Erwin Heller schwört seine Gemeinde auf schwierige Jahre ein. Es bleiben kaum finanzielle Spielräume. Foto: /Stefanie Schlecht

Kleinere Gemeinden wie Altdorf bekommen die Auswirkungen der Bundespolitik härter zu spüren als größere, weil sie ohnehin nicht die großen fianziellen Spielräume haben. Der Bürgermeister Erwin Heller sagt: „Dieser Haushalt ist mein 20., aber der bislang schlechteste.“

Der Neujahrsempfang am Freitagabend in der Altdorfer Festhalle eröffnete den Reigen der Jahresauftaktveranstaltungen des Wochenendes im Kreis Böblingen. Gekommen waren neben rund 250 Bürgerinnen und Bürgern auch der Landrat Roland Bernhard sowie Abgeordnete aus Land- und Bundestag. An die richtete der Bürgermeister Erwin Heller durchaus auch einige kritische Worte. „Wer eine Leistung zusagt, der muss auch gewährleisten, dass diese Leistungen dauerhaft erbracht werden können“, sagte der Altdorfer Schultes mit Blick auf die Aufnahme geflüchteter Menschen, Verkehrs-, Energie- und Wärmewende sowie dem Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung in der Grundschule.

Welche Folgen dies zusammen mit gestiegenen Energie- und Baukosten für eine kleinere Gemeinde wie Altdorf hat, verdeutlichten Hellers Ausführungen zum demnächst im Gemeinderat einzubringenden Haushalt für dieses Jahr. „Rückläufige Einnahmen und steigende Ausgaben machen uns erhebliche Probleme“, führte der Altdorfer Bürgermeister aus, „die Aufwendungen des laufenden Haushaltes übersteigen unsere Erträge bei weitem.“ Also muss die Gemeinde an ihr Erspartes und hat keine freien Mittel mehr für Investitionen. „Der Haushalt 2024 ist mein 20., aber der bislang schlechteste“, fasste Erwin Heller mit Bedauern zusammen.

Musikalisch umrahmt vom Schulchor und Trompeter Roland Brugger sowie erstmals begleitet von einer Gebärdendolmetscherin, ließ der Altdorfer Bürgermeister beim normalerweise im zweijährigen Turnus stattfindenden Neujahrsempfang zuerst 2022 und 2023 in vielen bunten Bildern Revue passieren. Dann ging es ums Hier und Jetzt. Das Kosten intensivste, laufende Projekt ist die Rathausanierung mit einer Gesamtinvestitionssumme von rund vier Millionen Euro, von denen allerdings gut die Hälfte als Zuschüsse von Land und Bund übernommen werden. Gleiches gilt für den Radweg entlang der Ortsdurchfahrt, während dessen Anlage gleichfalls notwendige Kanalarbeiten in der Holzgerlinger Straße abgewickelt werden, was größere Sperrungen und Umleitungen erfordert.

Neben diesen beiden Großinvestitionen liegen weitere Schwerpunkte der Verwaltungstätigkeit unverändert in der Kinderbetreuung, mit dem Ziel dem akuten Fachkräftemangel Herr zu werden. Wie wichtig der Hochwasserschutz ist, wurde zuletzt an Fronleichnam im Jahr mit größeren Überflutungen auch im Altdorfer Ortskern deutlich. Eine weitere schwierige Aufgabe ist bei bereits für Einheimische knappem Wohnraum die Unterbringung von immer weiteren Flüchtlingen. 51 Neuankömmlinge waren es 2023, mit voraussichtlich 39 wird in diesem Jahr gerechnet. Mit dem Glasfaserausbau, der neuen Buslinie von Herrenberg über Hildrizhausen und Altdorf nach Holzgerlingen, dem wichtigen Thema Klimaschutz und einem demnächst auch in Altdorf aufgelegten Förderprogramm für Balkonkraftwerke sowie dem Appell zur Teilnahme der Einwohner an den Europa- und Kommunalwahlen am 9. Juni – auch als Kandidaten – schloss sich der Kreis.

„Kommune heißt Gemeinschaft“

Trotzdem will Erwin Heller verhalten optimistisch in die Zukunft blicken. Daran ändern auch die vielen Krisen in der Welt, deutsche Beteiligung am Krieg gegen Russland, die auch erwähnt wurde, und weitere Auseinandersetzungen im Nahen Osten nichts. Als Grund dafür nannte der Rathauschef den Zusammenhalt im Flecken. Sein Dank ging daher an Gemeinderat, Gemeindeverwaltung und alle Ehrenamtlichen. „Kommune heißt Gemeinschaft“, so Heller, „wenn wir zusammenstehen, dann können wir die großen Herausforderungen meistern.“