Eine PV-Anlage lohnt sich oft nicht nur auf der Südseite. Foto:  

Auf Einladung der Kreissparkasse informierten sich viele Interessierte über Möglichkeiten zur Nutzung von Solarenergie. Auch um weitere Bürgersolaranlagen ging es.

„Offensichtlich haben wir ein interessantes Thema für Sie aufgerufen“, sagte Steffen Killian, der Geschäftsbereichsleiter Privatkunden der Direktion Leonberg der Kreissparkasse Böblingen, angesichts der voll belegten Plätze in der Steinturnhalle. Unter dem Titel „Wir brennen für Solar“ hatte das Geldinstitut Kundinnen und Kunden sowie die Öffentlichkeit zu einem Vortrag eingeladen. Der Obermeister der Elektroinnung Böblingen, Rolf Brenner aus Herrenberg-Kuppingen, sprach über die Möglichkeiten von Photovoltaikanlagen für die umweltfreundliche Energiegewinnung. Der Leonberger Baubürgermeister Claus Brenner steuerte zum Thema die Sicht der Kommune bei. Dabei wurde deutlich, dass die Stadt in Sachen Photovoltaik recht aktiv ist, derzeit aber keine privaten Anlagen fördert.

Bis zu 60 Prozent des Ertrags auf der Nordseite

Er beackere das Thema Photovoltaik (PV) seit 20 Jahren, erzählte der Innungsobermeister. Die erste Anlage habe er auf seinem eigenen Gebäude montiert. Inzwischen sind unzählige weitere dazugekommen. Nicht immer müssten die Module nur nach Süden ausgerichtet sein, sondern bei großen Flächen seien Anlagen in alle Himmelsrichtungen sinnvoll. Bei guter Modulqualität könnten etwa auf der Nordseite bis zu 60 Prozent, auf den Ost- und Westseiten 75 Prozent des Ertrags der Südseite erreicht werden. „Bei den heutigen Energiepreisen ist das durchaus zu überlegen“, so Brenner. Der Elektrofachmann wies zudem daraufhin, dass für PV-Anlagen ein Überspannungsschutz vorgeschrieben sei – „die Versicherungen sind da sehr genau“. Außerdem müsse man daran denken, für einen entsprechenden Zählerplatz im Haus zu sorgen, wenn der Strom ins Netz eingespeist werden soll. Brenner erläuterte die vielen verschiedenen Möglichkeiten, gewonnene Energie in Batterien zu speichern und dann beispielsweise eine Wärmepumpe, Klimageräte oder eine Wallbox für das Laden von E-Autos zu betreiben.

Langfristig gute Geldanlage?

„Eigene Energie ist etwas Tolles“, sagte Rolf Brenner voller Begeisterung. Man mache sich ein Stück weit unabhängig, und da seien auch Emotionen im Spiel. Die Frage nach den Kosten für PV-Anlagen konnte er allerdings nur grob beantworten, sie hingen von vielen Faktoren ab, etwa von der Dachgröße und dem Stromverbrauch. Für eine gute Qualität müsse man mit etwa 2000 Euro pro Kilowatt rechnen. „Jede PV-Anlage ist wie ein Maßanzug fürs Gebäude“, sagte er. Man könne nicht pauschal sagen, ob sich die Investition rechnet, nur Fachbetriebe könnten das genau ausrechnen. „Die Solaranlage ist langfristig eine gute Geldanlage.“

Und er führte noch ein weiteres Argument an. „Schau ich nur auf den wirtschaftlichen Aspekt oder will ich auch etwas für die nachfolgenden Generationen tun“, lautete Brenners grundsätzliche Frage. „Die Situation, die wir gerade haben, bewegt uns doch alle.“ Viele Menschen stellten sich die Frage, „wie wir unserem Planeten etwas Gutes tun können“.

Das spüren auch die Finanzierungsberater der Kreissparkasse. Martin Haag, der Leiter des Immobilien-Centers Leonberg, bestätigte, dass es in den Gesprächen mit den Kunden immer auch um das Thema PV gehe. Die Stadt Leonberg ist in Sachen PV ebenfalls aktiv. „Wir stecken 300 000 Euro pro Jahr in PV-Anlagen auf unseren städtischen Gebäuden. Natürlich könnte man immer mehr machen“, sagte der Baubürgermeister Claus Brenner, ein begrenzender Faktor sei aber die Zahl der Mitarbeiter. Man realisiere sehr vielfältige Anlagen, auch größere, die über den eigenen Bedarf hinaus Strom produzieren. Der Baubürgermeister lobte „den wunderschönen Neubau“, den die Kreissparkasse gerade an der Grabenstraße errichtet. Steffen Killian nutzte die Gelegenheit und erklärte, dass dort auf dem neuen Direktionsgebäude 82 PV-Module montiert werden und auf den vier Wohnhäusern 192 weitere.

Bei städtischen PV-Anlagen bremst die Zahl der Mitarbeiter

Ein Zuhörer fragte, ob in der Stadt wieder Bürgersolaranlagen möglich seien. 16 gebe es bereits. Die letzten seien sehr schnell überzeichnet gewesen, sagte er. Claus Brenner entgegnete, dass derzeit nur noch wenig geeignete Dachflächen vorhanden seien. Bei künftigen Flächenentwicklungen seien Bürgerbeteiligungen aber wieder denkbar, stellte er in Aussicht.