L-Bank suchen Experten aus Politik und Wirtschaft Lösungen für die Probleme auf dem Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg. StZ-Leserinnen und -Leser können vor Ort dabei sein.

Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, hat die Lage am Arbeitsmarkt neulich mit einem Scherz umschrieben: In den Überschriften für die Monatsberichte werde nur noch zwischen den Begriffen „stabil“ und „robust“ gewechselt – weil sich die günstige Situation kaum noch verändert. In der Tat zeigt sich der Arbeitsmarkt trotz anhaltender Konsumzurückhaltung und Rezessionsängsten sehr widerstandsfähig.

Dennoch gibt es einen wachsenden Grund zur Besorgnis, weil der Mangel an Beschäftigten die Betriebe schon heute belastet – und dass bald die Babyboomer-Jahrgänge aus dem Berufsleben ausscheiden werden und die demografische Entwicklung dem Arbeitsmarkt immer mehr Kräfte entzieht, macht die Lage noch brisanter. Bundesweit rechnet die Bundesagentur mit einem Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials zwischen sechs und sieben Millionen.

Engpassberufe auf über 120 angestiegen

Die Zahl der Engpassberufe, in denen sich die Besetzung immer schwieriger gestaltet, sei auf über 120 angestiegen. Seit Jahren augenfällig sind die Personallücken in den Bereichen Erziehung und Pflege sowie in ausgewählten IT-Berufen. Hinzugekommen sind das Handwerk und nach der Pandemie der Hotel- und Gaststättenbereich. Etwas entspannt hat sich die Situation der BA zufolge in den industriellen Metall- und Elektroberufen. Klar sei aber, dass man nicht mehr von einem Fachkräftemangel sprechen könne, sondern in Teilen schon vom Arbeitskräftemangel.

Nun könnte die Digitalisierung auf unterschiedlichen Feldern – beispielsweise in der Verwaltung – helfen, Arbeitskräfte einzusparen, meint BA-Regionalchef Christian Rauch. Studien zeigten jedoch in ihren Prognosen, dass dies bei Weitem nicht ausreichen werde. „Insbesondere in den Dienstleistungsberufen wie der Pflege und Erziehung sind Digitalisierungseffekte dafür viel zu schwach.“ Die Prognosen zeigten vielmehr, dass sich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage gerade auf der Facharbeiterebene deutlich verstärken werde. „In vielen Bachelorberufen ist aber eine Entspannung zu erwarten.“

Mehr Zuwanderung könnte eine Lösung sein

Da stellen sich viele Fragen, wie man aus der Misere herauskommt – etwa: Wie teuer kann Arbeit noch werden? Mit welchen Instrumenten erhöht man die Erwerbsquote? Wie werden potenzielle Bewerber angesprochen? Was könnte bei der Ausbildung besser laufen? Muss die Lebensarbeitszeit verlängert werden? Was kann man sich vom Gesetzentwurf zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung versprechen?

Sorge über den Mangel an Ingenieuren

Über all dies wird Joachim Dorfs, Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, am Mittwoch, 10. Mai, mit einer fachkundigen Runde diskutieren. Titel: „Arbeitskräfte verzweifelt gesucht – Wie fehlende Mitarbeiter die Wirtschaft bremsen“. Seine vier Gesprächspartnerinnen und -partner sind unmittelbar mit den Schwierigkeiten und der Bandbreite von Einwirkungsmöglichkeiten befasst.

Da ist die Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne), die sich insbesondere sorgt, dass dem Land die Ingenieure ausgehen. „Um die Herausforderungen Transformation der Wirtschaft, Klimawandel und Digitalisierung bewältigen zu können, brauchen wir mehr denn je akademische Fachkräfte, insbesondere in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Mint)“, sagt sie. Ein Projektteam aus Wissenschaft und Wirtschaft hat „vielversprechende Handlungsempfehlungen“ vorgelegt, wie die Ministerin lobte.

„Es gibt nicht den einen Hebel“

Teil des Expertenteams ist der BA-Regionalgeschäftsführer Rauch. Der sagt zur möglichen Behebung des Fachkräftemangels: „Es gibt nicht den einen Hebel – alle müssen bedient werden, das macht es so herausfordernd.“ Wie Unternehmenslenker mit der Situation umgehen, berichten Matthias Lapp, der neue Vorstandsvorsitzende der Lapp-Gruppe, sowie Christoph Werner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Drogeriemarktkette dm. Schließlich ist es genauso wichtig, bewährte Mitarbeitende im Unternehmen zu halten, damit gar nicht erst so große Personallücken entstehen. Da können beide Manager ihre Rezepte verraten.

Leserinnen und Leser unserer Zeitung können die Diskussion vor Ort in der Rotunde der L-Bank verfolgen. Zudem können Sie dem Moderator Joachim Dorfs vorab eigene Fragen schicken.

So können Sie teilnehmen

Gesprächsreihe
 Die Stuttgarter Zeitung veranstaltet gemeinsam mit der L-Bank und der Unternehmensberatung Roland Berger seit vielen Jahren Gespräche zur „Zukunft der Region“.

Termin
 Die aktuelle Podiumsdiskussion zum Thema „Arbeitskräfte verzweifelt gesucht – Wie fehlende Mitarbeiter die Wirtschaft bremsen“  findet am Mittwoch, 10. Mai, in der Rotunde der L-Bank statt. Die Adresse: Börsenplatz 1 in Stuttgart. Das Gespräch beginnt um 19.15 Uhr.

Anmeldung
Leserinnen und Leser, die dabei sein wollen, können sich unter www.stzlinx.de/zukunftderregion anmelden; jeweils maximal zwei Personen. 300 Zuhörer können vor Ort sein.

Fragen
Wer den Experten eine Frage stellen möchte, sendet an chef@stuttgarter-zeitung.de eine Mail.