Im vergangenen Jahr fuhr das Paar rund 3500 Kilometer durch England. Foto: privat

Karin und Thilo Bauer unternehmen vom 1. bis 8. September zum dritten Mal eine Abenteuer-Rallye für den guten Zweck. In einem alten Mercedes geht es 2000 Kilometer quer durch Italien.

Wenn Karin und Thilo Bauer die Tore ihrer Garage in Aidlingen öffnen, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dicht an dicht stehen hier mehrere Oldtimer nebeneinander. An den Wänden hängen alte Straßenschilder. Es riecht nach altem Leder, Motoröl und Nostalgie.

312 000 Kilometer stehen auf dem Tacho des Oldtimers

Ganz vorne parkt eine alte Mercedes S-Klasse, Modell W216. Das Fahrzeug hat mittlerweile 312 000 Kilometer auf dem Buckel. Ab dem 1. September kommen 2000 Kilometer mehr dazu.

Geschlafen wird im Zelt auf dem Autodach

Das Ehepaar wird nämlich zum dritten Mal an einer sogenannten Abenteuer-Rallye teilnehmen, die einmal quer durch Italien, von den Dolomiten bis nach Sizilien, führt. Abenteuerlich ist diese Strecke nicht nur, weil sie in einem Oldtimer zurückgelegt wird. Sondern auch, weil die Rallye einigen Regeln unterliegt: Keine Autobahnen dürfen gefahren, kein Navi oder GPS verwendet werden. Auch die Unterkunft ist alles andere als gewöhnlich: Geschlafen wird nämlich in einem Zelt, das oben auf dem Autodach angebracht ist.

Unterstützt wird der Förderverein krebskranker Kinder in Tübingen

In den vergangenen Jahren haben die Bauers schon zweimal bei einer solchen Rallye mitgemacht. Das erste Mal ging es 5000 Kilometer durch Europa, im vergangenen Jahr wurden 3500 Kilometer durch England hingelegt. Die Ziele mögen in jedem Jahr unterschiedlich sein. Der Hintergrundgedanke der Rallye nicht. Die ganze Aktion dient nämlich dem guten Zweck. „Die Aufgabe der Fahrer ist es, dadurch Spenden für verschiedene wohltätige Organisationen zu sammeln“, erklärt Thilo Bauer. Die beiden Aidlinger unterstützen jedes Jahr den Förderverein krebskranker Kinder in Tübingen.

Bei den vergangenen beiden Rallyes haben die beiden Oldtimer-Liebhaber insgesamt 10 000 Euro sammeln können. Wie viel es diesmal wird, bleibt abzuwarten – denn gespendet werden kann noch bis zum Ende der Rallye. „Das Geld kommt zum Beispiel dem Eltern- und Familienhaus zugute“, sagt Thilo Bauer. Dort können die Angehörigen der kleinen Patienten übernachten.

Die Abenteuer-Rallye wird von den Teilnehmern sehr ernst genommen. Wer spendet, kann sicher sein, dass das Geld auch wirklich da ankommt, wo es soll. „Und zwar eins zu eins“, betont Thilo Bauer. „Wir zwacken davon nichts für unseren Sprit ab, oder so.“

Ganz günstig ist die Teilnahme an einer Oldtimer-Rallye nicht. Aber es lohnt sich, wenn man wie Karin und Thilo Bauer Benzin im Blut hat. „Man fährt da Strecken, die würde man sonst im Leben nicht finden“, sagt Karin Bauer. „Unterwegs landet man oft in wunderschönen, kleinen Orten.“ Und die Einwohner seien meist ziemlich aus dem Häuschen, wenn eine Kolonie an Oldtimern durch ihre Dörfer fährt.

Für Reparaturen auf der Strecke fährt ein Mechaniker-Crack auf der Tour mit

Aber was passiert eigentlich, wenn unterwegs mal etwas an den Oldtimern kaputt geht? „Oft helfen sich die Teilnehmer gegenseitig mit Ersatzteilen aus“, sagt Thilo Bauer. „Aber wir haben auch einen Spezialisten im Team.“ Bei größeren Notfällen könne man auch den Rallye-Mechaniker Hardy Leben informieren. „Der hat schon mal unterwegs ein Motorrad wieder hingekriegt, dass komplett über den Haufen gefahren wurde“, sagt Thilo Bauer.

Die beiden Oldtimer-Fans sind also in guten Händen. Aber die Gemeinschaft ist es schließlich auch, die die Szene ausmacht. Während der Rallye achtet man aufeinander, führt Motorgespräche am Lagerfeuer oder spendet sogar selbst für die Kampagne anderer. „Für dieses Hobby muss man ein wenig verrückt sein“, gibt Thilo Bauer zu. „Das verbindet.“

Den 52-Jährigen begleiten Autos bereits sein ganzes Leben lang. Seine Kindheit hat der Sohn eines Werbeagentur-Inhabers quasi auf der Rennstrecke verbracht. Als er später den Konstrukteur Kurt Brixner kennenlernte und sich einen Brixner Spider zulegte, war die Flamme schließlich entfacht. „Und zum Glück habe ich eine Frau, die gerne die dreckigen Finger teilt.“

Fahrten im Oldtimer wirken wie ein Entschleuniger in schnelllebiger Zeit

Für Karin und Thilo Bauer sind Oldtimer mehr als nur Autos. Zum einen macht den beiden die alte Technik Spaß. „Man fährt die Fahrzeuge selbst, nicht umgekehrt“, sagt Thilo Bauer. „Und das Fahren ist unheimlich entschleunigend in der heutigen, hektischen Zeit.“ Zudem falle man in der Gesellschaft mit einem Oldtimer immer auf. „Die Kinder zeigen darauf, bei älteren Leuten rufen die Autos Erinnerungen hervor“, sagt Karin Bauer. „Und Oldtimer sind ein schönes Kulturgut.“ Die Modelle werden nämlich nicht einfach einer Presse übergeben, sondern liebevoll restauriert, bis sie wieder fahrtüchtig sind. Fünf Jahre lang haben Karin und Thilo Bauer zum Beispiel an ihrer Mercedes S-Klasse geschraubt. Heute sieht das Auto aus wie neu. „Nachhaltiger geht es nicht“, so Karin Bauer.

Spenden für die Abenteuer-Rallye

2021
bei der „European 5000 & Mountain Summit“ haben Karin und Thilo Bauer 6803 Euro eingefahren.

2022
bei „Knights of the Island“ hat das Aidlinger Ehepaar im Oldtimer-Mercedes 2980 Euro an Spendengeldern zusammentragen können.

2023
wie viel jetzt zusammenkommt, ist offen. Über den nebenstehenden QR-Code können Spendenwillige unkompliziert Überweisungen tätigen, Kontodaten liegen nicht vor. Auch über den Link betterplace.org/f44597 öffnet sich das Spendenportal.