Erfolgsabend: die Lange Nacht der Inklusion – hier bei einer Einlage der Brenz Band. Foto: /Mathes

Tanzen im Rollstuhl, Beats, dass die Wände wackeln, singen mit und ohne Handicap: Hunderte Besucher feiern in Ludwigsburg bei der Langen Nacht der Inklusion.

Auf Instagram folgen der Langen Nacht der Inklusion plötzlich Leute aus Berlin, beim Livestream guckten Hunderte zu, die nicht persönlich kommen konnten, und in Präsenz im Ludwigsburger Reithaus drängten sich phasenweise mehr als 500 Menschen auf den Plätzen und feierten barrierefreies Zusammensein: Am Samstag spielte sich in der Event-Location der Wohnungsbau Ludwigsburg ein denkwürdiger Abend ab. Inklusive Bands und Chöre, Puppenspieler oder Formationen wie die Rollstuhltänzerinnen des TCL Ludwigsburg rissen die Besucherinnen und Besucher mit; Menschen mit und ohne Behinderung kamen miteinander ins Gespräch, tanzten und hatten hürdenfrei stundenlang Spaß miteinander.

Beim Rolli-Parcours oder bei Möglichkeiten, den Seh-Sinn temporär abzugeben oder mittels eines Altersanzugs in die Haut eines stark bewegungseingeschränkten Menschen zu schlüpfen, ließen sich Perspektivwechsel vornehmen – eine Gelegenheit, die von den Besuchern reichlich genutzt wurde. In der Moderation von Florian Sitzmann und Hülya Marquardt – beide sind beinamputiert, Marquardt wechselte für den Abend mehrfach vom Rollstuhl auf kurze und lange Prothesen und überraschte mit immer neuen Outfits – wurden viele Themen, bei denen sich Menschen ohne Einschränkungen im Alltag eher ausblenden, ohne Scheuklappen und mit viel Humor angesprochen: ein Verdienst des Duos, das auch schwierige Fragestellungen unverkrampft aufs Tapet zu bringen vermochte. Für die Moderation des Live-Streams war der junge Inkluencer Luk Bornhak am Start.

Glücklich und baff

Über den großen Zuspruch waren die Veranstalter so glücklich wie baff. „Es war in jeder Hinsicht fulminant für uns alle“, sagt Silke Rapp von Tragwerk, dem Verein für Chancengleichheit. Vor allem, dass auch so zahlreiche Besucher vorbeischauten, die keinen Inklusions-Hintergrund hatten, sondern sich einfach neugierig aufs Programm waren, freute das Organisations-Team und alle, die etwas auf die Bühne brachten oder mit anderen Beiträgen beteiligt waren. Die Hoffnung sei nach diesem Erfolg groß, dass Stadt und Landkreis in eine institutionalisierte Finanzierung einstiegen, sagt Silke Rapp, um die Lange Nacht der Inklusion auf eine gesicherte Basis zu stellen.